OriginalarbeitLanguage: GermanDie Bedeutung psychologischer Faktoren für kraniomandibuläre Dysfunktionen (CMD) ist unumstritten. Die Einschätzung von Persönlichkeitseigenschaften wird häufig im Sinne einer "Blickdiagnose" durch den Zahnarzt vorgenommen. Ziel dieser Untersuchung war die Überprüfung dieser "Diagnose". 88 Patienten mit CMD wurden unabhängig voneinander sowohl durch einen psychologischen Fragebogen (Gießen-Test) als auch durch den Zahnarzt ("Blickdiagnose") eingeschätzt. Die Ergebnisse für die psychologischen Faktoren "Grundstimmung" und "Kontrolle" wurden miteinander in einer 6-Felder-Matrix für einen diagnostischen Test verglichen, die neben positiven und negativen Ergebnissen auch eine Kategorie für nicht interpretierbare Resultate besitzt. Nicht interpretierbare Ergebnisse wurden in 40 bzw. 56% der Einschätzungen beobachtet. Für eindeutige Resultate erreichte die Sensitivität des Zahnarzturteils 64 bzw. 56%, die Spezifität 64 bzw. 80%. Eine Kombination aus zahnärztlicher Blickdiagnose und psychologischem Fragebogen erreichte eine Sensititvität und Spezifität von >= 78%. Das zahnärztliche Urteil kann demnach nur für sicher interpretierbare Ergebnisse als Screening des psychologischen Patientenstatus angesehen werden. Nicht eindeutige Befunde müssen einem weiteren Test zugeführt werden.