OriginalarbeitSprache: DeutschDie vertikale Distraktionsosteogenese hat sich in jüngster Zeit als aussichtsreiche Methode der Alveolarfortsatzrekonstruktion etabliert. Die Vorteile gegenüber osteoplastischen Augmentationsverfahren liegen vor allem in der vergleichsweise geringen therapiebedingten Morbidität. Unsere Arbeitsgruppe beschäftigte sich daher mit der Frage, ob durch die Entwicklung kleiner, enossaler Distraktoren eine weitere Verringerung der Behandlungsinvasivität erreicht werden kann. Zur Alveolarfortsatzaugmentation wurde ein Distraktor in der Größe eines herkömmlichen Dentalimplantats entwickelt, dessen gesamte Vorschubmechanik innerhalb zweier teleskopierender Titanzylinder angeordnet ist. Durch seinen geringen Außendurchmesser (3,6 mm) ist dieser Distraktor mit gebräuchlichen Implantatsystemen kompatibel. Die klinischen Anwendungen erfolgten im Unterkiefer bei Defekten nach Tumorresektionen sowie bei multiplen Nichtanlagen im Rahmen einer ektodermalen Dysplasie, im Oberkiefer bei tumorbedingtem Defektzustand und ausgeprägter Alveolarfortsatzatrophie. Bei der Distraktion des Unterkiefers konnte eine Erhöhung des Alveolarfortsatzes um jeweils 5 mm erreicht werden. Bei Aktivierung der Distraktoren traten nur geringe kurzfristige Dehnungsschmerzen auf, die für die Patienten gut zu tolerieren waren. Die fixierte Gingiva ändert ihre oro-vestibuläre Lagebeziehung nicht. Die klinische Anwendung im Oberkiefer war bei sehr geringem Knochenangebot und grobspongiöser Knochenstruktur nicht erfolgreich. Trotz guter Primärstabilität kam es unter der Distraktion zum Verlust der Retention im Distraktionssegment, so dass die Distraktion abgebrochen werden musste. Die sich jetzt abzeichnenden technischen Konzepte zur weiteren Miniaturisierung durch enossale Distraktoren sind für Standard-Indikationen im Unterkiefer schon heute klinisch einsetzbar, bedürfen aber für die speziellen Anforderungen im Oberkiefer insbesondere bei Knochenqualitäten D3 und D4 weiterer Verbesserungen.