Quintessenz Zahnmedizin, 2/2021
ProthetikSeiten: 164-173, Sprache: DeutschZitzmann, Nicola U. / Kraljevic, Iris / Glenz, Fabienn / Zimmermann, Salome D. / Joda, Tim / Dedem, PhilippDas Ziel dieser retrospektiven Kohortenstudie war es, das Langzeitergebnis individuell angefertigter Wurzelstiftkappen (WSK) von bis zu 20 Jahren zu untersuchen und mögliche Faktoren zu identifizieren, die das Komplikationsrisiko beeinflussen. Die Patientenauswahl erfolgte auf Grundlage der Behandlung mit an WSK retinierten Deckprothesen (DP, „Overdenture“) in einem universitären Umfeld. Die Datenerhebung umfasste dentale und parodontale Parameter, Einzelzahn-Röntgenaufnahmen und die Bewertung des DP-Designs. Die Patientenzufriedenheit wurde auf einer visuellen Analogskala (VAS) erfasst. Die kumulativen Überlebens- und Erfolgsraten wurden über 20 Jahre berechnet. Es wurden
73 Patienten mit 81 DP und 152 WSK eingeschlossen. Die WSK-Überlebensrate betrug 80,9 %, die WSK-
Erfolgsrate 64,5 % nach einer mittleren Beobachtungszeit von 105,4 (± 67,9, von 6 bis 240) Monaten. Die kumulativen WSK-Überlebensraten nach 5 Jahren betrugen 91,5 % und die WSK-Erfolgsraten 79,3 %.
Die Aktivierung von Kugelmatrizen erfolgte häufiger im Vergleich zu zylindrischen Retentionselementen (OR 0,43; CI95 0,2; 0,94, p = 0,034). Die Prothesenretention wurde bei zylindrischen Retentionselementen mit 96 % (IQR 89,5; 100) signifikant besser bewertet als die Retention bei Kugelattachments mit 88 % (IQR 79; 98,2; p = 0,012). Das Risiko für WSK-Komplikationen war beim parodontal geschlossenen DP-Design höher als beim parodontal offenen Design (OR 0,34; CI95 0,15; 0,78; p = 0,010). Zur Retention von DP bei teilbezahnten Patienten sind individuell angefertigte WSK auf natürlichen Pfeilerzähnen eine valide Therapieoption. Ein korrektes Prothesendesign und die Integration der Patienten in ein regelmäßiges Dentalhygieneprogramm sind entscheidende Faktoren für den langfristigen Erfolg.
Schlagwörter: Abnehmbarer Zahnersatz, Overdenture-Prothesen, Wurzelstiftkappen, Überleben, Erfolg
Journal of Craniomandibular Function, 4/2020
Seiten: 345-355, Sprache: Englisch, DeutschDedem, Philipp / Türp, Jens ChristophEinleitung: Die Herstellung einer Stabilisierungsschiene (Michigan-Schiene) für einen an einer Myoarthropathie (MAP) leidenden zahnlosen Patienten ist eine anspruchsvolle Aufgabe. In diesem Artikel wird eine Totalprothesen-Michigan-Schiene beschrieben, bei der eine herausnehmbare Oberkieferprothese und eine Stabilisierungsschiene aus einem einzigen Werkstück hergestellt wurden.
Falldarstellung: Eine 76-jährige zahnlose Frau stellte sich zum Ersatz ihrer erneuerungsbedürftigen 20 Jahre alten Totalprothesen vor. Ferner wurden bei der Patientin eine Arthralgie des rechten Kiefergelenks und myofaszialer Schmerz im rechten M. masseter diagnostiziert. Zum Ausgleich der vorhandenen reduzierten Vertikaldistanz wurden zunächst neue Totalprothesen mit einem um 2 mm erhöhten Vertikalabstand angefertigt. Zwecks Behandlung der myoarthropathischen Schmerzen wurde für den Oberkiefer durch CAM-Fräsen eines Polymethylmethacrylat-Blocks eine Totalprothesenschiene hergestellt. Diese trug die Patientin anstelle der Oberkiefer-Totalprothese nachts während des Schlafs. Die Patientin kam mit der Totalprothesenschiene gut zurecht. Die Schmerzen waren drei Monate später verschwunden.
Diskussion: Die Totalprothesen-Michigan-Schiene wies einen perfekten Sitz auf der Mundschleimhaut auf. Weitere Vorteile durch diese Konstruktionsweise waren die Vermeidung eines möglichen Retentionsverlustes zwischen einer konventionellen Schiene und einer Totalprothese, ein erhöhter Tragekomfort, eine längere Haltbarkeit der Schiene und ein verringertes Risiko für systemische Effekte durch einen geringeren Restmonomergehalt. Aufgrund des Vorhandenseins eines digitalen Datensatzes kann bei einem etwaigen Verlust des Werkstücks auf effektive Weise ein Duplikat angefertigt werden.
Schlussfolgerung: Bei zahnlosen, an MAP leidenden Patienten bietet sich als Alternative zu einer Kombination aus Totalprothese und Stabilisierungsschiene eine einteilige Totalprothesen-Michigan-Schiene an.
Schlagwörter: Totalprothese, computergestütztes Design, craniomandibuläre Dysfunktion, zahnloser Kiefer, orale Schienen
International Journal of Computerized Dentistry, 1/2016
PubMed-ID: 27027103Seiten: 63-76, Sprache: Englisch, DeutschDedem, Philipp / Türp, Jens C.Ziel: Es sollte untersucht werden, ob eine volldigitale, gipsfreie Herstellung klinisch einsetzbarer Michigan-Schienen kosten- und zeiteffizient möglich ist.
Methoden: Über digitale Scans der Ober- und Unterkiefer von zehn Probanden wurden mithilfe eines Intraoralscanners virtuelle Kiefermodelle erzeugt. Die über Frontzahn-Jigs festgelegte und mittels eines Registriersilikons fixierte Kieferrelation wurde digitalisiert und den Kiefermodellen zugeordnet. Nach dem Transfer der Datensätze über das firmeneigene Online-Portal zum Zahntechniker erfolgte die CAD-Gestaltung der Oberkiefer-Michigan-Schienen. Danach wurden aus einem industriell gefertigten Polymethylmethacrylat- Block die Schienen mithilfe einer CAM-Software gefräst und anschließend manuell finiert. Bei der Eingliederung der Schienen in der Klinik wurden die Passung, der Halt und die Kontakte der Unterkieferzähne auf der Schienenoberfläche in Statik und Dynamik überprüft.
Ergebnisse: Klinisch akzeptabel waren die Passung beziehungsweise der Halt bei zehn beziehungsweise neun Schienen. Die initialen Zahnkontakte auf dem Kunststoffwiderlager bewegten sich zwischen 4 und 16. Schlussfolgerungen: Die in der Studie zu klärende Frage kann bejaht werden. Als Vorteile gegenüber der herkömmlichen Schienenherstellung über konventionelle Abformungen sind unter anderem die zeiteffiziente Fertigung, die erhöhte Materialqualität sowie die Möglichkeit der Herstellung von Schienenduplikaten zu nennen.
Schlagwörter: Arbeitsablauf, digitale Abformung, Intraoralscanner, rechnergestütztes Konstruieren, rechnergestützte Fertigung, Kieferrelationsbestimmung, Okklusionsschienen, kraniomandibuläre Dysfunktionen, Bruxismus