Die Zahnmedizin in Deutschland ist heute präventionsorientiert. Die (professionelle) Prophylaxe ist daher aus der Praxis nicht mehr wegzudenken. Doch anders als bei der Parodontitistherapie gibt es für die Prophylaxesitzung keine einheitliche Empfehlung, welche Schritte, Maßnahmen und Umfang sie beinhalten sollte. Viele Konzepte basieren auf Studien aus den 1980er-Jahren – aber entspricht das noch der Realität?
Nun starten Prof. Dr. Bettina Dannewitz (Goethe-Universität Frankfurt am Main) und Dr. Anna Seidel (Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg) eine Studie, die im Rahmen des DG Paro/DIU-Masters in einer Masterarbeit genau zu dieser Frage münden soll. „Uns interessiert Ihr Konzept!“, so Seidel. „Wie ist die zahnmedizinische Prophylaxe bei Ihnen strukturiert? Welche Rolle spielt das zahnärztliche Team bei der Prävention? Nach welcher Systematik arbeiten Sie und wie ist die Akzeptanz Ihrer Patientinnen und Patienten?“
Mit einer deutschlandweiten Online-Umfrage werden dazu seit November 2023 und noch bis mindestens Mitte/Ende Januar 2024 die Antworten aus der Praxis gesammelt. Die Umfrage soll dabei helfen, besser zu verstehen, wie Prävention und Prophylaxe in Deutschland umgesetzt werden.
Erste wichtige Trends aus der Befragung
Inzwischen gibt es erste Trends aus der Befragung, wie Dr. Anna Seidel der Quintessence-News-Redaktion am 17. Dezember 2023 berichtet: „Inzwischen haben 450 Personen, sowohl Zahnärztinnen und Zahnärzte wie auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des zahnärztlichen Teams, an der Befragung teilgenommen. Erste Ergebnisse zeigen, dass in deutschen Zahnarztpraxen 70 bis 80 Prozent der Patienten regelmäßig – das heißt mindestens einmal jährlich – an Präventionssitzungen mit professioneller Reinigung der Zähne teilnehmen und die meisten eine hohe Akzeptanz für die private Zuzahlung dieser Leistung mitbringen.“
Ebenfalls wichtig mit Blick auf die Fragestellung ist ein weiterer Trend, so Seidel: Außerdem scheint die Prävention nicht nach dem Motto ‚one fits all‘ zu laufen: Mehr als 90 Prozent der bisher befragten Praxen gaben an, die Maßnahmen und zeitlichen Recall-Intervalle ihrer PatientInnen zu individualisieren. Dabei wird sowohl auf die Anamnesen der PatientInnen wie auch auf die vorliegenden intraoralen Befunde geachtet.“
Die Umfrage bleibt noch bis ins neue Jahr geöffnet – Ziel sind mindestens 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Was gefragt wird
Der Online-Fragebogen umfasst vier Hauptthemen mit insgesamt 23 Fragen. Folgende Aspekte werden durch die Studie abgefragt:
- Räumliche und personellen Ressourcen für die Durchführung von Präventionssitzungen,
- Anwendung von unterschiedlichen Therapiemitteln im Rahmen von Präventionssitzungen mit PZR,
- Berücksichtigung von patientenspezifischen und/oder oralen Risikofaktoren bei der Individualisierung der Präventionssitzungen (Inhalte, Terminierung),
- Grundlage für die Festlegung der Abstände wiederkehrender Präventionssitzungen und
- Kosten und Akzeptanz für private Zuzahlung von Präventionssitzungen.
Online-Umfrage: Jetzt mitmachen
Die Dauer der Umfrage beträgt etwa sechs Minuten, es werden keine personenbezogenen Daten erhoben. Beteiligen können sich nicht nur Zahnärztinnen und Zahnärzte, sondern ausdrücklich auch ZFA, ZMP, ZMF und Dentalhygienikerinnen. Die Umfrage ist seit Anfang November 2023 freigeschaltet und soll bis mindestens Mitte/Ende Januar 2024 laufen. Die Teilnahme ist hier möglich.
Aktualisiert am 18. Dezember 2023 um 10.30 Uhr um die ersten Ergebnisse von Dr. Anne Seidel und die Verlängerung der Laufzeit. -Red.