OriginalarbeitSprache: DeutschIn der Vergangenheit hat man in der präprothetischen, rekonstruktiven Chirurgie der Versorgung des atrophierten Oberkiefers geringere Aufmerksamkeit geschenkt als der Therapie des atrophierten Unterkieferalveorlarfortsatzes. Dies hatte einerseits mit der viermal geringeren Resorptionsrate im Oberkiefer zu tun, so daß extrem atrophierte Kieferkämme wesentlich seltener gesehen wurden. Andererseits verfügte man über nur beschränkte Therapiemöglichkeiten. Erst durch die Einführung enossaler Implantate kam es zu einer Änderung und Erweiterung der Therapiekonzepte. Durch Transplantatfixierung mit Hilfe enossaler Implantate erlebten Onlayplastiken im Oberkiefer eine Wiedergeburt, die in den siebziger Jahren als subperiostale Augmentate wegen der nachfolgenden Resorption unter totalprothetischer Belastung gescheitert waren. Bei der Behandlung der extremen Oberkieferveolarkammatrophie reicht es jedoch nicht aus, ein ausreichendes Knochenvolumen für eine spätere Implantation zur Verfügung zu stellen, sondern es muß auch die Oberkieferrücklage beseitigt werden. Hierbei ist die bestehende skelettale Beziehung des Unterkiefers zum Oberkiefer von entscheidender Bedeutung. Im nachfolgenden werden einige Entscheidungshilfen für die Wahl eines bestimmten Therapiekonzeptes gegeben: 1. Kombination der Kieferkammatrophieklasse VI im Oberkiefer mit ausreichender Knochenhöhe oder Voll-/Teilbezahnung im Unterkiefer: Die intermaxilläre Distanz ist häufig nicht groß genug, um die Maxilla nach kaudal verlagern zu können. Ist eine spätere totalprothetische Versorgung vorgesehen, kann man auf eine der HA-Augmentationstechniken zurückgreifen. Bei Planung einer implantatgetragenen prothetischen Versorgung kann eine Sinusbodenaugmentation durchgeführt werden. Eine Le Fort I-Osteotomie ist nur bei einer umgekehrten intermaxillären Lagebeziehung erforderlich. 2. Kombination der Atrophieklasse VI im Oberkiefer mit einer ausgeprägten Unterkieferalveolarkammatrophie. Diese Fälle sind weitaus häufiger und erfordern meistens ein bimaxilläres Vorgehen, da stets eine erhebliche Zunahme der intermaxillären Distanz vorliegt. Für eine spätere Totalprothese im Oberkiefer kann man für eine HA-Augmentation optieren. Für eine implantatgetragene Versorgung erscheint die Le Fort I-Osteotomie mit Obliteration des Sinusbodens nach Sailer als geeignete Methode. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Oberkiefer nach vorn in die richtige intermaxilläre Position gebracht werden muß. In einigen Fällen kann man auch auf die von Keller et al. beschriebene Onlay-Technik zurückgreifen. Dies sollte nur geschehen, wenn keine antero-posteriore Diskrepanz zwischen Ober- und Unterkiefer besteht.