Seiten: 227-250, Sprache: DeutschBergenholtz, Gunnar / Spångberg, Larz S. W.Erkrankungen der Zahnpulpa sind oftmals infektiös bedingt, und dementsprechend zielen die Behandlungsmaßnahmen darauf ab, die Infektion des Wurzelkanalsystems zu kontrollieren. Endodontische Behandlungsprinzipien entwickelten sich ursprünglich auf empirischer Basis, also durch Ausprobieren, und erst in den letzten Jahrzehnten hat man sich auf wissenschaftliche Methoden verlegt, um klinische Strategien zu untermauern. Relevante Forschung zu Krankheitsverläufen, zu deren Diagnosen und zu deren effizienter Behandlung findet man bis jetzt jedoch recht selten in der endodontischen Literatur. Biologisch basiertes Wissen mit Konsequenzen für die klinische Endodontie wird demzufolge nur langsam generiert. Das ist der Hauptgrund für die vielen unterschiedlichen Ansichten in diesem Bereich der Zahnheilkunde. Dieser Übersichtsartikel beleuchtet und analysiert den Hintergrund einiger der in den letzten Jahren verstärkt debattierten Fragen. Er beschäftigt sich insbesondere mit Meinungsverschiedenheiten im Zusammenhang mit der klinischen Vorgehensweise bei kariösen Pulpaexpositionen im Erwachsenengebiss, mit Definitionen von Erfolg und Misserfolg endodontischer Therapie und mit Gründen für und Maßnahmen zur Kontrolle von Infektionen des Wurzelkanalsystems. In der endodontischen Literatur klafft ganz offensichtlich eine Lücke; es herrscht Mangel an randomisierten klinischen Studien, die sich essenziellen Kontroversen widmen, als da sind der Umgang mit Pulpaexpositionen, die Art der medikamentösen Einlage und die Anzahl von Behandlungssitzungen, die zur Therapie infizierter Wurzelkanäle benötigt werden. Endodontische Studien erfordern jedoch extrem lange Beobachtungszeiten, wenn valide Schlussfolgerungen aus ihnen gezogen werden sollen. Dass sich diese Probleme in absehbarer Zeit lösen lassen, ist daher nicht anzunehmen.
Schlagwörter: Pulpaerkrankungen, apikale Parodontitis, Pulpaüberkappung, Pulpotomie, Pulpektomie, Wurzelkanalbehandlung