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Quintessenz Verlags-GmbH
Zeitschriftenbeiträge dieses Autors
Team-Journal, 5/2024
FachbeitragSeiten: 316-325, Sprache: DeutschGraetz, Christian / Westphal, Pia / Cyris, Miriam / Rabe, Johanna / Geiken, Antje / Dörfer, Christof E. / Sälzer, Sonja
Eine Umfragestudie unter zahnmedizinischem Fachpersonal
Regelmäßig erfolgt eine Instruktion zur Interdentalraumpflege (IDRP), die in der zahnärztlichen Praxis zumeist an Zahnmedizinische Fachangestellte (ZF) delegiert wird. Zwei aktuelle S3-Leitlinien (AWMF-Reg.-Nrn. 083-022 und 083-043) beschreiben die Notwendigkeit und den Umfang der IDRP. Da jedoch bis heute kaum Erkenntnisse bezüglich der Empfehlungen von ZF an die Patienten/-innen über die IDRP oder Daten zum Wissensstand von deutschen ZF über die IDRP vorliegen, wurde eine explorative Umfragestudie initiiert. Methode: Zu 2 Evaluationszeitpunkten in den Jahren 2018 und 2021 (während und nach der Veröffentlichung der Leitlinien 083-022 und 083-043) wurden an 3 deutschen Fortbildungszentren ZF mit (ZF+) und ohne (ZF–) zertifizierte Fortbildung im Bereich der Prophylaxe mithilfe eines anonymisierten und validierten Onlinefragebogens befragt (unipark.com, Fa. Tivian XI, Köln). Die Teilnehmer/-innen beantworteten 11 Fragen zur Person (u. a. Alter, Berufsabschluss/-erfahrung, persönliche IDRP), zu IDRP-Empfehlungen (u. a. Empfehlung von IDRP-Hilfsmitteln wie IDR-Bürste/Zahnseide und Auftragen von Zahnpaste oder Interdentalgel auf das IDRP-Hilfsmittel) und zu den Empfehlungsgrundlagen. Die Ergebnisse wurden überwiegend deskriptiv ausgewertet.
Einführung: Gummierte Interdentalraumpicks (IRP) werden meist als eine einfach anzuwendende Form der häuslichen Interdentalraumpflege (IDRP) vermarktet. Obwohl wissenschaftliche Studien eine große Patientenakzeptanz zeigen, ist die Evidenzlage zur Auswahl und Präferenz der IRPs in der zahnärztlichen Praxis unklar. Mit dieser Studie soll deshalb die Frage beantwortet werden, welche Typen, Formen und Anwendungseigenschaften die Benutzerfreundlichkeit der IRPs positiv beeinflussen.
Methode: Die fragebogen- und anwendungsbasierte Studie (Ethikvotum: KI-411/18) wurde in den Jahren 2018 und 2021 an drei deutschen Fortbildungsstandorten durchgeführt. Nach schriftlicher Einwilligung wurden den teilnehmenden zahnmedizinischen Fachangestellten (ZF) sechs metallfreie IDRP-Hilfsmittel ausgehändigt (fingerförmige (fIRP) in drei Größen, noppenförmige (nIRP) in zwei Größen, Zahnhölzchen in einer Größe). Die ZFs wurden online und anonymisiert befragt. Insgesamt wurden elf Kriterien (Likert-Items 1 – 5: von „trifft zu/sehr zufriedenstellend/sehr wahrscheinlich“ bis „trifft nicht zu/sehr unzufriedenstellend/sehr unwahrscheinlich“) abgefragt, u. a. Einführbarkeit, Reinigungskapazität und Stabilität, und die Ergebnisse überwiegend deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 354 ZFs teil. Es wurde eine Rücklaufquote von 45,23 % (90/199) im Jahr 2018 und von 65,16 % (101/155) im Jahr 2021 mit vollständiger Beantwortung aller Fragen erreicht. Die ZFs bewerteten die fIRPs (Median (Perzentile (25/75)): 2 (1/2)) und die nIRPs (Median (Perzentile (25/75)): 2 (1/3)) als am benutzerfreundlichsten. Mit Ausnahme des Items „Geschmack“ (p ≥ 0,857) schnitt das Zahnholz in zehn von elf Items im Vergleich zu den fIRPs und nIRPs signifikant schlechter ab (p < 0,001). Die nIRPs und fIRPs unterschieden sich nur in der Bewertung der Stabilität signifikant (nIRPs vs. fIRP: (2 (2/3)) vs. (2 (1/2); p < 0,001). Eine Regressionsanalyse (neun Variablen) zeigt, dass die Variablen „Einführbarkeit“ (OR = 1,615, p = 0,047), „Handhabung“ (OR = 22,720, p < 0,001), „Reinigungskapazität“ (OR = 2,754, p < 0,001), „Stabilität“ (OR = 2,865, p < 0,001) und „Missempfindungen“ (OR = 0,528, p = 0,005) einen signifikanten Einfluss auf die „Benutzerfreundlichkeit“ haben.
Diskussion: Die Studienergebnisse zeigen, dass neuartige IRPs von den befragten ZFs als benutzerfreundlicher empfunden werden als konventionelle Zahnhölzer.
Schlussfolgerung: Unter Berücksichtigung der studienbedingten Limitationen beurteilten die ZFs die fIRPs als signifikant stabiler als die nIRPs, während beide IRP-Formen als benutzerfreundlicher als ein Zahnholz bewertet wurden.
Schlagwörter: gummierte Interdentalraumpicks, häusliche Zahnzwischenraumpflege, Instruktion, Zahnhölzer, Zahnmedizinische Fachassistenz
Eine Umfragestudie unter zahnmedizinischem Fachpersonal
Einführung: Regelmäßig erfolgt eine Instruktion zur Interdentalraumpflege (IDRP), die in der zahnärztlichen Praxis zumeist an Zahnmedizinische Fachangestellte (ZF) delegiert wird. Zwei aktuelle S3-Leitlinien (AWMF-Register-Nr.: 083-022 und 083-043) beschreiben die Notwendigkeit und den Umfang der IDRP. Da jedoch bis heute kaum Erkenntnisse bezüglich der Empfehlungen von ZFs an die Patienten/-innen über die IDRP oder Daten zum Wissensstand von deutschen ZFs über die IDRP vorliegen, wurde eine explorative Umfragestudie initiiert.
Methode: Zu zwei Evaluationszeitpunkten in den Jahren 2018 und 2021 (während und nach der Veröffentlichung der Leitlinien 083-022 und 083-043) wurden an drei deutschen Fortbildungszentren ZFs mit (ZF+) und ohne (ZF–) zertifizierte Fortbildung im Bereich der Prophylaxe mittels eines anonymisierten und validierten Onlinefragebogens befragt (unipark.com, Tivian XI GmbH, Köln, Deutschland). Die Teilnehmer/-innen beatworteten elf Fragen zur Person (u.a. Alter, Berufsabschluss/-erfahrung, persönliche IDRP), zu IDRP-Empfehlungen (u.a. Empfehlung von IDRP-Hilfsmitteln wie IDR-Bürste/Zahnseide und Auftragen von Zahnpaste oder Interdentalgel auf das IDRP-Hilfsmittel) und zu den Empfehlungsgrundlagen. Die Ergebnisse wurden überwiegend deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: 2018 nahmen 89 ZFs (ZF–/ZF+: 68/21) und 2021 insgesamt 109 ZFs (ZF–/ZF+: 59/50) teil, 2021 mit einem höheren Anteil von ZF+ (p = 0,006). Zu beiden Evaluationszeitpunkten gaben ZF+ häufiger an (2018/2021: 62 %/64 %), sich an wissenschaftlichen Empfehlungen zu orientieren, als ZF– (2018/2021: 27 %/41 %). Zum ersten Evaluationszeitpunkt berichteten 78 % aller ZFs (2021: 73 %), die selbst als wirksam empfundenen IDRP-Hilfsmittel als Empfehlungsgrundlage zu nutzen. Patientenpräferenzen wurden von ZF+ im Jahr 2018 zu 24 % und im Jahr 2021 zu 36 % berücksichtigt. Im Jahr 2018 beachteten ZF– zu 54 % und im Jahr 2021 zu 39 % Patientenpräferenzen. Als persönliche IDRP-Hilfsmittel wurden vorwiegend IDR-Bürsten (2018/2021: 75 %/77 %) sowie Zahnseide (2018/2021: 78 %/84 %) angegeben. Beide Hilfsmittel empfahlen ZFs auch mehrheitlich ihren Patienten/-innen (2018/2021: IDR-Bürsten 99 %/95 %; Zahnseide 75 %/78 %).
Diskussion: Die Ergebnisse der explorativen Umfragestudie lassen trotz der geringen Teilnehmerzahl und der speziellen Auswahl der ZFs erkennen, dass ein Grundwissen über die IDRP in allen Gruppen der ZFs zu verzeichnen ist. Jedoch berücksichtigen die befragten ZFs eher die selbst empfundene Wirksamkeit der IDRP-Hilfsmittel als die Patientenpräferenzen oder wissenschaftliche Empfehlungen, unabhängig von ihrem Fortbildungsstands.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse legen nahe, dass es notwendig ist, ZFs hinsichtlich einer evidenzgestützten, patientenindividuellen IDRP-Instruktion intensiver anzuleiten.
Schlagwörter: Dentalhygieniker/-in, häusliche Zahnzwischenraumpflege, Instruktion, Zahnmedizinische Fachassistenz
Einleitung: Gemäß den aktuellen europäischen Leitlinien sollte der erste Schritt der Parodontaltherapie eine Mundhygieneinstruktion (oral hygiene instruction (OHI)) umfassen, die auch die Verwendung von Interdentalraumbürsten (interdental brushes (IDBs)) einschließt. Es gibt jedoch keine schlüssigen Beweise für deren Wirksamkeit im Rahmen dieser Therapiestufe. Die vorliegende multizentrische, klinisch kontrollierte, explorative Studie verglich die klinischen Ergebnisse von 2 NSPT-Konzepten (non-surgical periodontal therapy, nicht-chirurgische Parodontaltherapie) unter universitären Bedingungen, eines in Deutschland (NSPT-G) mit und eines in Ägypten (NSPT-E) ohne IDBs.
Methode: 23 Parodontitispatienten im Stadium III/IV (NSPT-G/NSPT-E: 11/12) wurden vor (T0) und nach der NSPT (T1) untersucht. Die demografischen Daten der Patienten, der Zahnverlust, der klinische Attachmentverlust (CAL), die Sondierungstiefe (PD) und die Blutung bei Sondierung (BOP) wurden bewertet. Für die statistische Analyse wurden ANOVA- und Mann-Whitney-U-Tests verwendet.
Ergebnisse: Es wurden Baseline-Unterschiede in Bezug auf Alter, Schweregrad und Zahl der Zähne pro Patient festgestellt. Die Dauer der NSPT war bei NSPT-G 1,6-mal länger als bei NSPT-E. Verbesserungen von BOP, PD und CAL wurden in beiden Gruppen beobachtet, wobei die mittlere prozentuale Reduktion der PD bei NSPT-G größer war als bei NSPT-E (– 26,86 (9,29) % / – 12,61 (9,38) %; p = 0,004). Ähnliche Effekte wurden bei den Veränderungen des CAL beobachtet, mit einer stärkeren Verbesserung bei NSPT-G im Vergleich zu NSPT-E (– 34,84 (11,18) %/ – 10,98 (10,6) %; p < 0,001).
Schlussfolgerung: Beide NSPT-Konzepte erzielten signifikant vorteilhafte klinische Effekte für Patienten im Rahmen ihres sozioökonomischen Umfelds. Aufgrund der Limitationen der explorativen Studie bleibt jedoch ein klarer Nutzen für ein Behandlungskonzept aus NSPT in Kombination mit umfassender OHI einschließlich IDBs bei der Parodontalbehandlung unbestätigt.
Schlagwörter: Blutung bei Sondierung, Instruktion, Motivation, Mundhygiene, nicht-chirurgische Parodontaltherapie, Parodontitis
Introduction: Instruction on interdental cleaning at home (IC) is daily routine in the dental practice and mostly performed by dental professionals (DP). Recently published S3-guidelines (AWMF: 083–022/083–043) describe, among other things, the need and extent of patient-specific instructions on IC. However, since little evidence is available up to date regarding the DP’s recommendations to patients on IC or data on the level of knowledge of German DPs about IC, an exploratory survey study was initiated. Methods: At 2 evaluation time points in 2018 and 2021 (during and after the publication of guideline AWMF: 083–022/083–043), dental professionals with (DP+) and without (DP–) certified education in dental hygiene were surveyed at 3 German dental training institutes using an anonymized and validated online questionnaire (unipark.com, Tivian XI GmbH, Cologne, Germany). The probands answered 11 questions regarding personal details (including age, professional degree/experience, personal IC habits), the recommendations according to IC (including devices such as interdental brush/floss and additional use of toothpaste or interdental gel together with the IC devices), and the basis for their recommendations. The results were analyzed mainly descriptively.
Results: In total, 89 DPs participated in 2018 (DP–/DP+: 68/21) and 109 DPs in 2021 (DP–/DP+: 59/50), 2021 with a higher DP+ rate (p = 0.006). At both evaluation times, DP+ were more likely (2018/2021: 62 %/64 %) to report following scientific recommendations than DP– (2018/2021: 27 %/41 %). At the first evaluation date, 78 % of all DPs (2021: 73 %) reported recommending IC devices they themselves perceived as effective. Patient preferences were considered by DP+ 24 % in 2018 and 36 % in 2021. DP– considered patient preferences in 54 % (2018) and 39 % (2021). DPs predominantly reported to use interdental brushes (2018/2021: 75 %/77 %) and floss (2018/2021: 78 %/84 %) as their personal IC devices. A majority of DPs also recommended both devices in 2018/2021 with 99 %/95 % for interdental brushes and 75 %/78 % for floss.
Discussion: Despite the small number and special selection of DPs, the results of the exploratory survey study suggest that a basic knowledge of IC is present in all groups of DPs. The DPs surveyed were more likely to consider the selfperceived efficacy of IC devices than patient preferences or evidence-based recommendations, regardless of their level of certification.
Conclusion: The results suggest that there is a need for more intensive coaching of DPs regarding evidence-based and patient-specific instruction on IC at home.
Schlagwörter: dental hygienist, dental professional, instruction, interdental cleaning at home
Introduction: According to the actual EFP guidelines, first step of periodontal therapy should include oral hygiene instructions (OHI), comprising the use of interdental brushes (IDBs). Yet, non-conclusive evidence exists for their effect. The present multicentric clinical controlled explorative study compared the clinical outcomes of two NSPT (non-surgical periodontal therapy) concepts under university settings, one with (in Germany (NSPT-G)) and one without IDBs (in Egypt (NSPT-E)).
Methods: 23 stage III/IV periodontitis patients (NSPT-G/NSPT-E:11/12) were examined before (T0) and after NSPT (T1). Patients' demographic data, tooth loss, clinical attachment loss (CAL), probing depths (PD) and bleeding on prob-ing (BOP) were assessed. ANOVA and Mann-Whitney-U tests were used for statistical analysis.
Results: Baseline differences were observed in terms of age, severity and tooth number per patients. NSPT duration was 1.6 times longer in NSPT-G vs. NSPT-E. Improvements of BOP, PD and CAL were observed in both groups, with greater mean percentage reduction of PD for NSPT-G vs. NSPT-E (–26.86 (9.29) %/–12.61 (9.38) %; p=0.004). Similar effects were observed for changes in CAL, with higher improvement in NSPT-G vs. NSPT-E (–34.84 (11.18) %/–10.98 (10.6) %; p0.001).
Conclusion: Both NSPT concepts achieved significantly beneficial clinical effects for patients within their socio-economic circumstance. However, according to the limitations of the explorative study, a clear benefit for a treatment concept comprised of NSPT in combination with comprehensive OHI and IDC during periodontal treatment remains unconfirmed.
Schlagwörter: bleeding on probing, instruction, motivation, non-surgical periodontal therapy, oral hygiene, periodontitis
Parodontitis ist eine behandelbare Entzündungskrankheit, deren Therapie nicht an Vorleistungen des Patienten gebunden werden kann. Dennoch ist der Grad des Erfolgs einer Parodontaltherapie entscheidend von der Motivierung und einer kontinuierlichen Mitarbeit der Patienten abhängig. Dementsprechend umfasst die erste Therapiestufe neben der professionellen mechanischen Plaquereduktion die Instruktion zum häuslichen Biofilmmanagement (Mundhygieneinstruktion, MHI) sowie die Kontrolle von systemischen Risikofaktoren, inklusive Interventionen zur Änderung des Gesundheitsverhaltens. Die seit Sommer gültige Richtlinie zur systematischen Behandlung der Parodontitis des Gemeinsamen Bundesausschusses soll dementsprechend Informationen über die Bedeutung von gesundheitsbewusstem Verhalten sowie eine patientenindividuelle Mund-hygieneunterweisung beinhalten. Jedoch ist zum einen die Behandlungszeit, zum anderen aber auch die Aufnahmekapazität unserer Patienten limitiert. Die aktuell für Deutschland angepasste Leitlinie zur Parodontaltherapie soll helfen, anhand der aktuellen Evidenz Prioritäten zu setzen.
Das vorliegende Manuskript wurde auf Grundlage des Manuskripts „Neue S3-Leitlinie ‚Die Behandlung von Parodontitis Stadium I bis III‘ – Teil 1. Klinische Empfehlungen zur ersten Therapiestufe“ (Sälzer et al. Zahnärztl Mitt 2021;111:494−499)1 verfasst.
Manuskripteingang: 25.05.2021, Annahme: 03.07.2021
Schlagwörter: Parodontitis, Risikofaktoren, Verhaltensänderung, Mundhygiene, Motivation, Plaqueentfernung, Biofilmmanagement, Raucherentwöhnung, Diabeteskontrolle, Ernährungsberatung
Einführung: Seit 30 Jahren wurde der zentrale pathomechanische Weg der Parodontitis in einer polymikrobiellen Infektion durch einen oralen Biofilm mit spezifischen pathogenen Mikroorganismen gesehen. Konsequenterweise wurde therapeutisch eine Kombination von mikrobiologischen Tests mit nachfolgender systemischer Antibiose als Adjuvans zur mechanischen Entfernung des Biofilms empfohlen. Nach heutigen Erkenntnissen ist aber die Entgleisung des ursprünglich physiologischen und symbiotischen Biofilms in einen dysbiotischen Biofilm für die Pathogenizität entscheidend, weshalb die Testung auf die Anwesenheit einzelner spezifischer Mikroorganismen eine untergeordnete klinische Relevanz hat. Unbestritten führt die systemische Antibiotikagabe bei schweren Erscheinungsformen der Parodontitis nach vorheriger mechanischer Reinigung zu einem Zusatznutzen. Vor diesem Hintergrund ist unklar, wie die Entscheidungsfindung für die systemische Antibiotikagabe im Rahmen einer Parodontitistherapie in den Praxen erfolgt. Dies zu evaluieren war Gegenstand der Studie.
Schlagwörter: Antibiotika, Leitlinien, Onlineumfrage, Parodontitis
Open Access Online OnlyOriginal ArticlesDOI: 10.3238/dzz-int.2019.0222-0231Seiten: 222, Sprache: EnglischGraetz, Christian / Conrad, Jonas / Dörfer, Christof E. / Sälzer, Sonja
Introduction: For the last 30 years, the central pathomechanical path of periodontitis has been described as a polymicrobial infection by an oral biofilm containing specific pathogens. Consequently, a combination of microbiological tests followed by systemic antibiotics has been used as an adjunct to me-chanical removal of the biofilm. According to current knowledge, however, conversion of the originally physiological and symbiotic biofilm into a dysbiotic biofilm is crucial for the pathogenicity. Hence, testing for the presence of specific microorganisms is of less clinical relevance. Systemic administration of antibiotics after prior mechanical debridement undeniably has an added benefit in severe manifestations of periodontitis. In light of this, it is unclear how the decision to administer systemic antibiotics as part of peri-odontitis therapy is made in dental practices. Evaluating this decision process was the subject of this study.
Methods: The preferences for prescribing adjunctive systemic antibiotics in periodontal therapy were determined with 29 question items using a web-based software (Unipark, Questback GmbH, Germany). The anonymous survey was advertised throughout Germany and conducted from May to October, 2018. Data organization, descriptive evaluation, and contingency analysis (Pearson's chi-squared test, Cramer's V) were performed with PASW Statistics 18 (SPSS Statistics 18, IBM, Chicago, USA). The significance level was defined as p = 0.05.
Results: The online survey was accessed by 5745 interested persons. Of these, 425 (7.4 %) completed the survey in full. Most frequently, these respondents reported prescribing antibiotics in periodontitis treatment in patients with rapidly progressive (aggressive) periodontitis (34 %), with necrotizing ulcer-ative gingivitis/periodontitis with pronounced general symptoms (56 %) and with acute periodontal abscesses with tendency to spread or with pronounced general symptoms (76 %). 58 % of respondents started with the antibiotic therapy prior to root surface instrumentation and 28 % indicated using a microbiological test. The group of survey participants with a specialization reported more frequent use of national statements/guidelines compared to dentists without a specialization (90 % vs. 77 %).
Discussion: According to the results, the majority of dentists participating in the survey used systemic antibiotics in periodontal therapy in a prudent and indication-related manner. However, this should not be generalized, since the study design with its unclear response rate is not sufficiently representative.
Conclusion: The results suggest that the available recommendations from professional associations have largely been implemented.
Schlagwörter: antibiotics, guidelines, online survey, periodontitis
Ziel: Für eine erfolgreiche Parodontitistherapie ist die effektive Instrumentierung und umfassende Biofilmentfernung mit dem Ergebnis einer bioakzeptablen Wurzeloberfläche Voraussetzung. Dies kann durchaus herausfordernd sein, da subgingivale Auflagerungen visuell nicht erkennbar sind. Vorteile einer subgingivalen Instrumentierung mithilfe eines dentalen Endoskopes (PE) liegen auf der Hand, sind aber wissenschaftlich noch unzureichend untersucht. Zudem benötigt man, wie für alle endoskopischen Verfahren, spezielle Trainings und regelmäßige Übung im Umgang mit dem System. Ziel einer Pilotstudie war die Untersuchung des Einflusses der generellen Behandlungserfahrung und eines PE-spezifischen In-vitro-Trainings auf das Behandlungsergebnis.
Methode: Elf unterschiedlich erfahrene Behandler (sechs Zahnärzte/-innen und fünf Dentalhygienikerinnen) des Funktionsbereiches Parodontologie instrumentierten mit Mini-Specialküretten und Schallscaler (Slimline-Ansätze) randomisiert 28 Ober-/Unterkieferähne mit artifiziellen subgingivalen harten Auflagerungen speziell entwickelter Echtzahnmodelle mit Simulation eines mittleren Attachmentverlusts von 5,86±2,12mm im Phantomkopf mit PE und ohne PE (nPE). Erfasst wurden die Behandlungsdauer (in min) sowie der Anteil an entfernten simulierten harten Auflagerungen (in %). Signifikante Unterschiede wurden mittels des Kolmogorov-Smirnov, Shapiro-Wilk oder Chi Quadrat Test untersucht, mögliche Assoziationen mit Pearson Korrelation und Spearman's rank Korrelation getestet (alle Tests zweiseitig; p≤0,05).
Ergebnisse: Mittels PE wurden signifikant mehr Auflagerungen (mean(SD)) unabhängig der Behandlungserfahrung entfernt (PE: 90,78(12,10)% [range: 58,80-100%]; nPE: 79,98(22,15)% [range:38,10-100%]; p0,001)). Eine signifikant verbesserte Instrumentierung mit PE versus nPE zeigte sich an den Unterkieferfrontzähnen und allen Oberkieferzähnen (p0,001). Die mittlere Behandlungszeit für zwei Quadranten mit PE (54,73±13,12min [range: 40-80min]) war signifikant größer (nPE: 33,00±11,33min [range: 20-53min] p0,001), wobei die DH-Gruppe im Mittel 7min länger instrumentierte (p0,001).
Schlussfolgerung: Mit Hilfe eines PE können unabhängig der klinischen Behandlungserfahrung aber abhängig des Zahntyps signifikant mehr artifizielle harte Auflagerungen subgingival erkannt und entfernt werden. Derzeitig ist jedoch für die ergänzende PE-Anwendung ein höherer Zeit-/Kostenaufwand und die Notwendigkeit eines Intensivtrainings erforderlich. Vorausgesetzt der Weiterentwicklung der derzeitigen PE-Technik könnte sich diese als eine Bereicherung in der parodontalen Diagnostik und Therapie etablieren.
Schlagwörter: nicht-chirurgische Parodontitistherapie, Scaling and root planing, In-vitro-Studie, subgingivale Konkremente, dentales Endoskop