Mehr als elf Millionen Nutzerinnen und Nutzer sind es allein in Deutschland, die den Social-Media-Kanal „Instagram“ täglich nutzen1, und die Tendenz ist eindeutig steigend. Mit welchen Tricks sich Zahnärztinnen und Zahnärzte und ihre Teams Netzwerkeffekte der Plattform erschließen und fürs Online-Marketing zunutze machen können, veranschaulichte anlässlich der IDS 2023 in Köln Social-Media-Experte Felix Beilharz in seinem Vortrag „Instagram – Update, Tipps & Tricks; Social Media in der Dentalbranche“. Clever eingesetzt, lassen sich Social-Media-Kanäle nutzen, um zum Beispiel Mitarbeiterinnen zu rekrutieren oder neue Patientinnen und Patienten zu gewinnen.
In der „Arena of Excellence“ der Straumann Group profitierte ein exklusives Publikum vom Know-how von „Germany’s Digital Marketing Rockstar“ (Wirtschaftszeitschrift Forbes), so dass sowohl Einsteiger als auch Fortgeschrittene hilfreiche Anregungen fürs eigene Profil bei Instagram und darüber hinaus für andere Kanäle mit nach Hause nehmen konnten.
Gleich zu Beginn animierte der „Top-Influencer im Online-Marketing“ seine Zuhörer zu einem Gewinnspiel und verdeutlichte quasi prompt und aus der Praxis, welche Chancen soziale Medien bieten: Nämlich auf kreative Weise mit Kunden zu interagieren, gemeinsame Interessen zu teilen und neue Kontakte zu knüpfen, um nur einige Aspekte zu nennen. Für die Challenge sollte während des Live-Vortrags bei der IDS eine Instagram-Story erstellt und hochgeladen werden, in der sowohl Felix Beilharz als auch Straumann markiert waren. „Am Ende wird der Gewinner ausgelost, der mit viel Know-how in Form von mehr als 30 Stunden Videomaterial zum Thema nach Hause geht.“
Grundlegende Tipps: Instagram-Bio, gute Optik und Top-Inhalte
Instagram kann ein ausgezeichnetes Tool sein, um sich mit Praxis und Team zu präsentieren und Nähe zu (potenziellen) Patientinnen und Patienten aufzubauen. Aktuell ist der Kanal nach WhatsApp (Platz 1) und Facebook (Platz 2) der drittgrößte Kanal in Deutschland, „doch es wird erwartet, dass Instagram schon in einem Jahr Facebook überholt“, berichtet Beilharz und ergänzt: „Was die tägliche Nutzung, die ‚daily usage‘ angeht, hat Instagram Facebook bereits überholt. Die Masse hat Instagram. Es macht also Sinn, dort unterwegs zu sein.“ Um mit seinem eigenen Instagram-Account mehr Reichweite zu generieren und zusätzliche Follower zu gewinnen, empfiehlt es sich, einige grundlegende Tipps zu beherzigen.
Zu den Basics zählt Beilharz den Instagram Steckbrief, auch „Instagram Bio“ genannt („Der Bio-Text ist superwichtig“). Dabei handelt es sich um ein kurzes Profil, das auf dem Account erstellt wird und das persönliche Profilbild begleitet. „Hier stehen einige Grundinformationen – wer bist du, was macht dich aus, warum soll ich dir folgen – und darüber hinaus ein Link, der rechtlich gesehen auf das Impressum der Unternehmenswebsite führen sollte.“
Die Highlights – Sammlungen ausgewählter Story-Posts – ergänzen das Profil. Sie befinden sich auf der Instagram-Profilseite zwischen Biografie und Feed als separate Kacheln und präsentieren Account-Besuchern übersichtlich wichtige Informationen aus vergangenen Stories. „Gebt euch bei den Highlight-Storys Mühe, dann folgen euch Leute eher.“ Sie können zum Beispiel gegliedert sein in „Praxis – wer wir sind, Profil – unsere Leistungen, Fachinformationen, wertvolle Tipps zur Zahngesundheit, Referenzen, Sonderaktionen, Services, Newsletter, Jobangebote“, die sonst nach 24 Stunden automatisch verschwinden würden. So können die Highlights als eine Art Portfolio genutzt werden, um wichtige Fakten, Ereignisse oder Geschichten aus der Zahnarztpraxis dauerhaft zu präsentieren.
Heute Follower des Profils, morgen Patienten der Praxis
Beilharz: „Die Highlights sind dafür gemacht, damit jemand, der dich noch nicht kennt auf dein Profil kommt und sieht, was dich auszeichnet und denkt: Der ist stark, der ist mir sympathisch.“ Wer sich vom Instagram-Profil angesprochen fühlt, wird als potenzieller Patient in die Praxis kommen und wird auch im weiteren Verlauf die Nähe zu „seiner Praxis“ schätzen. Darüber hinaus kann ein gelungenes Profil dabei unterstützen, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden – ein hilfreiches Tool bei der Suche nach Team-Verstärkung.
Für ein gelungenes Gesamtprofil empfiehlt der Fachmann „einheitliche Highlight-Titelbilder beziehungsweise Cover im Sinne eines einheitlichen Brandings.“ So lässt sich mit festgelegten Farben, Schriftarten und Icons im Sinne eines Corporate Designs das Instagram-Profil zum Hingucker gestalten. Sein Tipp: „Profilbild, Bio und Highlights sind zu einer Einheit verbunden. Geht darauf, seht Euch das Profil mit den Augen derjenigen an, die Euch noch nicht kennen. Würden sie verstehen, worum es geht und was Euch auszeichnet?“ Denn klare Aufgabe des Profils ist: „Die Besucher sollen euch folgen und zu euch in die Praxis kommen.“
Video-Botschaft mit Untertitel planen
Wichtige Formate, die maßgeblich zum Wachstum des Profils beitragen und dabei helfen können, auf Instagram als Fachexperte wahrgenommen zu werden, sind so genannte Reels, bis zu 90 Sekunden lange, unterhaltsame Videos. Sie lassen sich in der Instagram-App erstellen und mit Musik und Spezialeffekten unterlegen. Mit kreativen Ideen von Alltagstipps, Challenges oder Praxisbotschaften ermöglichen sie, die Reichweite zu steigern.
„Mein Tipp: Plant unbedingt auch bei euren Reels ein Vorschaubild der Startseite, ein Ein- oder Zwei-Sekunden-Cover mit ein“, betont Beilharz. „Dann sehen Zuschauer gleich, das wird cool, wenn ich zugucke.“ Außerdem lautet seine Empfehlung, Untertitel einzuplanen. „Die meisten Leute gucken die Videos ohne Ton. Daher solltet ihr eEure Botschaft so vermitteln, dass sie auch ohne Ton ankommt.“ Unterstützung hierfür liefern Apps, zum Beispiel „Captions.ai“ (For Talking Videos).
„Information Overload und Loop-Videos sind weitere Tricks, um die Aufmerksamkeit der Interessenten zu steigern, damit sie möglichst länger dabei zu bleiben“, erklärt Beilharz. Beim Overload wird das Video mithilfe der Untertitel derart überladen, dass Zuschauer den Clip mehrmals ansehen. Loop-Videos, bei denen „der letzte Satz sinnvoll den ersten Satz ergänzt“ werden automatisch abgespielt. Beispiel für einen letzten Satz: „Und deswegen sage ich euch…“ Darauf folgt der erste Satz: „Das sind die besten Tipps für gesunde Zähne.“ Sollten Besucher die Video-Botschaft nicht gleich beim ersten Mal verstehen, müssen sie nicht aktiv werden, denn Loop-Videos werden in Endlosschleife abgespielt.
Das könne ein Weg sein, um als Fachexperte auf Social-Media-Kanälen wahrgenommen zu werden, sich als Speaker zu positionieren. Auch wenn Instagram als Foto-App an den Start gegangen ist, tragen heute Bewegtbilder und Reels wesentlich dazu bei, „wenn Ihr mit Eurem Profil wachsen wollt“.
Clever: Auf Künstliche Intelligenz (KI) und Kooperationen setzen
Darüber hinaus plädiert Beilharz für die „Co-Creation“: Kooperation einzugehen seien eine starke Möglichkeit, um Reichweite zu generieren, und bringen „allen Beteiligten einen echten Mehrwert. Sucht jemanden, der Euch ergänzt, zum Beispiel einen Arzt oder Physiotherapeuten, und macht ein gemeinsames Video oder einen anderen Beitrag.“ Die Zusammenarbeit kann die Reichweite beider Partner erhöhen, denn das gemeinsam produzierte Video erscheint auf beiden Profilen. Die Interaktionsrate erhöht sich, da der Beitrag auf mehreren Instagram-Profilen erscheint und „beide profitieren von den Followern des anderen“. Besonders reizvoll sei Live-Streaming als Kanal, um sich mit Kunden zu vernetzen. „Grandios und supereasy! Bei einer Stunde zusammen mit einem reichweiten-starken anderen können locker 100 bis 300 neue Follower hängenbleiben“, zeigt seine Erfahrung.
Wer sich die Arbeit auf Social Media erleichtern möchte, kann auf Künstliche Intelligenz (KI) setzen. „Wer von Euch hat schon mit ChatGPT gearbeitet? Das solltet Ihr alle einmal tun“, legt Felix Beiharz allen ans Herz. ChatGPT, die aktuell vermutlich bekannteste KI, ist ein Prototyp eines Chatbots, also eines textbasierten Dialogsystems als Benutzerschnittstelle, der auf maschinellem Lernen beruht. Den Chatbot entwickelte das US-amerikanische Unternehmen OpenAI, das ihn im November 2022 veröffentlichte [Wikipedia]. „Sie ist in der dritten Generation kostenlos und kann euch sehr viel Arbeit abnehmen“, führt es Beilharz begeistert auf den Punkt („Sehr crazy“) und führt aus: „Du bist Inhaberin einer Zahnarztpraxis und stellst der KI die Aufgabe, Dir fünf Ideen für Instagram-Post vorzuschlagen, die mit lustigen und unterhaltsamen Inhalten auf die Praxis aufmerksam machen. ChatGPT spuckt Ideen aus. Sie kann Skripte zur professionellen Zahnreinigung oder anderen Themen schreiben, Euch Dialoge bauen, die vorgeschlagenen Texte kürzen, in eine andere Sprache übersetzen und so anpassen, wie Ihr die Texte benötigt.“
Content Recycling – kreativ und effizient
Gute Inhalte, also guten Content, bereitzustellen, ist teuer und wertvoll. Ob es ein Video ist, ein Instagram-Beitrag oder anderes: Es kostet Ressourcen wie Zeit, Energie, Geld. Guter Content ist gleichzeitig einer der wichtigsten Eckpfeiler in einer modernen Social-Media-Marketing Strategie. Vor diesem Hintergrund hebt Beilharz einen Social-Media-Hack besonders hervor: Content Recycling. Indem Content in ein neues Format und an einem anderen Ort angeboten wird, können bereits produzierte Inhalte mehrfach angeboten werden.
„Wie könntet Ihr den Inhalt noch aufbereiten? Wen könnte der Inhalt noch interessieren? Wo könnte er noch veröffentlicht werden? Welchem Ziel könnte der Inhalt noch dienen?“ Das sind laut Beilharz die Kernfragen des Content Recyclings. So könnten zum Beispiel aus einem Sieben-Minuten-Video als Grundformat mehrere Kurzvideos herausgeschnitten und hochgeladen werden, etwa auf anderen Kanälen wie Youtube. Kernaussagen könnten in der Instagram-Story ein Thema „anteasern“. Alternativ könnten sie verschriftlicht und zum Beispiel als Newsletter für Patienten oder als Blog-Beitrag bereitgestellt werden. Die Tonspur eines Videos könnte als Podcast genutzt werden. „Seid kreativ, was Content-Wiederverwendung angeht. Das spart Zeit, Geld und Aufwand und erhöht den Mehrwert für Eure Kunden, Eure Patientinnen und Patienten.“
Starten, ausprobieren, machen
Souverän greift der Fachmann viele Tipps auf und spricht zusätzlich von Karusselposts, „User generated content“, Filter und Giphys („Erstellt Eure eigenen individuellen Praxissticker und ladet sie auf Instagram hoch“). Wer in das Thema einsteigen will, um Strategien und Taktiken für mehr Reichweite kennen zu lernen, tut gut daran, sich für den Einstieg kompakt zu informieren. Dafür liefert zum Beispiel das Buch „37 Social Media Hacks“ von Felix Beilharz einigen Input.
Auch wenn eine gewisse Lernkurve beim Einstieg einzuplanen ist, scheint der entscheidende Schritt zur erfolgreichen Social-Media-Aktivität eindeutig „Learning by doing“ zu sein und so bringt es Felix Beilharz auf den Punkt: „Machen! Einfach starten, ausprobieren und Patienten zu Followern machen.“
Dr. Aneta Pecanov-Schröder, Bonn
[1] Stand 12/2022, Social-Media-Nutzerzahlen in Deutschland 2023 – KONTOR4
Über Felix Beilharz
Der Diplom-Wirtschaftsjurist beschäftigt sich seit 2001 mit den Möglichkeiten, die Online-Marketing für Unternehmen bietet. Was als Hobby mit einem Onlineshop angefangen hat und sich mit zahlreichen Websites und Social Media-Projekte weiterentwickelt hat, führte schließlich zur Profession. Beilharz betreute als Projektleiter am Deutschen Institut für Marketing zahlreiche Kunden aus unterschiedlichen Bereichen zu Themen rund um SEO, SEA und Social Media; inzwischen trainiert, schult und berät er Unternehmen, Behörden und Organisationen in ganz Europa. Der Experte lehrt Online-Marketing und Social Media an mehreren Hochschulen, ist sowohl auf nationaler als auch internationaler Bühne ein gern geladener Speaker („Speakers Excellence Top 100-Rednerliste“) und Autor verschiedener Buchbeiträge sowie acht eigener Bücher zu den Themen Online Marketing und Social Media Marketing, die es teilweise in die Top 20 der Amazon-Bestsellerliste (gesamt) geschafft haben.
In den Medien ist Felix Beilharz regelmäßiger Gast als Experte und Meinungsmacher. Sowohl verschiedene TV- als auch Radiosender setzen auf seine Expertise, ebenso wie Print- und Online-Medien wie das Handelsblatt, die Süddeutsche Zeitung, Focus oder die FAZ. Er gilt als einer der bekanntesten Experten für Online-Marketing. Seit 2019 ist er darüber hinaus Experte im exklusiven XING-Insider-Programm.