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Auszubildende in der Zahnarztpraxis – „Verzichten Sie auf einen Information-Overload in den ersten Tagen“

(c) Nikodash/Shutterstock.com

Viele Praxen klagen über einen deutlich spürbaren Fachkräftemangel. Um diesem zu begegnen, ist die Entscheidung, junge Menschen zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) auszubilden, nur zu begrüßen. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Baden-Württemberg sowie Quintessence News haben zur ZFA-Ausbildung eine Auswertung des Bundesinstituts für Berufsbildung veröffentlicht. Der Ausbildungsberuf zur ZFA rangiert demnach unter den Top 3 der beliebtesten Ausbildungsberufe – zumindest bei weiblichen Berufsanfängerinnen.

Bei einer Umfrage des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V. aus dem Jahr 2019 antworteten auf die Frage „Möchten Sie nach Ihrer Ausbildung in dem Beruf ZFA arbeiten?“ 42 Prozent mit „ja“, 18 Prozent sagten „nein“ und 39 Prozent klickten „Ich weiß nicht“ an. Dabei zeigte sich, dass die Ablehnung mit der Ausbildungsdauer steigt: Während kurz nach Ausbildungsstart nur 8 Prozent für sich keine Zukunft im Beruf ZFA sahen, waren es zu Beginn des zweiten Ausbildungsjahres bereits 16 Prozent und am Anfang des dritten Ausbildungsjahres 30 Prozent.

Die besten Azubis finden und begeistern

Nutzen Sie die Tatsache, dass ZFA unter den Top 3 der beliebtesten Ausbildungsberufe ist für sich und Ihre Praxis. Dazu gehört ein zur Generation passendes Bewerbungsmanagement – Recruiting dort, wo sich potenzielle Azubis aufhalten: auf Social Media. Die klassische Stellenanzeige in Tageszeitungen dürfte nicht mehr den großen Erfolg bringen.

Aushänge in der Praxis „Wir bilden aus“ sind eine Möglichkeit, ebenso wie auf Berufsmessen und in Abschlussklassen von Schulen für den Beruf zu werben. Seien Sie offen für Berufspraktika, die in Schulen üblicherweise in der 9.Klasse stattfinden.

Präsentieren Sie sich im Web, bei örtlichen Messen und Veranstaltungen als Arbeitgeber, seien Sie auf Social Media präsent, um von Ausbildungswilligen wahrgenommen zu werden. Und ganz nebenbei werden auch ZFA Ihre Praxis entdecken und sich eventuell initiativ bewerben. Außerdem können bei derlei Aktionen auch Patientinnen und Patienten auf die Praxis aufmerksam werden.

In einem gesonderten Beitrag zum Azubiknigge gibt Sybille David-Hebgen Tipps und wichtige Basics zur Ausbildung für die Auszubildenden. Das E-Book „Der Azubiknigge“ ist erhältlich bei Apple Books, Amazon Kindle Store, Google Play Store, Genialokal, Lehmanns Media, Thalia und Rakuten Kobo

Nicht die Katze im Sack kaufen

Auch wenn der Ausbildungsberuf ZFA beliebt ist, sagt das nicht viel über die Eignung von Bewerberinnen und Bewerbern aus. Schulnoten sind eine Orientierungshilfe, einen intensiveren Eindruck gewinnt man jedoch erst bei einem Praktikum, einem mehrtägigen Probearbeiten und/oder bei einem Einstellungstest.

Gute Noten in Deutsch oder Mathe bedeuten nicht zwangsläufig, dass jemand für den Beruf ZFA geeignet ist. Sich auf Menschen einstellen zu können, die Fähigkeit, sich in einem Team auch mal unterordnen zu können, präzise und verantwortungsvoll zu arbeiten sind wichtige Faktoren. Gute Umgangsformen, Merkfähigkeit, Selbstorganisation und eine gute Ausdrucksweise gehören auch zum Anforderungsprofil einer ZFA. So dient ein Praktikum oder zumindest mehrtägiges Probearbeiten dazu, diese Fähigkeiten zu beobachten.

Das Team auf die neue Auszubildende einstimmen

Ausbildung ist eine verantwortungsvolle Gemeinschaftsaufgabe aller. Und Ausbildung gelingt nicht einfach so „nebenbei“. Jede/jeder muss wissen, dass mit der neuen Kollegin/dem neuen Kollegen Wissen geteilt werden muss. Es braucht Zeit für Erklärungen, Zeit, um Dinge ausprobieren zu lassen. Hilfe bei der Selbstorganisation, Einweisung in Vorschriften und Geduld sollten ebenfalls vorhanden sein.

Alle im Team sollten verstehen, dass die neuen Kollegin/der neue Kollege zunächst viel Aufmerksamkeit benötigt. Je intensiver man sich jedoch mit ihr/ihm beschäftigt, umso schneller wird sie/er Lerninhalte verstehen und dadurch das Team entlasten können.

Unterforderung ist ebenso kontraproduktiv wie Überforderung

Vereinbaren Sie Regeln, wie mit Azubis in der Praxis umzugehen ist, legen Sie fest, welche Aufgaben sie/er wann erledigen kann und darf. Der Rahmenlehrplan sollte für die praxisindividuelle intensivere Ausbildungsbegleitung als Orientierung dienen. Jedoch kann es vorkommen, dass eine/ein Azubi schneller lernt als andere, sodass sie oder er schon früher in neue Ausbildungsgebiete eingeführt werden kann. Unterforderung ist ebenso kontraproduktiv wie Überforderung.

 Der erste Tag, die erste Woche, der erste Monat und die restlichen drei Jahre

Die ersten Tage sollten prägend sein für die künftige Kollegin/den künftigen Kollegen. Sie/er kommt in Ihr Praxisteam, das sie/ihn wohlwollend aufnehmen sollte. Ein Begrüßungsfrühstück oder gemeinsames Mittagessen am ersten Tag hilft, das Eis zu brechen. Die/der neue Auszubildende kommt frisch aus der Schule, kennt vielleicht kaum Hierarchien, hat keine konkrete Vorstellung davon, was es heißt, den ganzen Tag aufmerksam zu sein und sich verantwortungsvoll zu verhalten.

Verzichten Sie auf einen Information-Overload in den ersten Tagen, lassen Sie die Neue/den Neuen erst mal mitlaufen, erklären Sie nur Basics, nehmen Sie ihr/ihm die Scheu vor dem Neuen. Eine „Mentorin“/ein „Mentor“ – das kann eine erfahrende Kollegin/ein erfahrener Kollege sein, aber auch die/der fähige Auszubildende im dritten Lehrjahr – sollte die direkte Ansprechpartnerin/der direkte Ansprechpartner sein. Leben Sie Wertschätzung, Höflichkeit und Kollegialität vor, dann wird sich die/der neue Auszubildende ebenso verhalten.

Lösungswege gemeinsam entwickeln

Das Teamklima ist noch entscheidender als fachliches Können, um aus der/dem Auszubildenden eine lernwillige und aufmerksame Kollegin zu machen.

Besprechen Sie Fortschritte und passen den Lehrplan an. Thematisieren Sie aber auch Defizite und entwickeln mit der Auszubildenden/dem Auszubildenden Lösungswege. Beteiligen Sie die/den Azubi, nur so lernt sie/er, selbst für sich Verantwortung zu übernehmen.

 Die Ausbildung – Grundstein für lebenslange Erfüllung in einem interessanten Beruf

Ob Auszubildende nach Beendigung der Ausbildungszeit weiter im Beruf ZFA arbeiten möchten, hängt eng zusammen mit den Erfahrungen, die sie in der Praxis sammeln konnten.

Ein ausbildungswilliges Team, Chefinnen und Chefs, die fördern und fordern, sowie talentbasierte Aufgabengebiete sind schon einmal gute Voraussetzungen.

Sollte sich während der Probezeit herausstellen, dass die/der Auszubildende sich nicht wohl fühlt, die Anforderungen an den Beruf nicht erfüllen kann oder will, ist die Probezeit eine gute Möglichkeit, sich wieder voneinander zu trennen. Mit unpassenden Auszubildenden ist es ähnlich wie mit unpassenden Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern oder Patientinnen/Patienten: Sie kosten viel Energie und der Erfolg bleibt am Ende aus. Regelmäßige Gespräche, sachliche Beurteilungskriterien helfen dabei, eine gute Entscheidung zu treffen.

(c) Privat
Sybille David-Hebgen bietet seit 1984 zahnärztliche Praxisberatung und hat 2012 das Praxisknigge-Konzept entwickelt. Zu ihrem Angebot gehören Seminare, Workshops, Praxisberatung, Coaching von Teams, Einzelcoaching für Zahnärztinnen/Zahnärzte und Führungskräfte und sie ist als Praxisknigge-Lehrcoach tätig.
Seminarthemen und Praxistrainings gibt es zu den Themen Kommunikation, Service-Exzellenz/Praxisknigge, Positionierung und Praxismarketing (Emotional Branding), Mitarbeiterführung, Mitarbeiter-Trainings (Behavioral Branding), Teamkultur und Rezeptionstraining. Sie ist Personalanalytikerin Reiss Profile (RMP-Master) und erstellt Persönlichkeitsanalysen für Zahnärztinnen und Zahnärzte, insbesondere in Mehrbehandlerpraxen. David-Hebgen ist zudem Buchautorin von Der Praxisknigge, Der Azubiknigge und Der Rezeptionsknigge sowie regelmäßige Fachautorin in namhaften Fachmedien.
Kontakt: Sybille David-Hebgen, Zahnärztliche Praxisberatung/Praxisknigge,
Telefon (0 61 52) 18 88 30, www.sybille-david.de, www.praxis-knigge.de

Quelle: Quintessence News Praxisführung Team

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