Seiten: 135-143, Sprache: Englisch, DeutschEtz, EikeDer im Schwerpunkt der Funktionsdiagnostik und -therapie arbeitende Zahnarzt sollte beachten, dass sich unterschiedliche Schmerzphänomene beziehungsweise Krankheitsbilder im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich möglicherweise überlagern und gegenseitig beeinflussen. So können zum Beispiel schmerzhafte Veränderungen der Kiefermuskulatur und/oder der Kiefergelenke zeitgleich mit spezifischen Kopfschmerzen vorliegen. Daher ist eine zielgerichtete Anamnese und Befunderhebung von entscheidender Bedeutung. Im vorliegenden Behandlungsbeispiel berichtete die Patientin, seit etwa sechs Jahren dumpf-drückende Schmerzen im Bereich des M. masseter beidseits und in der Nackenmuskulatur zu haben. Zusätzlich gab sie an, seit einigen Tagen unter einseitigen Kopfschmerzen mit hoher Schmerzintensität zu leiden, die in kurzen bis minutenlangen Attacken mehrmals täglich auftraten. Als Begleitsymptome beschrieb die Patientin eine Augenrötung sowie eine Lärm- und Lichtüberempfindlichkeit. Auf der Basis der allgemeinen und speziellen Anamnese sowie der klinischen Diagnostik stellte sich heraus, dass es sich im vorliegenden Fall um die Koexistenz einer myogenen kraniomandibulären Dysfunktion (CMD) sowie eines Clusterkopfschmerzes handelte, der nach der Internationalen Kopfschmerzklassifikation in die Gruppe der trigeminoautonomen Kopfschmerzen eingeordnet wird. Diese Diagnosen erforderten ein interdisziplinäres und mehrphasiges Therapiemodell. Durch die koordinierte Einbindung von vier Fachdisziplinen resultierte auf der Basis einer Kombination aus Schmerz-, Physio-, Psycho- und zahnärztlicher Schienentherapie eine für die Patientin zufriedenstellende und beständige Schmerzreduktion. In der vorliegenden Kasuistik werden sowohl die aktuelle Literatur als auch die Diagnostik und Therapie eingehend erläutert.
Schlagwörter: CMD, trigeminoautonomer Kopfschmerz, chronischer Schmerz