Open AccessSeiten: 293-314, Sprache: Englisch, Deutschvan Selms, Maurits / Attallah, Mohamed / Visscher, Corine / Ahlberg, Jari / Lobbezoo, FrankEs wird vermutet, dass das Spielen eines Musikinstruments, das eine Belastung für den Kauapparat darstellt, wie es beispielsweise bei der Geige oder Oboe der Fall ist, zu den ätiologischen Faktoren von kraniomandibulären Dysfunktionen (CMD) gehört. Im Jahr 2014 wurde eine Übersichtsarbeit veröffentlicht, die sich explizit mit den möglichen Zusammenhängen zwischen dem Spielen eines Musikinstruments und CMD befasste. Obschon die Veröffentlichung ins Jahr 2014 fiel, wurde die Literaturrecherche 2012 durchgeführt und berücksichtigte nur eine Datenbank (nämlich PubMed). Deshalb wurde eine neue, umfassende Literaturrecherche durchgeführt, um zu erfassen, was in der englischsprachigen medizinischen Fachliteratur über den Zusammenhang zwischen dem Spielen eines Musikinstruments und dem Vorhandensein einer CMD erwähnt wird. Eine Recherche in PubMed ergab 23 Artikel, von denen 15 in diese Übersicht eingeschlossen wurden. Zusätzlich wurde eine umfassende Suche in "Google Scholar" durchgeführt, die weitere neun Artikel ergab. Von 24 Arbeiten waren elf vergleichende Beobachtungsstudien und eine Arbeit hatte ein Prä-Posttest-Design. Diese Artikel wurden nach dem PICO-System analysiert (PICO: für Patient/Problem/Population, Intervention, Vergleich [engl. comparison oder control] und Zielgröße [engl. outcome]). Die übrigen zwölf Artikel bestanden aus Kasuistiken/Fallserien, Literaturüberblicken (von denen zwei eine Fallserie enthielten) und Literaturübersichten und wurden nur als Kurzzusammenfassungen tabellarisch dargestellt. Aus den letztgenannten Artikeln ließen sich zwar keine Schlussfolgerungen ziehen, doch spricht das Fazit, das auf Grundlage der Beobachtungsstudien mit Kontrollen gezogen wurde, für einen Zusammenhang zwischen CMD und dem Spielen eines Musikinstruments. Es konnten jedoch keine eindeutigen Schlussfolgerungen dahin gehend gezogen werden, ob das Spielen eines Musikinstruments direkt mit CMD assoziiert ist oder ob dies nur in Kombination mit weiteren Faktoren der Fall ist. Weitere und bessere Forschungsarbeiten sind zu diesem Thema notwendig, um eine optimierte Beratung und möglicherweise auch eine bessere Behandlung für Musiker mit CMD-Beschwerden zu ermöglichen.
Schlagwörter: kraniomandibuläre Dysfunktionen, Musikinstrument, Risiko, Literaturübersicht
Seiten: 315-336, Sprache: Englisch, Deutschd'Incau, Emmanuel / Rouas, Patrick / Couture-Veschambre, ChristineDas Ziel der vorliegenden Studie war die Quantifizierung bestimmter dentoalveolärer Kompensationen bei einer Gruppe von Individuen mit starker Abrasion. Eine 53 Erwachsene umfassende Stichprobe wurde aus der sogenannten "Nubischen Serie" in Mirgissa gewonnen (etwa 2180-1552 v. Chr.). Zur Quantifizierung der Abrasion an den ersten und zweiten Molaren (M1 beziehungsweise M2) und den zentralen Oberkieferinzisivi (I1) wurden verschiedene Verfahren angewendet. Zur Quantifizierung der dentoalveolären Kompensationen erfolgte die Durchführung verschiedener kraniometrischer und kephalometrischer Messungen an zwei Gruppen: Einer mit moderater Abrasion (moderate wear, MW) und einer mit fortgeschrittener Abrasion (advanced wear, AW). Die kraniometrischen Ergebnisse zeigten, dass die Länge des Zahnbogens in der AW-Gruppe signifikant kürzer war, während sich bei der Breite des Zahnbogens keine Unterschiede zwischen den Gruppen offenbarten. Die vertikale Dimension unterschied sich zwischen den Gruppen ebenfalls nicht signifikant. Die kephalometrischen Ergebnisse zeigten, dass die I1-Achse in der AW-Gruppe signifikant stärker vertikal war als in der MW-Gruppe. In der Mirgissa-Stichprobe wurden dentoalveoläre Kompensationen wie Mesialdrift, kontinuierliche Eruption und die Kippung der Oberkieferinzisivi nach posterior festgestellt. Diese weisen darauf hin, dass trotz des Fortschreitens der Abrasion eine funktionelle Okklusion und ein effektives Niveau an Kaufunktion erhalten blieben.
Schlagwörter: Abrasion, dentoalveoläre Kompensation, dentale Anthropologie, Mesialdrift, kontinuierliche Eruption, vertikale Dimension der Okklusion, Kephalometrie
Seiten: 337-353, Sprache: Englisch, DeutschImhoff, BrunoZur Prävalenz von CMD-Beschwerden gibt es nur wenige strukturierte Studien aus der Praxis von niedergelassenen Zahnärzten. Die meisten Studien sind populationsbasiert oder bilden die Patientenstrukturen in universitären Zentren ab. Um diese Lücke zu schließen, wurde im Rahmen der Studiengruppe Funktionslehre der Zahnärztekammer Nordrhein ein Studiendesign entwickelt, anhand dessen die in den freien Praxen gesammelten Daten systematisch ausgewertet werden können. Diese retrospektive "Study of TMD patients in general dentistry offices" (STING) soll dazu dienen, postulierte Unterschiede zwischen dem Patientengut in klinischen Zentren und in Zahnarztpraxen zu untersuchen. In der Vorbereitungsphase wurden Kriterien definiert, ein Dokumentationsbogen entwickelt und die technische Umsetzbarkeit überprüft. Das dargestellte Konzept dient als Vorstudie für eine spätere Umsetzung in größerem Rahmen. Studiengegenstand ist die Beschreibung von subjektiven Beschwerden, objektiven Befunden, Diagnosen, verschiedener Therapiestufen und die Bewertung des daraus resultierenden Behandlungserfolgs bei CMD-Patienten, die in niedergelassenen Praxen mit funktionstherapeutischem Schwerpunkt betreut werden. Im Gegensatz zu anderen Studien zeigte die Geschlechterverteilung im Verhältnis 2,3 (w): 1 (m) eine weniger starke Überrepräsentierung weiblicher Patienten als in der Literatur angegeben. Bruxismus wurde bei 67 % der CMD-Patienten diagnostiziert, im Gegensatz zur Bevölkerungsprävalenz von 8 bis 16 %. Der Anteil von Patienten mit orofazialen Schmerzen ohne zahnmedizinischen Bezug lag bei 17 %.
Schlagwörter: CMD-Beschwerden, CMD-Therapie, Achse-II-Belastung, Therapieerfolg, Schmerzerkrankung, Aufbissschiene, okklusale Therapie
Seiten: 355-367, Sprache: Englisch, DeutschLinde, Cristina / Magnusson, TomasDas Ziel dieser Studie war die Beurteilung möglicher Prädiktionsfaktoren für das Ansprechen auf die Therapie bei Patienten mit einer Diskusverlagerung des Kiefergelenks ohne Reposition. Eine Serie von insgesamt 50 Patienten mit Diskusverlagerung im Kiefergelenk ohne Reposition wurde einer Behandlung nach einem Behandlungsalgorithmus zugeführt, der in der Manipulation des Diskus, einer Protrusionsschiene, und falls diese keinen Erfolg brachte, einer Stabilisierungsschiene bestand, die ganztägig für zwei bis zehn Wochen zu tragen war. Denjenigen Patienten, die auf die Schienentherapie nicht ansprachen, wurde eine Operation angeboten. Nach dem Ende der Schienentragedauer beziehungsweise nach der Operation beurteilten die Patienten ihr Ansprechen auf die Behandlung nach vorgegebenen Antwortmöglichkeiten, nach denen die Patienten als Responder beziehungsweise Nonresponder eingestuft wurden. Insgesamt 44 Patienten sprachen auf die Behandlung an, das heißt, sie waren vollständig symptomfrei oder hatten selten leichte Beschwerden. Die übrigen 6 Patienten litten noch immer an Schmerzen mittleren bis schweren Grades. Alle Nonresponder waren Frauen. Der einzige statistisch signifikante Unterschied in der Anamnese bei Baseline zwischen den beiden Gruppen bestand in der längeren Dauer der Symptome in der Gruppe der Nonresponder (im Mittel sechs Jahre gegenüber zwei Jahren bei den Respondern). Alle anderen Unterschiede bei anamnestischen Parametern waren nicht signifikant. Infolgedessen war die Dauer des Bestehens der Symptome ein signifikanter Faktor für die Prognose des Ansprechens auf die Behandlung.
Schlagwörter: Diskusverlagerung ohne Reposition, Prädiktor für Behandlungsergebnis, Schienen, CMD