Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) hat jetzt eine eigene Kampagne gestartet, die auf die Bedeutung der niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte aufmerksam machen und mehr Wertschätzung einfordern soll.
„Die Zahnarztpraxen in Deutschland sind ein wichtiger Pfeiler der ambulanten Versorgung. Gäbe es sie nicht mehr, würde dies riesige Lücken hinterlassen – und zwar nicht nur in den Mündern von Patientinnen und Patienten, sondern im gesamten Versorgungsgeschehen“, heißt es in der Pressemeldung zur Kampagne vom 5. September 2023. Die zahnärztliche Versorgung von mehr als 80 Millionen Menschen in Deutschland habe „einen unschätzbaren Wert, und für diesen Wert lohnt es sich zu kämpfen – Zahn um Zahn, Praxis für Praxis“. Deshalb starte der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) seine Kampagne für mehr Wertschätzung der ambulanten zahnmedizinischen Versorgung.
Adressat sind die Patienten
„Oft wird der Wert einer bestimmten Sache erst klar, wenn man sie unwiederbringlich verloren hat“, sagt der FVDZ-Bundesvorsitzende Harald Schrader. „Doch so weit soll es nicht kommen. Darum zeigen wir vor allem den Patientinnen und Patienten, was mit der aktuellen Politik des Bundesgesundheitsministers auf dem Spiel steht. Damit sie seinen leeren Versprechungen, dass es keine Leistungskürzungen geben wird, nicht mehr auf den Leim gehen.“
Noch fänden Patientinnen und Patienten (fast) überall und zu (fast) jeder Zeit eine Zahnarztpraxis, deren Tür offensteht. Doch für jüngere Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner werde es immer unattraktiver, sich niederzulassen: „Die Kosten steigen, Personal ist knapp, die Bürokratie überbordend – und die Risikobereitschaft der Zahnärztinnen und Zahnärzte zur Niederlassung sinkt. Politische Unterstützung? Fehlanzeige. Stattdessen gedeckelte Honorare, immer höhere Anforderungen, noch mehr Bürokratie – und eine radikale Sparpolitik. Da kann jedem das Lächeln vergehen“, heißt es in der Meldung zur Kampagne.
Mit der Kampagne „Wir geben Deutschland das Lächeln zurück“ positioniere sich der Freie Verband gegen den Krisenmodus im Land. „Egal, ob Inflation oder Energiekrise, Bildungsmisere, Pflegenotstand, Heizungsgesetz oder eben Leistungskürzungen im Gesundheitswesen – die Stimmung in Deutschland ist schlecht. Doch nur Zahnärztinnen und Zahnärzte können gemeinsam mit ihren Teams, das tun, was sie am besten können: Sie geben Deutschland das Lächeln zurück – mit einem Lächeln zum Mitmachen, Aufkleben, Teilen und Aufmerksammachen. Überall in Deutschland, jederzeit.“ Weitere Informationen gibt es auf der Kampagnenwebsite und auf der Homepage des FVDZ.
KZBV-Kampagne „Zähne zeigen“ läuft seit Juni
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) hatte bereits Anfang Juni 2023 eine Kampagne mit dem Titel „Zähne zeigen“ gestartet, mit der die Bevölkerung über den Wert der Mundgesundheit und die Folgen der Lauterbachschen Spargesetze aufmerksam gemacht werden soll. Die eigene FVDZ-Kampagne läuft jetzt parallel dazu.
Auch die Ärzteschaft hat eine eigene Kampagne gestartet. 15 Verbände stehen hinter „Praxis in Not“ und wollen ebenfalls die Bürgerinnen und Bürger mit einem dramatischen Szenario für die Situation der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte und ihrer Praxisteams und die Folgen für die ärztliche Versorgung der Menschen sensibilisieren.
PR-Experte sieht Patientenkampagnen kritisch
Marc Däumler, Agenturinhaber in Berlin und PR-Experte, zeigte sich in einem Gespräch mit der Ärzte Zeitung (online, 4. September 2023) allerdings skeptisch, ob die Kampagne „Praxis in Not“ bei den Bürgerinnen und Bürgern den gewünschten Effekt erreichen. So sieht die Ärzte-Kampagne Maßnahmen wie eine Vier-Tage-Woche der Praxen vor. Däumler erklärt dazu: „Die Strategie ist ja nachvollziehbar, Patienten zur Unterstützung mit ins Boot zu holen, etwa durch eine spürbare Einschränkung der Praxiserreichbarkeit mit einer Vier-Tage-Woche. Aber der Patient kann nichts ändern. Ob es im Gesundheitssystem ein paar Millionen mehr oder weniger gibt, versteht oder spürt der Patient nicht. Der Kassenpatient weiß nicht, wie viel Kosten er verursacht. Er weiß doch nicht mal, was er an Krankenkassenbeiträgen selbst zahlt. Und der Kassenpatient weiß auch nicht, was der Arzt an Vergütung für die Behandlung bekommt. Er weiß nur, dass er ein Recht auf eine ärztliche Behandlung hat. Und dieses Recht will man ihm gerade einschränken. Der Patient soll die Ärzte unterstützen, obwohl er Nachteile hat. Eine Vier-Tage-Woche als Protest führt zu Ärger bei den Patienten und nicht zur Unterstützung.“
„Wer die Patienten ins Boot holen will, muss auch ein Boot anbieten“
Themen wie Personalmangel oder Digitalisierung würde der Patient ohnehin als Probleme dem Arzt zuordnen. Er könne ja selbst nichts ändern, das könnten nur Politik und Krankenkassen. Es sei aber grundsätzlich nicht falsch, die Patienten als Zielgruppe einzubeziehen. Sie müsste dann nur als Gruppe wahrgenommen und direkt von den Praxen aufgeklärt werden. Zudem müssten sie die Möglichkeit haben, sich auszutauschen und zusammenzufinden, zum Beispiel über einen passenden Social-Media-Kanal oder eine organisierte Adresse, beides fehle bei der Kampagne der Ärzte. „Wer Patienten ins Boot holen will, muss auch ein Boot anbieten. Gelingt es, eine homogene Interessengemeinschaft zu schaffen, dann hat man tatsächlich in der Politik ein Druckmittel“, so Däumler gegenüber der Ärzte Zeitung.
Die FVDZ-Kampagne hat Social-Media-Kanäle auf TikTok, Snapchat, Instagram und Facebook, wo User mit einem exklusiven „Lächelfilter“ Bilder erstellen und mit dem Hashtag #GemeinsamLächeln posten sollen.
Die Kampagne „Zähne zeigen“ der KZBV bietet auf der Kampagnenseite die Möglichkeit, dass sich die Bürgerinnen und Bürger direkt an ihre Politiker wenden oder auf Social Media (Facebook, Instagram, LinkedIn und x/Twitter) „Zähne zeigen“.