OriginalarbeitSprache: DeutschOdontogene Entzündungen können zu einer Transplantatabstoßung beitragen und Ursache lebensbedrohlicher postoperativer Infektionen sein; die Fokussuche und -sanierung im Bereich des orofazialen Systems sind daher Bestandteil des Evaluierungsprogrammes vor Organtransplantation. In der vorliegenden Studie sollte eine Einschätzung über die notwendige Radikalität der dentoalveolären Sanierung vor Transplantation von soliden Organen gegeben werden.
Im Zeitraum von Januar bis Dezember 2001 wurden insgesamt 44 Patienten (31 männliche, 13 weibliche, Altersmedian: 46,1 Jahre) im Rahmen des Konsiliardienstes klinisch und röntgenologisch nach Foci im orofazialen Bereich untersucht. Bei diesen Kandidaten wurde je ein solides Organ transplantiert: 23 Patienten haben ein Lebertransplantat bekommen und bei 21 wurde eine Herztransplantation durchgeführt. Der Allgemeinzustand der Patienten und der enge Zeitraum vor der Transplantation ermöglichten bei nur 14 von den 44 organtransplantierten Patienten vor der Transplantation eine zahnärztliche Sanierung. Im Rahmen unseres eingeschränkt-radikalen Sanierungskonzepts, das zum einen die post-transplantationem-Risikophase berücksichtigt und zum anderen auf eine Erhaltung der Strukturen des stomatognathen Systems ausgerichtet ist, wurden Osteotomien, Wurzelspitzenresektionen, Füllungen und Wurzelkanalbehandlungen durchgeführt, wobei vollretinierte Zähne belassen wurden.
Die statistische Auswertung der Ergebnisse ergab keinen möglichen Einfluss der zahnärztlichen Sanierung auf allgemeine Infektionen, Abstoßungsreaktionen und Letalität. Die Verbesserung der immunsuppressiven Therapie ermöglicht zunehmend einen komplikationsarmen Verlauf nach der Transplantation. Diese Tatsache erlaubt es von den strikt-radikalen zahnärztlichen Sanierungskonzepten abzugehen und das Behandlungskonzept im Sinne einer Erhaltung der Zähne zu erweitern.