Metallfreie Gerüstmaterialien für einen auf Implantaten verankerten abnehmbaren Zahnersatz galten lange Zeit als neuralgischer Punkt im Dentallabor. Das hat sich mit den Hochleistungspolymeren geändert, die sich CAD/CAM-gestützt optimal verarbeiten lassen. Sie sind nicht nur so gut wie aus der „Klammerprothetik“ bekannte Metallgerüste, sondern besser: Diese Werkstoffe besitzen eine physiologische Elastizität und kaudruckdämpfende Eigenschaften und gelten, da metallfrei, als besonders biokompatible Option für die implantatgetragene Versorgung ganzer Kiefer.
Hochleistungspolymere im Allgemeinen, BioHPP im Besonderen
An einem Patientenfall zeigt Autor Andreas Lüdtke in der aktuellen Ausgabe der Quintessenz Zahntechnik, wie er ein teleskopierendes Gerüst aus dem Hochleistungspolymer BioHPP anfertigt und mit dem passenden Verblendkomposit eine Ästhetik erzielt, die einer Keramikverblendung ebenbürtig ist. BioHPP ist im Gegensatz zu reinen PEEK-Materialien ein teilkristalliner Thermoplast auf PEEK-Basis, der mit 20 Gewichtsprozent Keramikpartikeln verstärkt ist. Es enthält keine harten und zur Versprödung neigenden Glasfüllkörper. Die keramische Füllung hat gleich mehrere positive Effekte: Sie verbessert die Steifigkeit unter Erhalt der physiologischen Elastizitätswerte, verbessert die Poliereigenschaften und die Resistenz gegen Verfärbungen. Der Elastizitäts-Modul ist mit 4 GPa knochenähnlich und ermöglicht einen Torsionsausgleich, der Verwindungen der Unterkieferknochenspange kompensieren kann.
Ein physikalisches Leichtgewicht
Hinzu kommen verarbeitungstechnische Tugenden: Mit guten Verbundeigenschaften, geringem Gewicht und als stabiles, bruchfestes, polierbares und sehr gut spanbares (CAD/CAM) Material ist BioHPP prädestiniert für umfangreiche Versorgungen. Lüdtke zeigt die Herstellung von vier Abutments als Primärkronen und des Sekundärgerüsts aus BioHPP und die Verblendung der Zähne und Gingiva in manueller Schichttechnik. Nach den Erfahrungen des Autors des Autors sind weder Verfärbungen noch Friktionsverluste bei teleskopierenden Arbeiten aufgetreten. Mit einem Gewicht von weniger als 15 Gramm bietet die Restauration einen hohen Tragekomfort für den Patienten – ein beeindruckender Fall zu einem spannenden Werkstoff.
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