ZahnerhaltungPages 118-137, Language: GermanLaurisch, LutzWelche Faktoren spielen bei der Kariesentstehung eine relevante Rolle und wie lassen sie sich zum Nutzen der zahnmedizinischen Versorgung identifizieren? Die Entstehungshypothesen zur Ätiologie und Pathogenese der Karies (Plaquehypothesen) haben sich in den vergangenen Jahrzehnten weiterentwickelt. Parallel wurde kontinuierlich nach entsprechend geeigneten Risikoparametern gesucht, um im klinischen Alltag das Erkrankungsgeschehen vorhersagen zu können. Mikrobielle und funktionelle Speichelparameter werden in diesem Zusammenhang als Bestandteil einer Kariesrisikodiagnostik intensiv diskutiert. Die Weiterentwicklung der Plaquehypothesen hat dabei zwangsläufig auch Veränderungen in der Interpretation der Befunde zur Folge, die durch eine Speicheldiagnostik erlangt werden. Der Artikel fasst die Entwicklungen und Interpretationen der Speicheldiagnostik in den letzten Jahrzehnten zusammen und gibt Hinweise dazu, wie die erlangten Befunde im Konzept der erweiterten ökologischen Plaquehypothese zu interpretieren sind. Allein die Präsenz von Plaque kann nicht die alleinige Diagnose zur Indikation und Durchführung präventiver Maßnahmen sein. Eine umfassende Risikodiagnostik und Einbeziehung aller wichtigen Parameter sollte immer die Grundlage für die zu planenden Behandlungsmaßnahmen darstellen.
Keywords: Erweiterte ökologische Plaquehypothese, Speicheltest, Kariesrisiko, Streptococcus mutans, Laktobazillen, diagnosebasierte Individualprophylaxe, funktionelle Speichelparameter, Kariesrisikodiagnostik
EndodontiePages 140-152, Language: GermanEremenko, MichaelDas Parodont und das Endodont liegen räumlich sehr nah beieinander. Aufgrund der embryonalen Entwicklung stehen die beiden Systeme über Dentinkanälchen, akzessorische bzw. laterale Seitenkanäle sowie über den Apex in ständiger Beziehung. Eine unbehandelte Entzündung dieser Systeme kann eine akute Exazerbation zur Folge habe. Für den Erfolg der Therapie ist es wichtig die primäre Ursache zu diagnostizieren und zu behandeln. Die Diagnostik ist durch die topografische Nähe beider Systeme sehr oft erschwert und kann bei einer Fehldiagnose eine unnötige Therapie verursachen oder gar die Überlebensdauer eines Zahnes reduzieren. Mittels sorgfältiger Diagnostik und eines fundierten Wissens kann eine Differenzierung und nachfolgend eine adäquate Therapie erfolgen.
Keywords: Paro-Endo-Läsion, Diagnostik, Symptome, Systematik, Endo-Paro-Therapie
ParodontologiePages 154-161, Language: GermanSchulze-Späte, Ulrike / Lange, Marlena / Lee, Chun-TehBeschreibung des chirurgischen Vorgehens anhand eines FallbeispielesDurch die Verwendung von Gewebeersatzmaterialen bei der Rezessionsdeckung können Komplikationen im Zusammenhang mit der Entnahme eines autologen Gewebetransplantates vermieden werden. Allerdings ist die resultierende Deckungsrate und die Volumenstabilität beim Einsatz von künstlichen Gewebetransplantaten mit herkömmlichen chirurgischen Verfahren im Allgemeinen niedriger als bei autologen Gewebetransplantaten. Die modifizierte VISTA-X-Technik stellt eine neuartige chirurgische Technik eines minimalinvasiven Rezessionsdeckungsverfahrens dar. Für die hier vorgestellte Technik der Rezessionsdeckung wird ein für die Weichgeweberegeneration entwickeltes Gewebeersatzmaterial benutzt. Diese resorbierbare, volumenstabile Kollagenmatrix („Volume-stable collagen matrix“, VCMX) porcinen Ursprunges wird bei VISTA-X („Vestibular incision subperiostal tunnel approach-matrix“) über eine vestibuläre Zugangsinzision und nachfolgende subperiostale Tunnelierung zur koronalen Weichgewebestabilisierung und Rezessionsdeckung verwendet. Anhand des hier vorgestellten Fallberichtes werden das mögliche klinische Vorgehen und das Endresultat aufgezeigt und diskutiert.
Keywords: Freiliegender Zahnhals, Rezessionsdeckung, Gewebeersatzmaterial, minimalinvasiv, Tunnelierung
ProthetikPages 164-173, Language: GermanZitzmann, Nicola U. / Kraljevic, Iris / Glenz, Fabienn / Zimmermann, Salome D. / Joda, Tim / Dedem, PhilippDas Ziel dieser retrospektiven Kohortenstudie war es, das Langzeitergebnis individuell angefertigter Wurzelstiftkappen (WSK) von bis zu 20 Jahren zu untersuchen und mögliche Faktoren zu identifizieren, die das Komplikationsrisiko beeinflussen. Die Patientenauswahl erfolgte auf Grundlage der Behandlung mit an WSK retinierten Deckprothesen (DP, „Overdenture“) in einem universitären Umfeld. Die Datenerhebung umfasste dentale und parodontale Parameter, Einzelzahn-Röntgenaufnahmen und die Bewertung des DP-Designs. Die Patientenzufriedenheit wurde auf einer visuellen Analogskala (VAS) erfasst. Die kumulativen Überlebens- und Erfolgsraten wurden über 20 Jahre berechnet. Es wurden
73 Patienten mit 81 DP und 152 WSK eingeschlossen. Die WSK-Überlebensrate betrug 80,9 %, die WSK-
Erfolgsrate 64,5 % nach einer mittleren Beobachtungszeit von 105,4 (± 67,9, von 6 bis 240) Monaten. Die kumulativen WSK-Überlebensraten nach 5 Jahren betrugen 91,5 % und die WSK-Erfolgsraten 79,3 %.
Die Aktivierung von Kugelmatrizen erfolgte häufiger im Vergleich zu zylindrischen Retentionselementen (OR 0,43; CI95 0,2; 0,94, p = 0,034). Die Prothesenretention wurde bei zylindrischen Retentionselementen mit 96 % (IQR 89,5; 100) signifikant besser bewertet als die Retention bei Kugelattachments mit 88 % (IQR 79; 98,2; p = 0,012). Das Risiko für WSK-Komplikationen war beim parodontal geschlossenen DP-Design höher als beim parodontal offenen Design (OR 0,34; CI95 0,15; 0,78; p = 0,010). Zur Retention von DP bei teilbezahnten Patienten sind individuell angefertigte WSK auf natürlichen Pfeilerzähnen eine valide Therapieoption. Ein korrektes Prothesendesign und die Integration der Patienten in ein regelmäßiges Dentalhygieneprogramm sind entscheidende Faktoren für den langfristigen Erfolg.
Keywords: Abnehmbarer Zahnersatz, Overdenture-Prothesen, Wurzelstiftkappen, Überleben, Erfolg
OralchirurgiePages 176-185, Language: GermanRausch, Melina / Al-Nawas, Bilal / Kreisler, MatthiasDie operative Entfernung retinierter Weisheitszähne stellt ein Trauma für den angrenzenden Knochen und das Weichgewebe dar und führt auf zellulärer Ebene zur Freisetzung von Mediatoren (Histamin, Serotonin, Bradykinin oder Prostaglandin), die postoperativ zu einer Gewebereaktion in Form von Schmerzen, Schwellungen und einer eingeschränkten Mundöffnung führen. Letztere ist die Folge des intramuskulären Ödems der Kaumuskulatur und korreliert mit dem Ausmaß der Schwellung. Um diese typische postoperative Symptomatik zu verringern, kann neben einem möglichst wenig traumatischen operativen Vorgehen eine peri- bzw. postoperative Medikation verabreicht werden. Häufig werden Antibiotika als „Single-shot-Prophylaxe“ präoperativ und/oder postoperativ für mehrere Tage in Kombination mit Glucocorticoiden und/oder Analgetika gegeben. Glucocorticoide sind insbesondere im angelsächsischen Raum etabliert, mittlerweile aber auch in vielen hiesigen Praxen inzwischen fester Bestandteil der perioperativen Medikation. In dem vorliegenden Artikel wird die Rolle der Glucocorticoide vor dem Hintergrund der aktuellen Literatur der Jahre 2015 bis 2020 beleuchtet.
Keywords: Weisheitszahnentfernung, perioperative Medikation, Glucocorticoide
OralchirurgiePages 186-193, Language: GermanHeim, Nils / Kramer, Franz-JosefMit der Biopsie gilt es, die eindeutige Identifizierung von Gewebe vorzunehmen. Verbleibt ein auffälliger Befund nach suffizienter klinischer Untersuchung und Kontrolle unklar und ist die Effloreszenz persistent oder progredient, so sollte sich die Biopsie zu einem festgelegten Zeitpunkt und in ausreichendem Umfang anschließen. Neben der zeitlichen Abfolge der durchzuführenden diagnostischen und therapeutischen Schritte spielt die Auswahl der geeigneten Lokalisation eine ebenso große Rolle wie die Art der Entnahmemethode. Angelehnt an die Morphologie des zu biopsierenden Befundes sollte der Behandler leitliniengerecht und standardisiert vorgehen, um die Patienten der bestmöglichen Diagnostik und Therapie zuzuführen, um schlussendlich prognostisch die individuell optimalen Ergebnisse zu erzielen.
Keywords: Probebiopsie, Gewebeprobe, Biopsie, Exzisionsbiopsie
Orale MedizinPages 194-199, Language: GermanSuter, Valérie G. A. / Simon, Dagmar / Feldmeyer, LaurenceDer vorliegende Beitrag präsentiert den Fall eines 66-jährigen Patienten mit weißer und symptomatischer, erosiv-atrophischer Läsion am rechten Zungenrand sowie im rechten Planum buccale. Aufgrund der Lageproximität zu Amalgamfüllungen erfolgte bei Verdacht auf kontaktallergischer lichenoider Reaktion der Ersatz durch Kompositfüllungen und die anschließende Heilung der Läsionen. Es wird aufgezeigt, wie in der zahnärztlichen Praxis orale lichenoide Läsionen erkannt werden. Darüber hinaus wird dargestellt, wann und welche diagnostischen Abklärungen zwingend oder fakultativ eingeleitet werden sollen. Der Epikutantest kann ein Hilfsmittel für die Entscheidung und Prognose der Therapie darstellen.
Keywords: Orale lichenoide Läsion, orale lichenoide Reaktion, Kontaktallergie, Typ-IV-Allergie, Dysplasie