Eine ganze Reihe positiver Informationen gibt es von der Privaten Krankenversicherung: Wieder Zulauf bei Vollversicherungen, der große Beitrag der Privatversicherten in der Corona-Pandemie und Appelle an die Versicherten, die wichtigen Vorsorgeuntersuchungen und Kontrolltermine wahrzunehmen. Kritisch blickt man aber auf die Bundeszuschüsse für die Gesetzliche Krankenversicherung.
Der gerade im Amt bestätigte Vorsitzende des Verbands der Privaten Krankenversicherungen (PKV-Verband), Dr. Ralf Kantak, informierte zu diesen Themen auf der Online-Pressekonferenz des Verbands am 24. Juni 2020: „Wir verzeichnen eine erfreuliche Trendwende. Das zweite Jahr in Folge wechseln wieder mehr Menschen aus der Gesetzlichen Krankenversicherung in die Private Krankenversicherung als umgekehrt. Im Saldo ergab sich ein Plus von 17.400 Versicherten zu Gunsten der PKV.“ 2018 habe sich im Saldo ein Plus von 800 Versicherten ergeben.
Im Jahr 2019 hätten sich 146.800 Versicherte für einen Wechsel aus der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die PKV-Vollversicherung entschieden. Im selben Zeitraum wechselten 129.400 Personen in die GKV, wobei viele dieser Abgänge nicht freiwillig erfolgt seien, so Kantak. „So mussten auch 2019 wieder tausende seit Geburt privatversicherte junge Leute beim Eintritt ins Berufsleben gezwungenermaßen in die GKV wechseln. Derselbe Umstand betraf tausende Selbstständige bei Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Dadurch war es in den Jahren von 2012 bis 2017 zu einem negativen Wechselsaldo gekommen.“
Zeichen für funktionierenden Wettbewerb
Dass jedes Jahr fast 300.000 Versicherte zwischen den beiden Systemen wechselten, belege einen funktionierenden Wettbewerb. „Dieser motiviert GKV und PKV gleichermaßen, stetig besser zu werden, um die Versicherten zu überzeugen. Der Wettbewerb stärkt somit die Qualität des deutschen Gesundheitswesens – das sich gerade auch in der Corona-Pandemie als eines der besten Gesundheitssysteme der Welt bewährt“, konstatierte der PKV-Verbandsvorsitzende.
PKV startet Sonder-Öffnungsaktion für Beamte
Der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) startet in diesem Jahr zudem eine neue Öffnungsaktion für Beamte und deren Angehörige, die bisher in GKV versichert sind. „Wir hatten in den letzten Monaten viele Gespräche mit Landesregierungen und mit Vertretern der Beamtenverbände – und dabei wurde uns gelegentlich von Beamten berichtet, die als freiwillig Versicherte in der Gesetzlichen Krankenversicherung geblieben sind, aber lieber die Kombination aus PKV und Beihilfe nutzen würden. Um diesen Beamten auch nachträglich noch Wahlfreiheit zu geben, in die PKV zu wechseln, haben wir uns für den Start einer Sonder-Öffnungsaktion entschieden. Davon profitieren insbesondere Beamtinnen und Beamte, bei denen Vorerkrankungen bestehen, die nach dem Äquivalenzprinzip der PKV üblicherweise hohe Risikozuschläge erfordern oder einen Versicherungsschutz sogar ganz ausschließen können“, erklärte Kantak.
Zeitfenster vom 1. Oktober 2020 bis 31. März 2021
In einem Zeitfenster vom 1. Oktober 2020 bis 31. März 2021 können die teilnahmeberechtigten Beamten zu erleichterten Bedingungen in eine beihilfekonforme PKV aufgenommen werden. „Keiner wird aus Risikogründen abgelehnt. Es gibt keine Leistungsausschlüsse. Und sollten wegen bereits bestehender Vorerkrankungen erhöhte gesundheitliche Risiken vorliegen, werden erforderliche Zuschläge auf maximal 30 Prozent des Beitrags begrenzt“, heißt es zum Wechselangebot. „Wir wollen damit ein Signal setzen, dass Beamte und beihilfekonforme PKV zusammengehören. Nicht ohne Grund ist das eine millionenfach bewährte Kombination“, so Kantak. Informationen zum Wechsel gibt es in einer Broschüre des Verbands.
Duales System bewährt sich in der Krise
Natürlich spielte die Corona-Pandemie in der Pressekonferenz des PKV-Verbands eine wichtige Rolle. „Das Coronavirus ist in Deutschland auf eines der besten Gesundheitssysteme der Welt getroffen. Dafür können wir alle dankbar sein. Dass die Corona-Krise bislang im internationalen Vergleich so gut gemeistert werden konnte, beruht auch auf den besonders starken Ressourcen unseres Gesundheitssystems“, erklärte der PKV-Verbandsvorsitzende. Er hob die Ausstattung mit Intensivbetten, den freien Zugang zu Spitzenmedizin und die flächendeckende ambulante Versorgung mit freiem Zugang zu Ärzten hervor. So hätten Patienten auch außerhalb der Kliniken erfolgreich behandelt werden können.
PKV-Leistungen finanzieren Ausstattung überproportional mit
„Dass dies so ist, verdanken wir auch dem dualen Gesundheitssystem mit seinem bewährten Nebeneinander aus privaten und öffentlich-rechtlichen Strukturen“, betonte Kantak. Viele Voraussetzungen für die sehr gute Bewältigung der Pandemie hingen zudem unmittelbar von Leistungen der Privaten Krankenversicherung ab, wie er aufzählte:
• Ein wesentlicher Grund, warum die Ausbreitung des Virus so rasch gebremst werden konnte, lag in der Leistungsfähigkeit der medizinischen Labore, deren moderne Ausstattung überproportional durch die Finanzmittel aus dem PKV- Mehrumsatz ermöglicht wird.
• Zur Isolierung von Corona-Infizierten verfügen die Krankenhäuser über eine ausreichende Zahl von Einbettzimmern, die es ohne die PKV gar nicht gäbe. Nur die PKV-Wahlleistungen machen für die Kliniken die Einrichtung von Einbett- und Zweibettzimmern wirtschaftlich finanzierbar.
• Das Angebot von Video-Sprechstunden, die in der Corona-Pandemie stark gefragt sind, wäre ohne das Vorangehen der PKV nicht verfügbar. Schon 2015 gehörte die PKV zu den Unterstützern der ersten Stunde und erstattete diese Leistung für ihre Versicherten. Dadurch konnte die Telemedizin in Deutschland überhaupt erst Fuß fassen, was inzwischen auch den gesetzlich Versicherten zu Gute kommt.
• Durch den PKV-typischen Mehrumsatz, der den Arztpraxen zu Gute kommt, wird eine im internationalen Vergleich einmalige fachärztliche ambulante Versorgung ermöglicht.“
Beträchtliche zusätzliche Beiträge in der Krise
Die PKV leiste darüber hinaus beträchtliche zusätzliche Beiträge in der Corona-Krise. „Die Privatversicherten, die PKV-Unternehmen und die Beihilfe tragen insgesamt in einer Größenordnung von einer Milliarde Euro zur Bewältigung der Corona-Pandemie bei“, so Kantak. Bei den Krankenhäusern sei die PKV in vollem Umfang an allen krisenbedingten Zusatzentgelten beteiligt, ihr Anteil an diesen Rettungsschirmen betrage inzwischen mehr als 300 Millionen Euro. Hinzu kämen weitere Preis-Aufschläge in beträchtlicher Höhe, zum Beispiel für Zusatzkosten für Corona-Tests in Krankenhäusern, mehr als 60 Millionen Euro für die Schutzschirme für die Pflegeeinrichtungen, an denen die PKV entsprechend ihres Versichertenteils voll beteiligt ist, und für zusätzliche Hygienemaßnahmen im ambulanten Bereich bei Ärzten und Zahnärzten, dafür fielen „insgesamt deutlich über 300 Millionen Euro“ an.
Arztbesuche nicht länger aufschieben
Die PKV engagiere sich mit beträchtlichen Summen, damit die Ärzte den Patienten bestmöglichen Schutz bieten können. So wollen man sicherstellen, dass jeder Patient sorgenfrei zum Arzt gehen kann. „Wir rufen die Versicherten auch ausdrücklich dazu auf, nicht länger aus Sorge vor Ansteckungen Arztbesuche aufzuschieben, weil sie sonst gesundheitliche Schäden riskieren. Ganz besonders wichtig ist, dass die Versicherten auch Vorsorgeuntersuchungen lückenlos durchführen“, betonte Kantak.
Kritik an pauschalen Milliardenzuschüssen für die GKV
Kritisch äußerte sich der PKV-Verbandsvorsitzende allerdings zur Frage der höheren Zuschüsse aus Steuermitteln für die GKV. Es sei richtig, dass versicherungsfremde Leistungen, die jetzt von der GKV aus Beitragsmitteln finanziert werden müssten, durch Steuergelder ausgeglichen würden. „Wir sind einig mit der GKV, dass versicherungsfremde Leistungen aus den Corona-Paketen aus der Staatskasse zu finanzieren sind und nicht von den Beitragszahlern.“ Allerdings drohe aus seiner Sicht mit den angekündigten, wohl auch längerfristig fließenden erhöhten und pauschalen Zuschüssen aus Steuermitteln zum Gesundheitsfonds – auch um den Anteil der Sozialbeiträge an den Lohnabgaben unter 40 Prozent zu halten – eine Orientierung der Gesundheitsversorgung an der Kassenlage des Bundesfinanzministeriums. Die PKV erhalte solche Zuschüsse nicht.
Verzerrter Wettbewerb und Gesundheit nach Kassenlage
„Es wird Sie nicht wundern, dass wir besonders auf die Folgen für die Private Krankenversicherung blicken. Wir sind ein System, das keine Steuerzuschüsse erhält. Aber der erhöhte Bundeszuschuss verzerrt den Preiswettbewerb zwischen GKV und PKV, wenn er nicht durch konkrete versicherungsfremde Aufwendungen gerechtfertigt ist“, so Kantak.
Mit den jetzt geplanten Zahlungen könnten es in diesem Jahr wohl fast 20 Milliarden Euro werden, die aus dem Steuertopf an GKV und Pflegeversicherung fließen. „Das ist eine bedenkliche Entwicklung. Diese Abhängigkeit verändert den Charakter der GKV. Es droht eine Gesundheit nach Kassenlage“, so Kantak.
Quelle: Pressemitteilungen des PKV-Verbands vom 24. und 25. Juni 2020