![]() | Alter | 44 Jahre | |
![]() | Geschlecht | weiblich | |
![]() | Raucher | ja | |
![]() | Anamnese | Medikamentös behandelte Schilddrüsenunterfunktion; Tabakkonsum von bis zu 20 Zigaretten täglich; unzureichende Mundhygiene | |
![]() | Grund des Besuchs | Verbesserung der Mundhygiene; Restauration im Front- und Seitenzahnbereich | |
![]() | Diagnose | Insuffizient restaurierter Gebisszustand; Angle-Klasse II,1 mit protrudierten Oberkieferfrontzähnen | |
![]() | Therapie | Professionelle Zahnreinigung; Revision der insuffizienten Wurzelkanalfüllung an Zahn 21 mit anschließendem internen Bleaching („Walking-Bleach-Technik“); Kompositrestaurationen 11-22 |
Zunächst erfolgten eine Situationsabformung des Ober- und Unterkiefers mit Alginat und die Herstellung von Situationsmodellen. Nach abgeschlossener endodontischer Revisionsbehandlung des Zahnes 21 erfolgte in der gleichen Sitzung unter Tageslichtbedingungen die Farbbestimmung für die Zähne 11-22. Das zum internen Bleaching des Zahnes 21 eingesetzte Natriumperborat wurde mit 3%igem H2O2 angemischt und bis zum Erreichen der gewünschten Zahnfarbe nach einer Liegedauer von 5 Tagen insgesamt fünfmal gewechselt.
Differenzialtherapeutisch erfolgte eine Aufklärung der Patientin über ein indirektes Veneering mit Keramik und eine mögliche Überkronung der betroffenen Zähne. Die direkte Kompositrestauration wurde in diesem Fall jedoch aufgrund der minimalinvasiven Behandlungsweise, der Schnelligkeit der Versorgung und der niedrigen Kosten als Mittel der Wahl angesehen. Weitere Maßnahmen wie eine kieferorthopädische Beratung im Hinblick auf eine Behandlung der Dysgnathie und einen prothetischen Ersatz der fehlenden Seitenzähne lehnte die Patientin ab. Zur Isolation der Zähne wurde von 14 bis 24 Kofferdam appliziert.
Die Entfernung sämtlicher Füllungsanteile an den Zähnen 11 bis 22 erfolgte mit einem zylindrischen Diamantschleifer. Danach wurden die Kavitäten mit Hilfe von Metallrosenfräsern exkaviert. Für die Abschrägung der Schmelzränder kam ein rot beringter flammenförmiger Diamantschleifer zum Einsatz.
Die Konditionierung von Schmelz (30 Sekunden) und Dentin (15 Sekunden) erfolgte mit 36%iger Phosphorsäure. Anschließend wurde ein Zwei-Flaschen-Adhäsivsystem nach Herstellervorgaben appliziert.
Unter Zuhilfenahme des Silikonschlüssels erfolgte der direkte individuelle Frontzahnaufbau in Adhäsivtechnik mit einem Nanohybridkomposit. Der Silikonschlüssel diente der anatomischen Wiederherstellung der Zähne, indem zunächst die palatinale Formgebung analog zum Wax-up erfolgte. Alternativ wäre auch eine Schichtung gegen eine durch die Fingerkuppe des Behandlers abgestützte Matrize möglich gewesen. Auf diese Weise wird zwar einerseits die anatomisch korrekte Rekonstruktion der Palatinalfläche schwieriger, andererseits entfällt jedoch mit der Herstellung des Silikonschlüssels der Arbeitsschritt im Labor und damit auch eine zusätzliche Behandlungssitzung.
Zum Aufbau der palatinalen Zahnkontur fand zunächst die Kompositmasse Verwendung. Dadurch ließ sich die Palatinalfläche der Zähne vollständig konturieren, sodass danach der Silikonschlüssel abgenommen werden konnte. Anschließend wurde mit Hilfe der Schichtmassen der zentrale Zahnanteil aufgebaut. Zuletzt erfolgte das Auftragen der Schichtmassen für die Rekonstruktion der vestibulären Zahnflächen. Zur Applikation der Kompositmassen und zur Modellation der anatomischen Grundform dienten kleine und große Kugelstopfer sowie Heidemann-Spatel.
Die Ausarbeitung der individuellen Zahnform erfolgte mit einem rot beringten flammenförmigen Diamantschleifer und anschließend mit einem gelb beringten Diamantfinierer. Für das weitere Finishing wurden Arkansassteinchen und Kompositpolierer der Farben Rot und Grau eingesetzt.
Abschließend erfolgte die Hochglanzpolitur unter Wasserkühlung.
Das erzielte ästhetische Resultat konnte anhand der fotografischen Dokumentation von der Ausgangssituation bis zum Endergebnis verdeutlicht werden. Insgesamt lässt sich das Ergebnis unter Berücksichtigung der Ausgangslage und der gegebenen zahnmedizinischen Kriterien in Bezug auf die Funktion und die Ästhetik als sehr zufriedenstellend beurteilen.
Weiterhin ist festzustellen, dass die materialspezifischen Eigenschaften von Kompositen eine gute Verarbeitung, Formstabilität sowie Farbadaptation ermöglichen und die direkte Rekonstruktion von Zähnen erlauben. Dadurch kann eine invasivere Therapie durch indirekte Veneers oder Kronen vermieden werden. Die Erstellung eines Wax-ups und anschließend eines Silikonschlüssels erleichtern deutlich die Modellation der Zahnstrukturen. Bei dieser Methode müssen nach der Kompositschichtung nur wenige Korrekturen und Nachbearbeitungen vorgenommen werden. Zusätzlich können diese Hilfsmittel auch bei komplexen Frontzahnrestaurationen eine Zeitersparnis bewirken.
![]() | Zusammenfassung | Wie der vorgestellte Fall zeigt, kann auch in schwierigen Behandlungssituationen mit dem sehr einfachen, praxisnahen und preisgünstigen Verfahren ein klinisch gutes Ergebnis erzielt werden. Das Vorgehen lässt sich von jedem Zahnarzt ohne größeren Aufwand und spezielle Vorkenntnisse in der Praxis umsetzen. Zum Einstieg in die Schichtung von direkten Restaurationen an Frontzähnen ist die Verwendung eines Silikonschlüssels nach einem Wax-up empfehlenswert. Danach kann mit etwas mehr Routine auch die Matrizen-Fingerkuppen-Technik zu ausgezeichneten Resultaten führen. (Quelle Originalbeitrag: Goulioumis V, Markovic L, Frei J, Zimmer S. Effiziente direkte Frontzahnrekonstruktion unter Verwendung eines Silikonschlüssels als Alternative zu einer laborgefertigten Versorgung. Quintessenz 2017;68(4):375-380.) |
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