WissenschaftSeiten: 37-45, Sprache: DeutschCudovic, Borko / Savio, Thorsten Schneider-DelDer erste Molar ist häufig frühzeitig so stark zerstört, dass die Extraktion unumgänglich wird. Mit dieser therapeutischen Maßnahme kann aber unter Umständen ein Circulus vitiosus der Gebissdestruktion entstehen. Nach fast allen Extraktionen der ersten Molaren werden klinisch oder röntgenologisch mehr oder weniger umfangreiche Kippungen der zweiten Molaren festgestellt. Als Spätfolge kommt es häufig unter anderem zu einem umfangreichen vertikalen und horizontalen Knochenabbau und damit zu parodontalen Gewebeschädigungen mit den daraus resultierenden Komplikationen. Oftmals treten umfangreiche Abwanderungen von Prämolaren auf und es kommt zur Retention der zweiten Prämolaren als Folge der Extraktion. Durch die Ausbuchtung der Kieferhöhle in die Extraktionslücke sollen aber auch vermehrt Sinusitiden auftreten. Wegen dieser möglichen nachteiligen Folgen und der unsicheren Prognose wird insbesondere in der neueren Zeit eine kieferorthopädische Indikation zur systematischen Extraktion der ersten Molaren entschieden abgelehnt. Aus diesem Grunde ist eine Extraktion lediglich bei ausgedehntem Kariesbefall der ersten Molaren oder bereits beherdeten Molaren berechtigt. Mit den folgenden Ausführungen werden die Probleme und Wege einer kieferorthopädischen Behandlung solcher Patienten aufgezeigt, welche die Sechsjahrmolaren durch Karies, Trauma oder im Rahmen einer Ausgleichsextraktion verloren haben. Es existieren drei wichtige Gründe, um permanente Zähne zu extrahieren. Ein Grund ist das Missverhältnis zwischen Kiefergröße und Zahngröße (TSD/ALD). Der zweite ist die Reduktion bei bignather Protrusion. Der dritte und vielleicht unterschätzte, weil rationale, Grund ist die Kontrolle der vertikalen Dimension während einer kieferorthopädischen Behandlung.
Schlagwörter: Molarenextraktion, Kippungen, körperlicher Lückenschluss, gesicherte Okklusion, Verankerung