Ein Nichtbehandeln transversaler Abweichungen führt zu einer Progredienz der Anomalie, die darüber hinaus auch mit Konsequenzen in der sagittalen und vertikalen Ebene einhergeht. Demnach sollte eine frühzeitige Therapie anvisiert werden, um ein weiteres physiologisches Wachstum zu ermöglichen. Vor dem Hintergrund der S3-Leitlinie können folgende Aspekte als Leitfaden im klinischen Alltag dienen:

• Im Milch- und frühen Wechselgebiss ist die Überstellung transversaler Anomalien mit herausnehmbaren Platten möglich. Zu einem späteren Zeitpunkt ist für eine maxilläre Expansion eine festsitzende Apparatur zur Gaumennahterweiterung (GNE) notwendig, um die benötigten Kräfte zur Erweiterung der Sutur aufzubringen.
• Vor dem puberalem Wachstumspeak öffnet sich die Sutura palatina mediana im Rahmen der Gaumennahterweiterung noch parallel, zu einem späteren Zeitpunkt ist nur noch eine v-förmige Öffnung in frontaler und horizontaler Ebene zu erwarten. Außerdem treten bei einem späteren Behandlungsbeginn mehr dentoalveoläre und zunehmend weniger skelettale Effekte auf.
• Ab wann eine chirurgisch unterstützte Gaumennahterweiterung notwendig wird, ist umstritten. Eine alleinige
  Beurteilung der Sutura palatina mediana zeigt in der digitalen Volumentomografie (DVT) keine ausreichende Genauigkeit, um den Erfolg einer konventionellen GNE abzuschätzen.
• Orofaziale Dysfunktionen sollten therapiebegleitend behoben werden, da eine gute Funktion neben einer physiologischen Okklusion als Retentionsmaßnahme dient.

Manuskripteingang: 12.12.2024, Manuskriptannahme: 22.01.2025

Teil 1 und 2 dieser 3-teiligen Artikelserie erschienen wie folgt:

• Hourfar J, Kinzinger GSM, Lisson JA. Kieferorthopädische Konzepte unter besonderer Berücksichtigung der S3-Leitlinie „Ideale Behandlungszeitpunkte kieferorthopädischer Anomalien“. Teil 1: Angle-Klasse-II. Quintessenz Zahnmed 2024;75(2):113–119.
• Bauer CAJ, Lux, Christopher J, Hodecker LD. Kieferorthopädische Konzepte unter besonderer Berücksichtigung der S3-Leitlinie „Ideale Behandlungszeitpunkte kieferorthopädischer Anomalien“. Teil 2: Angle-Klasse-III – Evidenzbasierte Behandlung von Anomalien des progenen Formenkreises. Quintessenz Zahnmed 2024;75(4): 279–286.