PD Dr. Christoph Ramseier, Universität Bern, ist Gewinner des EFP Research Price 2018. Drei hochkarätige Forschungsarbeiten hatte die Fachjury des Research Price der European Federation of Periodontology (EFP) für die Finalisten-Präsentation auf der EuroPerio9 in Amsterdam am 23. Juni 2018 ausgewählt. Der Preisträger wurde am 24. Juni in der Abschlusssession des weltweit größten Fachkongresses für Parodontologie und Implantologie gekürt.
Ramseier überzeugte die Jury – mit Phoebus Madianos (Griechenland, Chair), Iain Chapple (Großbritannien) und Maurizio Tonetti (Hong Kong) – und das Publikum mit der Präsentation der Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe, die sich mit der Frage nach einem sinnvollen Recall-Intervall befasst hatte („Time between recall visits and residual probing depths predict longterm stability in patients enrolled in supportive periodontal therapy“).
Ramseier et al. entwickelten einen neuen Algorithmus, um sinnvolle Intervalle für die unterstützende Parodontaltherapie (UPT) festzulegen. Dazu wurden die Daten von 883 Patienten der parodontologischen Abteilung der Universität Bern aus 30 Jahren untersucht. Ziel war es, die beste Zeit für die UPT in Abhängigkeit von stabilen Sondierungstiefen der verbliebenen Taschen zu bestimmen.
Stabile Sondierungstiefen als Kriterium
Dabei zeigte sich, dass Patienten, die fünfmal hintereinander in kürzeren Abständen kamen, stabilere Sondierungstiefen zeigten als jene, die ihre berechneten Termine verspätet wahrnahmen. Zudem zeigte sich ein reduzierter Wert beim Zahnverlust in der Gruppe der Patienten, die früher zur UPT kamen.
Ramseier et al. empfehlen daher, die Sondierungstiefen vorhandener Resttaschen als Anhaltspunkt für die Berechnung des nächsten UPT-Termins zu nutzen.
Die „Wächter des gesunden Parodontiums“ im Blick
Weitere Finalisten waren die Arbeitsgruppen von Prof. Dr. Henrik Dommisch (Charité Berlin) und Eduardo Montero (Universidad Complutense, Madrid). Dommisch et al. hatten sich in vivo und in vitro mit dem Biofilm und den antimikrobiellen Peptiden der Gingiva als Teil der körpereigenen Immunabwehr befasst. Dazu war bei 20 gesunden Probanden durch unterlassene Mundhygiene an jeweils sechs Zähnen eine Gingivitis erzeugt, dann am 35 Tagen Bleeding on Probing und Plaque Index erhoben, Gewebeproben und Sulkusfluid (GCF) entnommen. Untersucht wurde zudem die sequenzielle und differenzierte Ausschüttung der verschiedenen antimikrobiellen Peptide (AMP) über die Zeit der Entzündung. Es sei mit dieser Studie erstmals gelungen, diese Ausschüttung zu analysieren und damit die Basis zu schaffen für weitere Untersuchungen dieser „Wächter eines gesunden Parodontiums“.
Rückschlüsse aus kardiometabolischen Risikofaktoren ziehen
Die spanische Arbeitsgruppe hatte ausgewählte Daten einer Erhebung der NHANES-Studie (National Health and Nutrition Examination Survey) aus den USA ausgewertet unter der Frage, inwieweit sich chronische Parodontitis anhand kardiometabolischer Risikomessungen vorhersagen lässt. Sie wählten aus der Studie Patienten mit mindesten 14 Zähnen und älter als 30 Jahre alt aus, bei denen zusätzlich zur Erhebung kardiometabolischer Risikofaktoren auch eine parodontologische Untersuchung erfolgt war. Die Studie konnte zeigen, dass ein Modell unter dem Einschluss der Faktoren, Alter, Geschlecht, ethische Herkunft, HbA1c und Rauchgewohnheiten zuverlässig für die Vorhersage einer Parodontitis ist und als Screening-Tool in der medizinischen Grundversorgung genutzt werden kann.