Die Heilberufe treiben große Sorgen um die Zukunft der ambulanten medizinischen Versorgung in Deutschland um. Das wurde direkt zu Jahresbeginn am 8. Januar 2024 in Düsseldorf deutlich.
Mehr als 400 Gäste aus dem Gesundheitswesen und der Gesundheitspolitik waren der Einladung der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (ApoBank) in die Düsseldorfer Kunstsammlung K 21 zum traditionellen Gesundheitspolitischen Jahresauftakt gefolgt. Die Veranstaltung ist eines der ersten Treffen von Spitzenvertretern der Standesorganisationen, der ambulanten und stationären Versorgung, der Gesundheitspolitik und der Gesundheitswirtschaft im Jahr und ein Forum für den Austausch zu Themen rund um die Gesundheitsversorgung.
Pragmatische Lösungen nötig
„Die dringende Notwendigkeit zu Gesprächen und vor allem an pragmatischen Lösungen im Sinne einer qualitativen und wohnortnahen Gesundheitsversorgung scheint größer denn je zu sein“, sagt Matthias Schellenberg, Vorstandsvorsitzender der ApoBank. „Das signalisieren die Protestaktionen der Heilberuflerinnen und Heilberufler sehr deutlich. Vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen erschweren die aktuellen Rahmenbedingungen zunehmend ihre Arbeit. Doch angesichts der demografischen Entwicklung und der alternden Gesellschaft wird ihre Zeit immer kostbarer, damit dürfen wir als Gesellschaft nicht so verschwenderisch umgehen.“ Tragfähige Finanzierung und mehr Tempo bei strukturellen Veränderungen seien jetzt vordringlich, betonte der Chef der Standesbank der Heilberufler bei seiner Begrüßungsrede.
Gästestimmen zur Lage des Gesundheitswesens
Die Sicherstellung der Gesundheitsversorgung wird immer herausfordernder: Die Bürokratie nimmt weiter zu, die Digitalisierung läuft nicht rund und der Fachkräftemangel bleibt auf absehbare Zeit bestehen. „Deshalb müssen wir die Ärztinnen und Ärzte entlasten, wo immer es nur geht“, sagt Dr. med. Susanne Johna, Vizepräsidentin der Bundesärztekammer sowie 1. Vorsitzende des Marburger Bundes. „Bürokratieabbau darf nicht mehr nur ein Schlagwort sein, und die Telemedizin in der Notfallversorgung ist sicher ein sinnvoller Schritt sowie auch andere Berufe besser in die Versorgung zu integrieren.“
Bürokratie und Sanktionen verschlechtern Bereitschaft zur Niederlassung
Die bürokratischen Lasten und die Sanktionspolitik bei der Digitalisierung beklagt auch Martin Hendges, Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung. Die Sanktionspolitik bei Digitalisierungsprozessen sei der falsche Weg, und seine Sorge wächst, „dass sich die jungen Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner nicht mehr für die eigene Praxis entscheiden, weil die Rahmenbedingungen immer schlechter werden.“
Idee der „Pseudoapotheke“ abgelehnt
Für die Apothekerschaft ist vor allem der Plan der "Pseudoapotheke" untragbar, "wir brauchen die gleiche Arzneimittelversorgung auch in ländlichen Gebieten", sagt Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer - Arbeitsgemeinschaft Deutscher Apothekerkammern: „Wo Apotheke draufsteht, muss auch Apotheke drin sein.“
Positives Signal aus NRW
Ein Beispiel, wie gute Gesundheitspolitik funktionieren kann, lieferte Staatssekretär Matthias Heidmeier, Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Für ihn zeigt die NRW-Krankenhausreform, wie man „gemeinsam mit den Partnern im Gesundheitswesen, mit Ärztinnen und Ärzten, mit Pflegekräften, mit Kassen und mit Krankenhausträgern eine gute Reform hinbekommen kann“. Bis Ende 2024 soll die NRW-Krankenhausplanung abgeschlossen sein, „sie wird das Gesundheitssystem in NRW positiv verändern und ich wünsche mir, dass davon eine Signalwirkung für andere Bereiche im Gesundheitswesen ausgeht.“