Kinderzahnheilkunde und KieferorthopädieSeiten: 841-853, Sprache: DeutschTuna-Meyer, Arzu / Saffar, Mitra / Noack, Michael JohannesEin FallberichtBei Patienten mit einem hohen Kariesrisiko und einer bevorstehenden kieferorthopädischen Behandlung ergibt sich häufig das Problem, adäquate kieferorthopädische Maßnahmen einzuleiten und gleichzeitig zu verhindern, dass noch mehr kariöse Läsionen entstehen. Indikation und Beginn einer kieferorthopädischen Behandlung sollten sich nach dem jeweiligen Kariesrisiko richten. Ein nicht kausal therapierter Patient mit hohem Kariesrisiko stellt eine Kontraindikation für eine kieferorthopädische Behandlung dar. Somit ist es unerlässlich, schon im Wechselgebiss alle notwendigen korrektiven und kausalen Therapien durchzuführen, um "Bakterienschleudern" zu eliminieren. Insbesondere die Erhaltungswürdigkeit und die Therapie fragwürdiger Zähne sollten interdisziplinär diskutiert werden, um zu einem gemeinsam geplanten erfolgreichen Endergebnis zu gelangen. Zusätzlich ist über den gesamten Zeitraum ein individuell gestaltetes Prophylaxeprogramm unverzichtbar. In dem geschilderten Fall wurde anstatt der geforderten Behandlung in Vollnarkose mit psychologischen Methoden eine Behandlungsfähigkeit hergestellt. Die Patientin wurde erfolgreich in das Sanierungskonzept aufgenommen, wobei das Hauptaugenmerk auf der Durchführung der kausalen Phase lag, um das Kariesrisiko zu senken. Parallel erfolgte die Versorgung vorhandener Läsionen bzw. die Extraktion nicht zu erhaltender Zähne. Kausaltherapeutisch wurden nicht nur vor der Behandlung, sondern auch begleitend die hohen Keimzahlen kariespathogener Mikroorganismen, die im dentalen Biofilm und im Speichel nachweisbar waren, mit einem chlorhexidinhaltigen Gel reduziert. Die kieferorthopädische Therapie mit einer festsitzenden Apparatur begann erst nach einer Reevaluation des aktuellen Kariesrisikos. Ziel der Behandlung war es, neben der Etablierung der Kooperationsfähigkeit die Wechselgebissperiode und die kieferorthopädische Therapie so zu gestalten, dass schließlich eine eugnathe, kariesfreie bleibende Dentition realisiert werden konnte.
Schlagwörter: Kariesrisiko, Milchzahnkaries, Wechselgebiss, kieferorthopädische Behandlung, Desensibilisierung