Open AccessSeiten: 191-210, Sprache: Englisch, DeutschNeff, AndreasNachdem der "Proplast/Teflonskandal" Anfang der 1990er Jahre die alloplastischen Gelenkimplantate in schweren Misskredit gebracht hat, bestand lange Zeit eine deutliche Zurückhaltung gegenüber der Indikationsstellung für alloplastischen Kiefergelenkersatz (Diskusersatz, Hemiarthroplastiken, totaler alloplastischer Gelenkersatz). Heute stehen ausgereifte Systeme als konfektionierte Prothesen (sogenannte "stock prosthesis") oder individuelle, CAD-basierte "Custom-made-Systeme" für den totalen alloplastischen Gelenkersatz zur Verfügung, der daher aktuell erneut in den Fokus des chirurgischen Interesses geraten ist. Der vorliegende Artikel gibt eine Übersicht über Kontraindikationen, Risiken und peri- und postoperative Komplikationen im Zusammenhang mit autologem und alloplastischem totalen Kiefergelenkersatz. Da den funktionsdiagnostisch tätigen Kolleginnen und Kollegen häufig eine tragende Rolle bei der Weichenstellung für chirurgisch invasive Therapien zukommt, ist die Kenntnis der möglichen, im vorliegenden Artikel vorgestellten Komplikationen und Risiken von Bedeutung, wobei der Schwerpunkt auf den totalen alloplastischen Kiefergelenkersatz gelegt wird.
Schlagwörter: Kiefergelenkprothesen, alloplastischer Gelenkersatz, Risiken, Komplikationen, Kontraindikationen, autologer Gelenkersatz, Hemiarthroplastik, Protheseninfektion
Seiten: 211-230, Sprache: Englisch, DeutschStelzenmüller, Wolfgang / Kopp, Stefan / Čelar, Aleš / Lisson, JörgTeil 1 - Numerische RatingskalaBiomechanische oder muskuläre Funktionsstörungen sind oft Ursache von kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) und können mit Physiotherapie behandelt werden. Im Rahmen einer Dissertation1 wurde geprüft, ob der Einsatz von Physiotherapie bei der Behandlung von CMD-Patienten ein Erfolg versprechendes und wirtschaftliches Mittel zur Therapie ist, innerhalb der Zeitvorgaben der deutschen gesetzlichen Krankenkassen. Es wurden physiotherapeutische Behandlungstechniken ausgewählt und an die Therapiezeit von 15 bis 20 Minuten je Heilmittel angepasst. 807 CMD-Patienten einer physiotherapeutischen Praxis (P-Praxis) füllten, für die Untersucher verblindet, Fragebögen zur Schmerzlokalisation und -intensität2 (SL-NRS) vor und nach Physiotherapie aus. Diese wurden mit Kontrollgruppen (n = 450) verglichen. Untersucht wurde auch, ob CMD-Patienten nur an Beschwerden des Kausystems leiden oder zusätzlich durch Beschwerden der Halswirbelsäule (HWS) und der Sakroiliakalgelenke (SIG) belastet sind, und ob diese Schmerzen durch Physiotherapie vermindert werden können. Patienten der Gruppe P-Praxis mit dem Durchschnittsalter von 43 Jahren (n = 807) zeigten vom ersten Termin - im Vergleich zum allerletzten Behandlungstermin einer Behandlungsserie - zu 65,8 % eine Verbesserung in der Schmerzangabe. Um zu erfahren, ob CMD-Schmerzpatienten mit Schmerzangabe > 5 eine vergleichbare Veränderung durch Physiotherapie erfahren, wurden 319 der 807 Patienten von P-Praxis isoliert betrachtet. Sie gaben im Vergleich vor und nach einer Therapieeinheit zu 85,6 % eine Besserung an. Eine Therapieeinheit reduzierte die allgemeinen Schmerzangabenwerte (Gesamtkörperschmerz) um 2 von 10 Schmerzskaleneinheiten. Für den Kopf-/Kieferbereich bestand beidseits eine Reduktion von drei Einheiten im SL-NRS gegenüber der Gesamtgruppe P-Praxis (n = 807). Dasselbe Ergebnis zeigte sich bei der HWS beidseits (p 0,001). Dies zeigt auch, dass HWS und CMD nicht isoliert betrachtet werden sollten. Bei CMD-Patienten konnten durch Physiotherapie und/oder manuelle Therapie innerhalb der in den deutschen Heilmittelrichtlinien festgelegten zeitlichen Vorgaben von 15 bis 20 Minuten je Heilmittel gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Besonders bei CMD-Schmerzpatienten (n = 319) war Physio-/manuelle Therapie wirksam, wirtschaftlich und sinnvoll.
Schlagwörter: Schmerz, Schmerzlokalisierung, Schmerzintensität, Schmerzskala, Visuelle Analogskala, Numerische Ratingskala, Physiotherapie, manuelle Therapie, kraniomandibuläre Dysfunktion, Kiefer, Kiefergelenk
Seiten: 231-248, Sprache: Englisch, DeutschRuge, Sebastian / John, Diana / Kordaß, BerndBei der CAD/CAM-gestützten Herstellung von Zahnersatz stellt sich die Frage, wie die Dynamik der Kieferbewegungen, die bei der analogen Fertigung über mechanische Artikulatoren realisiert werden, präzise und patientenindividuell registriert, digitalisiert und in den virtuellen Arbeitsablauf integriert werden kann. Im Sinne eines digitalen Workflows bietet es sich an, die Kieferbewegungen mit elektronischen Bewegungsregistriersystemen zu erfassen. Gekoppelt mit Scandaten der Zähne kann dann in der Software die Bewegung des Unterkiefers berechnet und dargestellt werden. Computerbasierte Verfahren der Okklusionserkennung ermöglichen eine Vielzahl von neuen Analysemöglichkeiten. Auf digitalem Wege können weiterhin zusätzliche Messdaten eingebunden werden, wie etwa die Muskelaktivität. Über Elektromyographie gemessen, liefert die Aktivität von Kaumuskeln Informationen darüber, wann synchron zur Bewegung hohe oder niedrige Kräfte wirken. Diese Informationen lassen sich zusätzlich zur Dynamik für die Funktionsanalyse und Gestaltung von Zahnersatz verwenden.
Schlagwörter: virtueller Artikulator, virtuelle Okklusion, Muskelaktivität, EMG, okklusale Kontakte
Seiten: 249-259, Sprache: Englisch, DeutschGreven, Markus / Onodera, Kanji / Sato, SadaoBruxismus beschreibt die nächtliche oder bei Tage ausgeführte Parafunktion; Zähneknirschen, -beißen oder -pressen, begleitet von extrem hoher mastikatorischer Muskelaktivität. Er wird mit okklusalen Traumata, Abrasion, Attrition, Abscherungen von Zahnhartsubstanz, Zahnhalsdefekten, Zahnwanderungen oder der Entstehung von kraniomandibulären Dysfunktionen in Verbindung gebracht. Die Beurteilung der Bewegungen im Einzelfall ist entscheidend für Einschätzung "pathologischer" Einflüsse der Okklusion und für die Langzeitstabilität und -qualität okklusaler Rehabilitationen - rekonstruktiv und kieferorthopädisch. Die unbewussten und nicht kalkulierbaren Kräfte, die insbesondere während nächtlicher parafunktioneller Aktivität entstehen, sind im klinischen Alltag schlecht reproduzierbar oder erfassbar. Das Ziel dieses Artikels ist es den BruxChecker vorzustellen und die vorhandene Literatur auszuwerten. Es ist ein simples diagnostisches Werkzeug, um parafunktionelle Muster von Patienten auf einfache Art und Weise zu erfassen und zu beurteilen. Der BruxChecker visualisiert statische und dynamische okklusale Kontakte, erlaubt die Identifizierung physiologischer oder unphysiologischer Zahnkontakte und eine Klassifizierung und Differenzierung des okklusalen dynamischen Schemas. Die Beurteilung dieser Muster im Rahmen einer Okklusionsdiagnostik ermöglicht es, basierend auf dem aktuellen Bruxismusmuster, einen exakten, patientenindividuellen Behandlungsplan zu erstellen.
Schlagwörter: BruxChecker, Bruxismus, Knirschen, Pressen, Okklusion, CMS, CMD