0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
23075 Aufrufe

„Gerade Zähne“ als neuer Markt und die Relevanz der KfO – ein Kommentar von Dr. Marion Marschall


Dr. Marion Marschall, Chefredakteurin Quintessence News (Foto: QV)

Dentsply Sirona kauft mit OraMetrix ein auf digitale Tools für die Kieferorthopädie spezialisiertes Technologieunternehmen, Straumann hat ClearCorrect übernommen und will noch in diesem Jahr mit Alignern in den deutschen Markt einsteigen. Passend dazu hat man sich noch die Zusammenarbeit mit einem Entwickler für Telemonitoring-Apps in der Zahnmedizin gesichert.

Align Technology kooperiert mit Digital Smile Design, 3Shape kooperiert mit seinen Intraoral- und Laborscannern mit fast allen namhaften KfO-Anbietern weltweit. Der 3-D-Druck für Schienen aller Art ist auf dem Weg in die Labore und Praxen.

Aligner-Shop im Supermarkt

In den USA haben Aligner-Shops in Malls und Supermärkten eröffnet, in denen sich die Kunden ganz ohne Zahnarztbesuch ihre Aligner für ein schöneres Lächeln bestellen können – und diese Angebote schwappen längst auch nach Europa über. Auch hierzulande werben Anbieter von KfO-Schienensystemen mit Werbespots im Radio.

Zielgruppe Jugendliche und Erwachsene

Ganz klar: Die Digitalisierung ist nun endlich auch in der Kieferorthopädie angekommen. Und das wird die Kieferorthopädie, aber auch die Zahnmedizin insgesamt verändern. Die Aligner versprechen eine schnelle Korrektur von Zahnfehlstellungen, die Bewerbung geht ganz klar an den – jugendlichen und erwachsenen – Patienten und in Richtung Ästhetik: „gerade Zähne“.

Zielgruppe Allgemeinzahnärzte

Und sie geht an die allgemeinzahnärztliche Praxis, für die in Deutschland mit Einführung der Kieferorthopädischen Indikationsgruppen die KfO als Leistungsangebot auf Kasse und privat weitgehend verschlossen war. Für die neuen digitalen Aligner-Systeme mit ihrer externen digitalen Behandlungsplanung ist – zumindest aus Sicht der Anbieter – der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie oder Master of Science KfO aber nicht erforderlich. Das kann mit entsprechender Fortbildung auch der Allgemeinzahnarzt, Telemonitoring per App inklusive.

Damit eröffnet sich für interessierte Zahnärztinnen und Zahnärzte mit der Erwachsenen-KfO ein neues Feld von Privatleistungen. In diese Richtung geht ganz klar die Strategie der Unternehmen, die dabei auch den steigenden Anteil von Zahnärztinnen in den Praxen im Blick haben, denen man eine hohe Affinität zu solchen Angeboten unterstellt.

Herausforderung für die Kieferorthopädie

„Die Kieferorthopäden haben noch gar nicht begriffen, was das für sie heißt“, so die Einschätzung eines CAD/CAM-Spezialisten der ersten Stunde. Die neuen digitalen Verfahren und Aligner seien die biologischere Form der Zahnbewegung, heißt es. Die auch finanziell attraktive Domäne „schöne, gerade Zähne“ bei Erwachsenen werden ihnen damit andere verstärkt streitig zu machen versuchen. Umso mehr sollte es darum gehen, die Wissenschaftlichkeit der Kieferorthopädie und die Bedeutung für die orale und Gesamtgesundheit der Menschen stärker herauszustellen. Allerdings ist es um die wissenschaftliche Evidenz vieler gängiger und bewährter kieferorthopädischer Verfahren und Techniken nach wie vor nicht so gut bestellt.

Wissenschaftlichkeit und Studien

In der Hand des Kieferorthopäden eröffnen die digitalen Verfahren, die es ja nicht nur für die Aligner, sondern auch für den Einsatz in der klassischen KfO gibt, neue Optionen für die Therapie, gerade in der Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen wie der Funktion, der Implantologie und der Prothetik. Dies wissenschaftlich herauszuarbeiten und zu bewerten –und damit auch den zahnärztlichen Kollegen Evidenz an die Hand zu geben, ist also dringend geboten.

Risiken im Blick haben

Der starke Fokus auf die Ästhetik und die direkte Ansprache der Patienten durch die Systemanbieter bergen unbestritten Risiken für die Gesundheit der Patienten. Eine Aligner-Therapie ist kein kosmetisches Bleaching. Wenn für die Patienten die „geraden Zähne“ mit Kieferschmerzen und anderen Problemen enden, ist das am Ende für alle zu teuer bezahlt.

Informieren und beraten

An der Kieferorthopädie wird künftig keine Praxis mehr vorbeikommen, ähnlich wie bereits jetzt an der Implantologie. Nicht zuletzt, weil die Werbung Nachfrage vonseiten der Patienten generiert. Wer es selbst nicht anbieten kann und will, muss zumindest seine Patienten entsprechend informieren und beraten können – auch um sie vor Schaden zu bewahren. Denn bei aller Leistungsfähigkeit der digitalen Systeme braucht es das Wissen und die Kenntnis des Zahnarztes, um die Indikation richtig zu stellen und unerwünschte Effekte zu vermeiden.

Dr. Marion Marschall, Chefredakteurin Quintessence News, marschall@quintessenz.de

Titelbild: shutterstock.com/edwardolive
Politik Kieferorthopädie Interdisziplinär Kieferorthopädie

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
23. Dez. 2024

Weichen für die Gesundheitspolitik neu stellen

Freien Beruf Zahnarzt stärken – gesundheitspolitische Positionen der Bundeszahnärztekammer zur Bundestagswahl
18. Dez. 2024

Werbung einschränken – Kinder schützen

DEGAM fordert mehr Verhältnisprävention auch in Deutschland
16. Dez. 2024

Deutliche Beitragssatzsprünge: Verantwortung bei der Politik

Kassen kritisieren ausgebliebene Reformen der Kassenfinanzen und immer neue Belastungen der Beitragszahler
16. Dez. 2024

Positiver Umkehrtrend bei PAR-Behandlungen nicht erkennbar

3,7 Milliarden Euro Defizit bei den Kassen in den ersten neun Monaten 2024 – Finanzentwicklung der GKV im 1. bis 3. Quartal 2024
16. Dez. 2024

Zahntechnische Betriebe brauchen schnelle und verlässliche Lösungen

Zukunft sichern: Zahntechniker-Handwerk formuliert zentrale Forderungen zur Bundestagswahl 2025
9. Dez. 2024

Hans Muff und die ePA: (k)ein digitales Weihnachtsmärchen

Nicht die ePA ist das Problem, sondern die Art und Weise, mit der das Projekt durchgezogen wird – die Kolumne von Dr. Uwe Axel Richter
9. Dez. 2024

Erstes globales WHO-Treffen zur Mundgesundheit

Weltgesundheitsorganisation setzt mit Erklärung von Bangkok „Keine Gesundheit ohne Mundgesundheit“ Ziele für 2030
9. Dez. 2024

NRW: Erleichterungen für Zahnarztpraxen erreicht

NRW-Gesundheitsminister Laumann Vorreiter beim Bürokratieabbau – 25 Prozent der Behandlungszeit gehen durch überflüssige Bürokratie verloren