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Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hat sich dem Appell #ErnährungswendeAnpacken! angeschlossen

(c) Anna_Pustynnikova/shutterstock.com

Anfang Dezember 2021 hat die Bundeszahnärztekammer den Verbände-Appell für eine Ernährungswende unterzeichnet. Dem Appell haben sich derzeit mehr als 15 Partner, Dachorganisationen, Verbände und Fachgesellschaften aus Gesundheit, Sozialwesen, Ernährung und Umwelt zusammengefunden, die die Bundesregierung unter anderem zur Einrichtung einer „Zukunftskommission Ernährung“ auffordern. Deren Ergebnis soll als Basis für eine Ernährungsstrategie dienen. Denn Deutschlands derzeitiges Ernährungssystem ist ungesund, unsozial, klima- und umweltschädlich.

Derzeitige Ernährung ist ungesund, unsozial, klima- und umweltschädlich

Die Bundeszahnärztekammer setzt sich seit Jahren für eine gesunde Ernährung ein, da eine unausgewogene Ernährung und ein übermäßiger Zuckerkonsum auf Dauer sowohl der Mundgesundheit als auch der Allgemeingesundheit schaden. Die BZÄK trägt daher seit Anfang Dezember den Appell des Bündnisses mit, der auf der Webseite des World Wide Found for Nature (WWF) einzulesen ist. Dort heißt es unter anderem:

„Die Initiative #ErnährungswendeAnpacken! begrüßt, dass die Ampelkoalition bis 2023 eine Ernährungsstrategie für Deutschland erarbeiten will, um eine ,gesunde Umgebung für Ernährung und Bewegung zu schaffen‘. Hierbei sollte von Beginn an gesund, sozial gerecht und umweltverträglich zusammen gedacht werden, so die Initiative. Dies ist nicht nur mit Blick auf den Klimawandel und den gravierenden Artenverlust dringend geboten, sondern auch mit Blick auf soziale Gerechtigkeit.

Noch viele Fragezeichen

Insgesamt sieht die Initiative #ErnährungswendeAnpacken! viele Fragezeichen auf dem Weg zur dringend benötigten Ernährungswende in Deutschland. ,Die Ernährungspolitik muss eine der maßgeblichen Querschnittsaufgaben in der kommenden Legislaturperiode sein‘, so die Initiative. ,Sie sollte daher nicht nur ressortübergreifend, sondern auch unter Einbindung von Praktiker:innen, Wissenschaftler:innen und gesellschaftlichen Akteur:innen aus allen relevanten Bereichen, Berufs- und Altersgruppen entwickelt werden.‘

Als unbedingt noch zu füllende Lücke des Koalitionsvertrags bezeichnet das Bündnis, dass es keine Aussagen dazu gibt, wie Deutschland den Einstieg in eine sozial gerechte Ernährungspolitik finden will. ,Gesundes, nachhaltiges Essen darf kein Privileg für einkommensstarke Haushalte sein, sondern ist ein Recht für alle‘. Untergegangen ist zudem die Stärkung der Ernährungsbildung, Ernährungsberatung und Ernährungstherapie.

Zu wenig Ernährungswissen und -bildung

Positiv bewertet die Initiative, dass pflanzliche Alternativen zukünftig gestärkt werden sollen, jedoch bleiben konkrete Schritte, wie etwa eine Förderung des heimischen Anbaus von Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten, hier offen. Die Anhebung des Bio-Anteils in der Gemeinschaftsverpflegung auf 30 Prozent bis 2030 sowie Pläne zur Reduktion von Lebensmittelabfällen bringe Deutschland voran bei der Ernährungswende. Dass die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in der Gemeinschaftsverpflegung etabliert werden sollen, ist überfällig und gut. Eine an den planetaren Grenzen orientierte Weiterentwicklung der Standards ist jedoch im Verlauf notwendig. Zudem fehlen dem Bündnis Aussagen zur Finanzierung der flächendeckenden Umsetzung. 

Werbebeschränkung für ungesunde Lebensmittel wichtiger Schritt – doch wo bleibt die Zuckersteuer?

Als ,Schritt in die richtige Richtung mit vielen Fragezeichen‘ bezeichnet #ErnährungswendeAnpacken! das Ziel, an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt zu beschränken. Es komme dabei stark auf die konkrete Umsetzung an. Und um eine nachhaltige Ernährungsumgebung zu schaffen, müsste auch die derzeitige Lebensmittelbesteuerung überprüft und angepasst werden – ,damit die einfache Wahl beim Einkauf in Zukunft auch die gesunde und nachhaltige Wahl ist‘. Die Ampelkoalition lässt hier entscheidende Instrumente außer Acht.“ 
Der gesamte Appell als PDF kann hier heruntergeladen werden.

Die Zukunft liegt auf unserem Teller

Viele Menschen in Deutschland setzen sich für den Schutz des Klimas und der Artenvielfalt ein. Eine sehr wirksame Maßnahme findet dabei viel zu wenig Beachtung: Der Blick auf unser tägliches Essen. Hier gilt: Jeder Einkauf und jeder Biss zählen. Unsere heutigen Einkaufs- und Ernährungsgewohnheiten sind mit Auswirkungen verbunden, die nicht nur in Deutschland spürbar sind, sondern in vielen Regionen weltweit. Denn alles, was wir essen, kommt irgendwo her, wurde angebaut, gehalten, weiterverarbeitet, transportiert, gelagert und endet letztendlich bei uns auf dem Frühstücksbrot oder im Topf.

Global betrachtet, überschreiten unsere Ernährungssysteme die Belastungsgrenzen der Erde und schaden zugleich der menschlichen Gesundheit. Dazu kommt die vermehrte Gefahr von Zoonosen, also von Krankheitserregern wie SARS, Ebola und auch das Coronavirus, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden können. Die Covid-19-Pandemie hat einmal mehr die dringende Notwendigkeit in Erinnerung gerufen, stabile Ernährungssysteme aufzubauen, die gesund für die Menschen und den Planeten sind.

Mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen

Doch es gibt einen Ausweg in eine kulinarische Zukunft in den planetaren Grenzen: Die EAT-Lancet-Kommission hat aufgezeigt, dass es möglich ist, unsere Ernährungsweisen zu unserem Wohle und zum Wohle des Planeten umzustellen. Im Auftrag des WWF wurden die EAT-Lancet-Empfehlungen von der corsus – corporate sustainability GmbH an die Ernährungsgewohnheiten in Deutschland angepasst und darauf aufbauend drei Szenarien entwickelt:

  • • flexitarische Ernährung (maximal fleischlastig) innerhalb der Vorgaben der EAT-Lancet-Kommission
  • • vegetarische Ernährung innerhalb der Vorgaben der EAT-Lancet-Kommission
  • • vegane Ernährung innerhalb der Vorgaben der EAT-Lancet-Kommission

Informationen zu den Themen Ernährung und Wasser, die Proteinfrage, Klima- und Artenschutz und vieles mehr, sowie Wochenpläne für die EAT-Lancet-Empfehlungen gibt es hier auf den Seiten des WWF.

Quelle: BZÄK Nachrichten Menschen Politik

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