Ziel dieser retrospektiven Studie war eine dreidimensionale Evaluation des orthopädischen Effektes der Trinkplatte von der Geburt bis zum operativen Gaumenverschluss unter Berücksichtigung des individuellen Oberkieferwachstums bei Patienten mit einseitigen nicht-syndromalen Lippen-, Kiefer-, Gaumen-, Segelspalten (LKGS).
Material und Methoden: Aus dem Patientenstamm von Säuglingspatienten mit einseitiger nicht-syndromaler LKGS-Spalte, der im Zeitraum 1991-2016 in der Poliklinik für Kieferorthopädie der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden behandelt worden war, wurden Modelle zum Zeitpunkt der Geburt (t0), vor operativem Lippen- (t1) bzw. Gaumenverschluss (t2) evaluiert, von denen 27 die Einschlusskriterien erfüllten, mittels 3D-Scanner (OrthoxScan, Dentaurum, Ispringen) digitalisiert und dreidimensional vermessen wurden (CleftDynamic, S.K.M. Informatik GmbH, Schwerin). Neben den morphologischen Veränderungen der Oberkiefer- und Spaltdimension unter Trinkplattentherapie wurde eine mögliche Korrelation dieser zur Spaltausprägung zur Geburt analysiert. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Microsoft Excel 2018 (Microsoft Corporation, Redmond, USA), einseitigem und gepaartem t-Test, Pearson- bzw. Spearman-Korrelationskoeffizient und Regressionsanalyse (p= 0,05).
Ergebnisse: Die Spaltausprägung zur Geburt verringerte sich im Beobachtungszeitraum t0-t2 und unter Berücksichtigung des individuellen Oberkieferwachstums signifikant um insgesamt 56%, wobei für den Zeitraum t0-t1 bzw. t1-t2 eine signifikante Abnahme von 31% bzw. 25% und für beide Beobachtungszeiträume eine signifikante lineare Korrelation zwischen der Spaltausprägung zur Geburt und Abnahme der Spaltfläche unter Trinkplattentherapie beobachtet werden konnte. Schlussfolgerungen: Auch wenn durch den operativen Lippenverschluss eine Annäherung der Spaltsegmente verstärkt wurde (t1-t2), konnte unter Berücksichtigung des individuellen Kieferwachstums eine signifikante Abnahme der Spaltfläche während der Trinkplattentherapie bis zum Lippenverschluss festgestellt werden (t0-t1), was auf einen orthopädischen Effekt dieser Behandlung mit Konvergenz der Spaltsegmente hinweist.