Welche Faktoren spielen bei der Kariesentstehung eine relevante Rolle und wie lassen sie sich zum Nutzen der zahnmedizinischen Versorgung identifizieren? Die Entstehungshypothesen zur Ätiologie und Pathogenese der Karies (Plaquehypothesen) haben sich in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt. Parallel wurde kontinuierlich nach entsprechend geeigneten Risikoparametern gesucht, um im klinischen Alltag das Erkrankungsgeschehen vorhersagen zu können. Mikrobielle und funktionelle Speichelparameter werden in diesem Zusammenhang als Bestandteil einer Kariesrisikodiagnostik intensiv diskutiert. Die Weiterentwicklung der Plaquehypothesen hat dabei zwangsläufig auch Veränderungen in der Interpretation der Befunde zur Folge, die durch eine Speicheldiagnostik erlangt werden. Der Artikel fasst die Entwicklungen und Interpretationen der Speicheldiagnostik in den letzten Jahrzehnten zusammen und gibt Hinweise dazu, wie die erlangten Befunde im Konzept der erweiterten ökologischen Plaquehypothese zu interpretieren sind. Allein die Präsenz von Plaque kann nicht die alleinige Diagnose zur Indikation und Durchführung präventiver Maßnahmen sein. Eine umfassende Risikodiagnostik und Einbeziehung aller wichtigen Parameter sollte immer die Grundlage für die zu planenden Behandlungsmaßnahmen darstellen.
Keywords: Erweiterte ökologische Plaquehypothese, Speicheltest, Kariesrisiko, Streptococcus mutans, Laktobazillen, diagnosebasierte Individualprophylaxe, funktionelle Speichelparameter, Kariesrisikodiagnostik