![]() | Geschlecht | männlich | |
![]() | Raucher | nein | |
![]() | Anamnese | Allgemeinmedizinisch gesund | |
![]() | Grund des Besuchs | Patient stellte sich im Notdienst vor, nachdem er alio loco von einem Zahnarzt erstversorgt worden war; provisorische Abdeckung an Zahn 11; insuffiziente, ästhetisch unbefriedigende provisorische Stabilisierung der Kronenfragmente an Zahn 21 | |
![]() | Diagnose | Unkomplizierte Kronenfraktur an Zahn 11 und Längsfraktur an Zahn 21 mit palatinal tief nach subkrestal reichendem Frakturverlauf | |
![]() | Therapie | Adhäsive Fragmentbefestigung und -stabilisierung; Wurzelkanalfüllung Zahn 11; Implantatversorgung in Regio 21 |
Nach erfolgter Röntgendiagnostik und dem Ausschluss weiterer Traumata erfolgte die Entfernung der provisorischen Abdeckungen an den Zähnen 11 und 21. Unter Lokalanästhesie wurden sorgfältig Verunreinigungen und Blutkrusten beseitigt sowie mit Hilfe einer Sonde die Tiefe und die Ausdehnung der Gewebe- und Zahnhartsubstanzschädigung exploriert.
Der Patient hatte zwei frakturierte Kronenfragmente des Zahnes 11, die eindeutig reponierbar waren und zur Rehydrierung unverzüglich in Kochsalz gelagert und anschließend gereinigt wurden. Es folgte zunächst eine kleinflächige Abdeckung der durchschimmernden Pulpa. Die Fragmente im Bereich der Abdeckung wurden vorsichtig ausgeschliffen und dann unter relativer Trockenlegung adhäsiv mit einem fließfähigen Komposit befestigt. An Zahn 21 wurden die Fragmente in situ belassen. Die Therapieplanung sah vor, diesen Zahn mittelfristig zu extrahieren und ein Implantat zu inserieren. Eine adhäsive Stabilisierung der Fragmente sollte der Kieferkammprophylaxe dienen. Dazu wurden die Oberflächen soweit möglich vorsichtig gesäubert und adhäsiv fixiert. Im Anschluss daran erfolgte die Vitalexstirpation der Pulpa des Zahnes 21 mit medikamentöser Einlage. Ziel war es hierbei, vor der geplanten Extraktion das Weichgewebe stabil zu erhalten und eine Beschwerdefreiheit zu erreichen.
In der Nachsorge wurde aufgrund der Diagnose einer symptomatischen apikalen Parodontitis eine Wurzelkanalbehandlung an Zahn 11 durchgeführt. Da der Zahn 21 stabil erstversorgt worden war, konnten sich die Gingiva und die umliegenden Weichgewebsstrukturen in diesem Bereich weitestgehend erholen, sodass es möglich war, eine Implantatversorgung in Regio 21 zu planen. Nach schonender Extraktion des Zahnes 21 wurde ein Implantat in die Lücke gesetzt.
In der folgenden Einheilphase des Implantates mit provisorischer Krone verfärbte sich der wurzelkanalbehandelte Zahn 11. Daher wurde ein internes Bleichen durchgeführt.
Die Abbildung zeigt das Endergebnis nach der definitiven Kronenversorgung. Dieser Fall verdeutlicht die Wichtigkeit einer sofortigen korrekten Ersttherapie und einer darauffolgenden konsequenten interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Zahnerhaltung und Chirurgie sowohl in der Nachsorge als auch in der Phase der definitiven Versorgung.
![]() | Zusammenfassung | Für dauerhaft stabile Versorgungen ist es bei komplexen Frontzahntraumata wichtig, dem Weichgewebe ausreichend Zeit zur Regeneration zu geben. Folgen einer verfrühten definitiven Behandlung können langfristig gravierende Auswirkungen auch auf die umliegenden Knochenstrukturen und Zahnhartsubstanzen haben. Ein besonderer Fokus muss außerdem stets auf das Alter des Patienten gelegt werden. So spielt bei der Therapieentscheidung auch eine Rolle, ob das Wurzelwachstum abgeschlossen bzw. noch mit weiterem Kieferknochenwachstum zu rechnen ist. Wenn der Patient sich bereits in höheren Lebensjahren befindet, sind das Alter und der Zustand der Pulpa z. B. in Bezug auf deren Regenerationsfähigkeit immer mit einzurechnen. (Quelle Originalbeitrag: Wirsching E. Interdisziplinäre Therapie komplexer Frontzahntraumata bei schwieriger Ausgangslage. Quintessenz 2017;68(4):365-374.) |
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