0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filtro
1629 Vistas

Zweiteiliges virtuelles Kooperationssymposium von DG Paro und CP Gaba mit intensiven Diskussionen

(c) Screenshot: Quintessence News

Spannendes Format, Pro- und Contra-Diskussion der Referenten zum Thema EFP-Leitlinien und Umsetzung in der Praxis: das erste virtuelle zweitägige DG Paro/CP Gaba-Symposium im vergangenen Jahr bot viele Informationen und Positionen für die Parodontologie.

Das Symposium, das im Zuge der Hybrid-Jahrestagung der DG Paro Mitte September 2020 stattfand, brachte im ersten Teil die ungewöhnlich provokante und selbstkritische Expertendiskussion rund um das Thema Leitlinien und deren Umsetzung in der Praxis. Im zweiten, live aus Stuttgart übertragenen Teil gab es umfassende Informationen über die drei Therapiestufen sowie zur unterstützenden Parodontitis-Therapie der neuen EFP-Leitlinien.

Kontrovers beim Thema Leitlinien in der Praxis

Prof. Dr. Dr. h.c. Holger Jentsch (Universität Leipzig), Generalsekretär der DG Paro, eröffnete das Symposium mit seinem Vortrag „Ein Muss oder ein Kann in der Praxis? – Was sind Leitlinien?“. Leitlinien sind empfehlende Handlungsanweisungen ohne rechtlich bindenden Charakter, so Jentsch, die ein Sachverständigengutachten nicht ersetzen. Sie geben den aktuellen Erkenntnisstand wieder und sollen bei der Entscheidungsfindung für eine angemessene Versorgung von Patienten helfen. Dementsprechend sind sie als Handlungs- und Entscheidungskorridore zu verstehen. In jedem Fall muss die spezifische Situation einzeln geprüft und eine individuelle Behandlungsentscheidung getroffen werden. Jentsch übernahm auch die Gesamtmoderation des virtuellen Symposiums.

„Muss“ oder „Kann“ für die Praxis?

Die ebenfalls aus dem DG Paro-Umfeld kommenden Referenten Prof. Dr. Peter Eickholz (Universität Frankfurt/Main) und Prof. Dr. Thomas Kocher (Universität Greifswald) diskutierten im Anschluss kontrovers, ob die neuen Leitlinien „ein Muss oder ein Kann in der Praxis“ sein sollten. Eickholz, der die Pro-Position einnahm, erläuterte den Grund für seinen Standpunkt anhand eines konkreten Patientenfalls: Es handelte sich dabei um einen Furkationsbefall Grad III. Anhand der neuen Leitlinien könne man sehr gut herausarbeiten, welche Behandlungsoptionen in Frage kommen, so Eickholz. Er begründete seine Meinung damit, dass die Leitlinien auf Basis der besten verfügbaren Literatur von Experten erarbeitet wurden und somit einen hohen Standard böten. Zahnärzte, Patienten, aber auch politische Entscheidungsträger hätten somit eine gute Grundlage zur Orientierung, bzw. für konkrete Entscheidungen. Eickholz ist überzeugt, dass „klinische Leitlinien praktische, konkrete Antworten auf die Frage geben sollten: Was ist in meinem spezifischen Fall zu tun?”

Die Diskussionsrunde des ersten Teils mit Prof. Dr. Thomas Kocher, Prof. Dr. h.c. Holger Jentsch und Prof. Dr. Peter Eickholz
Die Diskussionsrunde des ersten Teils mit Prof. Dr. Thomas Kocher, Prof. Dr. h.c. Holger Jentsch und Prof. Dr. Peter Eickholz
@ Screenshot: Quintessence News

Probleme mit der Studienlage

Kocher hielt dagegen, dass die neuen Leitlinien auf systematischer Evidenzbasierung gründeten, was für ihn bereits eines der Hauptprobleme darstelle. Laut Kocher seien sich die unterschiedlichen Fachgremien uneinig über die Einschlusskriterien für die Studienauswahl. Einerseits werde eine hohe Studienqualität gefordert, andererseits gebe es aber für den wichtigsten Teil der Parodontitis-Therapie, die subgingivale Instrumentierung, nur Beobachtungsstudien. Viele Themen bleiben für ihn offen, etwa die Fragen nach einer berufsbedingten Befangenheit der Leitlinien-Kommission, nach der ausreichenden Differenzierung der Empfehlungen oder der partnerschaftlichen Einbeziehung der Patienten. Kocher stellte auch in Frage, ob die Leitlinien bei den Kolleginnen und Kollegen in den Praxen oder den Patienten überhaupt angenommen würden. Für ihn „scheint die Umsetzung der Leitlinien in der Praxis … ein schwerer Weg zu sein.”

Die neuen EFP-Leitlinien – drei Therapiestufen

Im zweiten Teil des Kooperationssymposiums gab es umfassende Informationen über die drei Therapiestufen der neuen EFP-Leitlinien. Neben Eickholz und Kocher beteiligten sich noch weitere Experten, wie Prof. Dr. Christof Dörfer (Universität Kiel) sowie Christian Nobmann von der Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV).

Individualisierte Mundhygieneschulungen

Professor Dörfer, der die erste Therapiestufe „Präventive und gesundheitsfördernde Instrumente“ vorstellte, betonte die besondere Bedeutung der individualisierten Mundhygieneschulung und der Kontrolle von Risikofaktoren wie Rauchen oder Diabetes im Zusammenhang mit Parodontitis. Die neuen Leitlinien legen einen besonderen Schwerpunkt auf die Kontrolle von gingivalen Entzündungen in allen Parodontitis-Stadien. Empfohlen werden hier neben regelmäßigem Zähneputzen und der Interdentalraumreinigung auch chemische Adjuvantien.

Prof. Dr. Christof Dörfer eröffnete mit seinem Vortrag den zweiten Seminartag
Prof. Dr. Christof Dörfer eröffnete mit seinem Vortrag den zweiten Seminartag
@ Screenshot Quintessence News

Biofilmmanagement –  was ist nützlich, was richtet Schaden an

In der zweiten Therapiestufe, vorgestellt durch Professor Kocher, geht es um die Beseitigung bzw. Reduktion des Biofilms durch subgingivale Instrumentierung. Diese wird in den Leitlinien als wesentliche Therapiemethode angesehen, allerdings sollte die fallspezifische Auswahl der Technik, ob Hand-, Schall- oder Ultraschall-Instrument oder das fallbezogene Vorgehen, quadrantenweise oder Full-Mouth-Scaling (FMS), den Zahnärztinnen und Zahnärzten vorbehalten bleiben. Antibiotika sollten nicht routinemäßig gegeben werden, so Kocher „es gibt nur wenige Ausnahmen, die die Antibiotikagabe rechtfertigen“. Zu den verwendbaren Antibiotika gehörten lokale Antibiotika, lokale Antiseptika und adjuvante Antiseptika wie CHX. Aufgrund der inhomogenen Literatur seien Probiotika, antiinflammatorische Medikamente, Omega-3-Fettsäuren, Laser- oder photodynamische Therapien ausdrücklich nicht zu empfehlen. Ziel der Leitlinien sei es laut Kocher klar herauszustellen: „Was ist nützlich, was richtet Schaden an“.

Professor Eickholz stellte die dritte Therapiestufe, die Parodontalchirurgie, vor. Wenn nach der ersten und zweiten Therapiestufe eine Resttaschentiefe von ≥ 6 mm bleibt, sollte gemäß den Leitlinien eine chirurgische Behandlung folgen. Allerdings nur, wenn die Patienten eine adäquate Mundhygiene aufrechterhalten können, so die deutliche Empfehlung. Bei Resttaschen von ≥ 3mm bieten die Leitlinien unterschiedliche Behandlungsoptionen an, so Eickholz.

Hauptsache entzündungsfrei

Dörfer erläuterte im Anschluss, was sich bei der Unterstützenden Parodontitis-Therapie (UPT) bewährt hat. Seine Zusammenfassung: „Es geht immer um langfristige entzündungsfreie Verhältnisse“. Auch hier könnten die neuen Leitlinien Orientierung geben. Diese empfehlen die Vorlieben der Patienten für die Mundhygiene zu berücksichtigen. Neben unterschiedlichen Wirkstoffen in Zahnpasten und Mundspülungen, wird auch eine routinemäßige Professionelle Zahnreinigung (PZR) empfohlen. Zudem sollten die individuellen Risikofaktoren der Patienten kontrolliert werden.

Parodontitistherapie lohnt sich

Rechtsanwalt Nobmann stellte in seinem Vortrag klar, warum sich die Parodontitis-Therapie lohne. Die neuen Leitlinien und das Symposium verdeutlichten aus Sicht des KZBV-Experten einmal mehr, wie wichtig das zahnärztliche Gespräch zur Mundhygiene und die UPT für den Erfolg der Parodontaltherapie seien. Über die neue PAR-Richtlinie und die adäquate Vergütung dieser Leistungen wurde zum Zeitpunkt des Symposiums aktuell im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) verhandelt. (Die neue PAR-Richtlinie ist am 16. Dezember 2020 vom G-BA beschlossen worden, die Verhandlungen zur Bewertung sollen im April abgeschlossen sein, die neue PAR-Richtlinie dann zum 1. Juli 2021 in Kraft treten und in der Praxis wirksam werden. Anm. d. Red.)

Die Aufzeichnungen beider Teile des Kooperationssymposiums sind in voller Länge verfügbar
Teil 1: Leitlinien und deren Umsetzung in der Praxis
Teil 2: Die drei Therapiestufen der neuen EFP-Leitlinien

 

Titelbild: Die Diskussionsrunde des zweiten Teils mit RA Christian Nobmann, Prof. Peter Eickholz, Prof. Dr. Dr. h.c. Holger Jentsch, Prof. Dr. Thomas Kocher und Prof. Dr. Christof Dörfer (von links)
Parodontologie Prävention und Prophylaxe Praxisführung Team Studium & Praxisstart Zahnmedizin

¡AdBlocker activo! Por favor, espere un momento...

Nuestros sistemas informan de que está utilizando un software AdBlocker activo, que bloquea todo el contenido de la página para ser cargado.

Lo justo es justo: Nuestros socios de la industria ofrecen una importante contribución al desarrollo de este sitio de noticias con sus anuncios. Encontrará un claro número de estos anuncios en la página de inicio y en las páginas de artículos individuales.

Por favor, ponga www.quintessence-publishing.com en su «adblocker whitelist» o desactive su software de bloqueo de anuncios. Gracias.

Más noticias

  
14. nov 2024

Zahnfleischgesundheit ist wichtiger Teil der Diabetesversorgung

EFP weist zum Weltdiabetestag am 14. November auf Verbindungen von Zahnfleischerkrankungen und Diabetes hin
6. nov 2024

Alles andere als einseitig

Dürr Dental: Lunos-Anwendungsspektrum reicht von der PZR bis hin zur Parodontitis- und Periimplantitistherapie
29. oct 2024

Förderungen von Forschung und Nachwuchstalenten

CP Gaba: Preise wurden auf der Jubiläumstagung der DG Paro zu deren 100. Geburtstag verliehen
25. oct 2024

Lebensstil und Ernährungszahnmedizin

Prof. Johan Wölber über den neuen Studiengang Dentalhygiene (B.ASc.) an der Dresdener International University
25. oct 2024

Systematische Parodontitistherapie im universitären Umfeld – Praxisrelevant oder nicht? – Teil 2

Diskussion der Behandlungskonzepte und therapiespezifischen Details der jeweiligen Zentren einschließlich spezifischer regionaler Unterschiede
24. oct 2024

Parodontologische Fachkompetenz für den Sanitätsdienst

Dr. Thomas Eger stand mehr als 30 Jahre für die Parodontologie am Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz
16. oct 2024

2. Preis geht nach Deutschland für „Paro-ComPas“

Team um Prof. Bettina Dannewitz erfolgreich beim EFP Digital Innovation Award 2024
14. oct 2024

Extra weiche Borsten für die gründliche und sanfte Zahnreinigung

Neue Meridol Zahnfleisch-Komfort-Zahnbürste Extra Sanft: 6.000 mikrofeine Borsten gegen Plaque