Ein höherer Salzkonsum führt nicht automatisch zu einem Herzinfarkt oder Hirnschlag. Eine Vergleichsstudie mit 18 Ländern belegt, dass Salz zwar den Blutdruck erhöht, nicht aber zwingend das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse [ DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(18)31376-X]. Die Kardiologie am Inselspital Bern hat die Ergebnisse für die Zeitschrift „The Lancet“ eingeordnet, so eine Meldung bei idw online.
Wer viel Salz isst, erhöht früher oder später seinen Blutdruck. Das ist seit mehr als einem Jahrhundert bekannt und durch zahlreiche wissenschaftliche Publikationen untermauert. Ärztinnen und Ärzte warnen daher vor einem exzessiven Salzkonsum und die Weltgesundheitsorganisation, European Society of Cardiology and American Heart Association empfehlen eine drastische Reduktion der Salzzufuhr für die Gesamtbevölkerung. Dass dadurch das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse automatisch gesenkt wird, konnte aber bislang keine Studie belegen.
Nun untersuchte eine internationale Vergleichsstudie mit 18 Ländern und 94.378 Personen über acht Jahre, inwiefern die tägliche Salzzufuhr tatsächlich zu mehr Herzinfarkten, Hirnschlägen oder Gesamtsterblichkeit führt. Die Relevanz der Ergebnisse ordnete Prof. Dr. Franz Messerli, Kardiologe am Inselspital, für die Fachzeitschrift „The Lancet“ Anfang August ein.
Hirn eher gefährdet als Herz
Die Forschenden der McMaster University in Kanada fanden in ihrem Vergleich zwar eine lineare Beeinflussung von Salzkonsum und Bluthochdruck (+ 2,8 mmHg Zunahme pro Gramm Salz/Tag); diese betraf aber eher Personen, die bereits mehr als fünf Gramm Salz pro Tag zu sich nahmen. Ein sehr hoher Salzkonsum führte zu einem größeren Schlaganfallrisiko, was hauptsächlich in China der Fall war, wo der durchschnittlich Konsum bei fast 14 Gramm pro Tag liegt.
Überraschend war jedoch die Beobachtung einer negativen Korrelation zwischen Salzkonsum und Herzinfarkt wie auch zwischen Salzkonsum und Gesamtmortalität: Je mehr Salz, desto geringer das Risiko. Bei zu geringem Salzkonsum stieg das Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall wiederum geringfügig an. Messerli vermutet daher, dass nicht alle Organe gleich empfindlich auf Salz reagieren beziehungsweise, dass Salz möglicherweise sogar einen kardioprotektiven Effekt ausüben könnte.
Möglicherweise kardioprotektiver Effekt
Um dies noch besser beurteilen zu können, analysierten Messerli und Kollegen den Zusammenhang zwischen Salzkonsum und Lebenserwartung in 182 Ländern. Es zeigte sich, dass Salzkonsum, außer wenn exzessiv, positiv mit der Lebenserwartung verbunden war (je geringer der Konsum desto kürzer die Lebenserwartung und umgekehrt) – Salz also an sich nicht unbedingt gesundheitsschädlich scheint. Andererseits war die Lebenserwartung bei geringem Salzkonsum, wie teilweise in den Empfehlungen definiert, deutlich vermindert.
Mehr Obst und Gemüse statt weniger Salz
Die Studie erforschte zudem die Korrelation zwischen Kaliumgehalt der Nahrung und Herzinfarkt, Schlaganfall und Gesamtmortalität. Unabhängig vom Salzkonsum senkte Kalium alle drei Risiken. Das bedeutet: Auch Patienten mit hohem Salzkonsum können mit zusätzlichem Kalium ihr Risiko vermindern. Kalium kommt hauptsächlich in Früchten, Nüssen und Gemüse vor.
Schlussfolgerungen
• Eine kaliumreiche Diät (Früchte und Gemüse) vermindert das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall und Gesamtmortalität
• Ein zu hoher Salzkonsum erhöht das Risiko von Schlaganfall, aber nicht von Herzinfarkt und Gesamtmortalität
• Ein zu niedriger Salzkonsum kann das Risiko von Herzinfarkt, Schlaganfall und Gesamtmortalität geringfügig erhöhen und möglicherweise die Lebenserwartung vermindern