EditorialSeiten: 119-120, Sprache: DeutschDommisch, HenrikSeiten: 125-135, Sprache: DeutschKrohn, Sebastian / Paddenberg-Schubert, Eva / Cieplik, Fabian / Proff, PeterIn der vorliegenden Publikation werden bidirektionale Wechselwirkungen zwischen Parodontium und kieferorthopädischen Zahnbewegungen beleuchtet. Darüber hinaus werden Möglichkeiten und Konsequenzen für die interdisziplinäre Therapie aufgezeigt. Rezente Übersichtsarbeiten zeigen keine signifikante negative Beeinflussung einer stabil therapierten Parodontitis durch Kieferorthopädie. Dennoch sollten kieferorthopädische Maßnahmen nur bei entzündungsfreien Parodontalverhältnissen durchgeführt werden, um stabile Ergebnisse ohne Exazerbation parodontitisassoziierter Symptome zu gewährleisten. Es ist davon auszugehen, dass die Eingliederung festsitzender und herausnehmbarer kieferorthopädischer Apparaturen zu unterschiedlichen qualitativen und quantitativen Veränderungen im oralen Mikrobiom führt. Aktuelle Studienergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass diese Veränderungen nur temporär auftreten und reversibel sind. Die Anwendung kontrollierter Kräfte, die wirtsspezifische Immunantwort, personalisierte Therapiestrategien und die korrekte Abfolge der Therapiephasen sind dabei wesentliche Einflussfaktoren auf den multidisziplinären Therapieerfolg. Im parodontal kompromittierten Gebiss sind festsitzende Apparaturen zur Retention und die langfristige unterstützende Parodontitistherapie obligat.
Schlagwörter: Parodontitis, Kieferorthopädie, interdisziplinäre Behandlung, Behandlungsempfehlungen
Seiten: 137-152, Sprache: DeutschJepsen, Karin / Tietmann, Christina / Jepsen, SørenExtraktion und Implantat oder Zahnerhalt von Zähnen mit pathologischer Zahnwanderung durch kombinierte PAR- und KFO-Therapie? Eine der häufigsten phänotypischen Variationen der weit fortgeschrittenen Parodontitis im Stadium IV ist der klinische Fall, der Patienten mit pathologischer Zahnwanderung und vertikalen parodontalen Defekten beschreibt, gekennzeichnet durch Zahnwanderungen, Auffächerungen, Elongationen und Lückenbildungen. Hier stehen Behandler vor der schwierigen Therapieentscheidung, entweder betroffene Zähne zu extrahieren und durch prothetische Maßnahmen, beispielsweise auf Implantaten, zu ersetzen oder sie durch parodontale Therapie zu erhalten und kieferorthopädisch einzuordnen. Insbesondere in der ästhetischen Zone macht die Implantatinsertion zumeist eine aufwendige Kieferkammaugmentation erforderlich. Zudem ist das erhöhte Risiko für eine Periimplantitis zu bedenken. Alternativ kommen Methoden der regenerativen Parodontalchirurgie zum Erhalt der geschädigten Zähne infrage. Anschließend wird eine kieferorthopädische Therapie benötigt, um die gewanderten und/oder elongierten Zähne neu auszurichten und dauerhaft in ihrer Position zu fixieren. Bis vor Kurzem gab es wenig Information darüber, ob und wie eine derartige interdisziplinäre Zusammenarbeit von Spezialisten aus Parodontologie und Kieferorthopädie ablaufen sollte, um erfolgreich zu sein. Kürzlich publizierte Studien mit neuen Erkenntnissen bezüglich der zeitlichen Koordination der kombinierten parodontalen und kieferorthopädischen (PAR-/KFO-)Therapie − unter anderem mit dem Ziel, Behandlungszeiten zu verkürzen − sind nun in eine neue europäische S3-Leitlinie zur Therapie der Parodontitis im Stadium IV eingeflossen. In diesem Übersichtsbeitrag werden aktuelle klinische Empfehlungen zur therapeutischen Abwägung „Implantat oder Zahnerhalt mit kombiniert parodontal-kieferorthopädischer Behandlung?“ sowie entsprechende Langzeitergebnisse vorgestellt und anhand von Fallbeispielen erläutert.
Schlagwörter: pathologische Zahnwanderung, kieferorthopädische Therapie, parodontale regenerative Therapie, Stadium-IV-Parodontitis, vertikale Defekte, Implantat
Seiten: 155-168, Sprache: DeutschKruse, Anne / Thiemann, Luisa / Wolf, Marietta / Ratka-Krüger, PetraParodontale Rezessionen sind in der Bevölkerung weit verbreitet und können verschiedene Ursachen haben. Ein dünner gingivaler Biotyp, das Fehlen keratinisierter Gingiva und ein dünner Alveola-knochen aufgrund abnormer Zahnposition werden als Risikofaktoren für Rezessionen angesehen. Auch unsachgemäßes Zähneputzen mit zu hohem Bürstdruck, zu langes Bürsten oder falsche Putztechnik sowie orale Piercings können Rezessionen begünstigen. Rezessionen können auch während oder nach orthodontischer Behandlung entstehen. In einem aktuellen Review werden eine höhere Prävalenz und Schwere sowie ein größeres Ausmaß von Rezessionen nach kieferorthopädischer Behandlung berichtet. Ist eine Operationsindikation gegeben, kann die freiliegende Wurzeloberfläche mit unterschiedlichen Operationstechniken gedeckt werden. Dabei kommen neben der Bildung eines koronalen Verschiebelappens häufig autologe Bindegewebetransplantate zum Einsatz. Die Verwendung von Ersatzmaterialien wie Schmelzmatrixproteinen, Kollagenmembranen oder Eigenblutkonzentraten bietet darüber hinaus zusätzliche Therapieansätze, die den Heilungsverlauf günstig beeinflussen oder die Invasivität des chirurgischen Eingriffs reduzieren können.
Schlagwörter: Rezessionen, kieferorthopädische Behandlung, koronaler Verschiebelappen, Bindegewebetransplantate, Ersatzmaterialien
Seiten: 171-182, Sprache: DeutschAimetti, Mario / Garbo, Daniela / Vidotto, Cristina / Bongiovanni, Loretta / Citterio, Filippo / Mariani, Giulia Maria / Baima, Giacomo / Romano, FedericaWie weit können wir gehen?Die vorliegende retrospektive Studie untersucht die Wirkung einer kombinierten parodontalen und kieferorthopädischen Behandlung anhand der klinischen und röntgenologischen Ergebnisse sowie Patient-reported Outcomes (PRO) bei 40 Parodontitispatienten im Stadium IV mit fortgeschrittenem Attachmentverlust und pathologischer Wanderung der Frontzähne. Hierzu wurde jeweils nach der Diagnose (Baseline: T0), nach Abschluss der aktiven Parodontaltherapie (APT: T1), nach Abschluss der kieferorthopädischen Behandlung (KFO: T2) und nach der letzten Sitzung der unterstützenden Parodontitistherapie (UPT: T3) ein vollständiger Parodontalstatus erhoben. Zudem wurde für die Zeitpunkte T0, T2 und T3 ein Röntgenstatus erstellt. Insgesamt 115 Zähne gingen im Verlauf der Studie verloren, darunter fünf als kieferorthopädische Verankerung genutzte Molaren zum Zeitpunkt T2 sowie zehn Prämolaren (aufgrund von Wurzelfrakturen) bis zum Zeitpunkt T3. Alle gewanderten Frontzähne waren zum Zeitpunkt T3 (nach durchschnittlich 9,5 Jahren) in Funktion. Nach der APT waren eine signifikante Reduktion der mittleren Sondierungstiefen (1,5 ± 1,1 mm) und ein Attachmentgewinn (0,9 ± 1,0 mm) zu beobachten. Auch die KFO und UPT gingen mit kleinen Änderungen einher. Das Alveolarknochenniveau zum Zeitpunkt T3 war gegenüber den T0-Werten leicht erhöht. Die PRO zeigten eine signifikante subjektive Verbesserung der Ästhetik und Kaufunktion. Eine kieferorthopädische Behandlung sollte als essenzieller Bestandteil des Gesamtbehandlungsplans betrachtet werden, um die Prognose stark geschädigter Zähne bei Patienten mit Stadium-IV-Parodontitis zu verbessern.
Originalbeitrag: Aimetti M, Garbo D, Vidotto C, Bongiovanni L, Citterio F, Mariani GM et al. Combined periodontal and orthodontic treatment of severely compromised teeth in stage IV periodontitis patients: How far can we go? Int J Periodontics Restorative Dent 2022;42:731–738.
Schlagwörter: Parodontitis, Stadium IV, kieferorthopädische Behandlung, Parodontaltherapie, kombinierte parodontal-orthodontische Behandlung
Seiten: 185-196, Sprache: DeutschEger, Thomas / Wörner, Felix / Thierbach, Rene / Weyer, JochenIn Abhängigkeit von Tabakkonsum und TabakentwöhnungSchwere Parodontitisformen führen unbehandelt häufiger zu Zahnverlust und sind beim Stadium IV bereits bei Behandlungsbeginn mit multiplem Zahnverlust verbunden. Tabakkonsum ist ein modifizierbarer Parodontitis-Risikofaktor, den Patienten selbst beeinflussen können. Ziel dieser retrospektiven Studie an Patienten mit generalisierter Parodontitis im Stadium III oder IV und adhärenter unterstützender Parodontitistherapie (UPT) über mindestens 20 Jahre war es, die Auswirkungen einer Tabakentwöhnung oder eines reduzierten Zigarettenkonsums auf den jährlichen Zahnverlust zu bestimmen. 276 Parodontitispatienten (48 % Raucher), die sich in einer UPT befanden, konnten hierfür über einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren (1. UPT bis Enduntersuchung: 23,6 ± 2,8 Jahre) nachuntersucht werden, darunter 90 Nieraucher (NR), 54 ehemalige Raucher (ER), 68 Raucher mit einem Konsum von 1−10 Zigaretten am Tag (R1) sowie 64 Raucher mit täglich mehr als 10 Zigaretten (R2) bei der Erstuntersuchung. 51 rauchende Patienten wurden während der UPT zu Nichtrauchern. In der R1-Gruppe schafften 61 % der Patienten eine Tabakentwöhnung. In der R2-Gruppe schafften dies 15 % und weitere 26 % reduzierten den Tabakkonsum auf das Niveau der R1-Gruppe. In der UPT betrug der Zahnverlust über alle Gruppen hinweg 0,15 Zähne pro Jahr. Die jährlichen Zahnverlustraten in den Gruppen NR, ER und R1 betrugen 0,11 Zähne. In der R2-Gruppe mit erfolgreicher Tabakentwöhnung ergab sich eine jährliche Zahnverlustrate von 0,18 Zähnen. Bei Reduktion auf maximal 10 Zigaretten pro Tag lag diese bei 0,26 Zähnen und bei weiterhin bestehendem hohem Tabakkonsum bei 0,29 Zähnen. Die Tabakentwöhnung in der langjährigen UPT hat bei Patienten mit schwerer Parodontitis einen signifikant positiven Effekt bezüglich der Reduktion eines weiteren Zahnverlustes.
Schlagwörter: Parodontitis, Stadium III/IV, Tabakentwöhnung, Zahnverlust, unterstützende Parodontaltherapie
Glossar der Grundbegriffe für die PraxisSeiten: 197-204, Sprache: DeutschEickholz, Peter / Klein, Filip / Eger, ThomasPeriimplantäre Erkrankungen: DiagnostikZeitschriftenreferateSeiten: 205-210, Sprache: DeutschRüdiger, Stefan G.Zusammenfassungen von interessanten parodontologischen Artikeln aus internationalen Zeitschriften und Dissertationen Seiten: 211-220, Sprache: DeutschMarschner, Felix / Memenga-Nicksch, Sonja / Wegner, Felix / Wegele, Olga / Volland, Patrick / Rombach, Felix / Miu, Constantin / Mekic, Anela / Vogler, Jonas Adrian Helmut / Wöstmann, Bernd / Meyle, Jörg / Walther, Kay-ArneDiskussionsbeitrag des Masterkurses „Parodontologie und Implantattherapie“ der DG PARO und DIUParodontitis ist eine multifaktorielle Erkrankung, welche primär durch organisierte Mikroorganismen des oralen Biofilms verursacht wird und im Zusammenhang mit einer Vielzahl entzündlicher Erkrankungen steht. Der Zusammenhang zwischen Parodontitis und chronischen Lebererkrankungen rückt dabei immer mehr in den Fokus der Forschung. Tierstudien und klinische Studien fanden parodontopathogene Bakterien in der Leber, die über den Gastrointestinaltrakt oder direkt durch die Entzündungsreaktion im Parodont in den Blutkreislauf der Leber gelangt sein könnten. Erkrankungen wie die nichtalkoholische Fettleber, die nichtalkoholische Steatohepatitis, die Leberzirrhose und das hepatozelluläre Karzinom können sich dadurch manifestieren. Nach einer Parodontitistherapie kann es zu einer Remission hepatogener Entzündungsparameter kommen. Ein kausaler Zusammenhang ist bisher noch nicht evident. Im Rahmen des DIU-Masterstudiengangs für Parodontologie und Implantattherapie der DG PARO erfolgte zu diesem Thema eine Literaturrecherche mit dem Fokus auf die nichtalkoholische Fettleber. Die Ergebnisse werden in dem folgenden Diskussionsbeitrag dargestellt, wichtige Studien werden präsentiert sowie kritisch evaluiert und ein Ausblick aufgezeigt.
Schlagwörter: Parodontitis, Lebererkrankung, nichtalkoholische Fettlebererkrankung, nichtalkoholische Steatohepatitis, Oral-Gut-Liver-Axis
Seiten: 221-222, Sprache: DeutschEickholz, PeterKongressberichtSeiten: 223-227, Sprache: DeutschWenzel, SvenKongressberichtSeiten: 229-237, Sprache: DeutschChristgau, Michael