Einführung: Eine geistige Behinderung kann als Folge vielfältiger Störungen des Gehirns auftreten und führt dazu, dass Fähigkeiten im sprachlichen, motorischen und sozialen Bereich eingeschränkt sein können. Fallberichte und Studien zu unterschiedlichen Patientengruppen zeigen, dass Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen ohne geistige Behinderung mehr Karieserfahrung und ein höheres Kariesrisiko aufweisen. Ziel der vorliegenden retrospektiven Untersuchung war es, die Kariesprävalenz sowie den Schweregrad der Karies bei Kindern und Jugendlichen mit geistiger Behinderung zu evaluieren.
Material und Methode: Es wurden 54 Kinder und Jugendliche mit geistiger Behinderung (Studiengruppe (SG); Durchschnittsalter: 7,79 ± 4,02 Jahre) und 34 Kinder ohne geistige Behinderung (Kontrollgruppe (KG); Durchschnittsalter: 4,95 ± 2,11 Jahre) gemäß WHO-Kriterien zahnärztlich untersucht. Zu den aufgenommenen Parametern gehörten der dmft/DMFT-Wert (inklusive dt/DT, mt/MT, ft/FT), der Kariessanierungsgrad (KSG), der Significant Caries Index (SiC) und für die Kinder unter sechs Jahren die Einteilung der Schweregrade der frühkindlichen Karies. Die Studienteilnehmer wurden abhängig vom Alter in die Untergruppen Vorschul- und Schulkinder unterteilt. Die statistische Auswertung erfolgte mittels ANOVA (p ≤ 0,05) unter Verwendung des Statistikprogramms SPSS 26.0.
Ergebnisse: Kinder und Jugendliche ohne geistige Behinderung hatten einen kleineren dmft/DMFT-Wert (5,8 ± 4,0 vs. 9,1 ± 5,2/4,2 ± 2,5 versus 8,0 ± 1,5) und einen größeren ft/FT als Kinder mit geistiger Behinderung, ohne signifikanten Unterschied. Bei den Vorschulkindern fiel der dmft/DMFT-Wert höher aus als in der Schulgruppe. Der SiC war in beiden Altersgruppen in der Studiengruppe höher als in der Kontrollgruppe. Hinsichtlich des KSG zeigte sich, dass in der Gruppe der Schulkinder die Kinder und Jugendlichen mit geistiger Behinderung besser versorgt waren.
Schlussfolgerung: In der vorliegenden Studie zeigten Kinder und Jugendliche mit und ohne geistige Behinderung eine hohe Karieserfahrung, jedoch war die Kariesprävalenz in der Studiengruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe höher. Die Studie zeigt, dass ein besonderes Augenmerk auf frühzeitige zahnärztliche Präventionsmaßnahmen bei Kindern und Jugendlichen mit hoher Karieserfahrung gelegt werden sollte, um die Zahn- und Mundgesundheit zu erhalten.
Schlagwörter: Behandlungsbedarf, geistige Behinderung, Jugendliche, Kariesprävalenz, Kinder