Die Zahl der Zahnarztpraxen sinkt – von 43.864 im Jahr 2013 auf 38.282 im Jahr 2023. Insgesamt sind mit 72.853 so viele Zahnärztinnen und Zahnärzte wie noch nie behandelnd tätig, aber nur noch 44.052 als Vertragszahnärztinnen und -zahnärzte. Hinzu kommen 547 privat tätige Zahnärztinnen und Zahnärzte. Diese und viele weitere Zahlen liefert das KZBV-Jahrbuch 2024.
Rechnet man die Angestellten hinzu, ist die Gesamtzahl der Vertragszahnärztinnen und Vertragszahnärzte und der angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzte im vergangenen Jahr um 0,2 Prozent auf 62.869 gestiegen ist. Die Zahl niedergelassener Zahnärztinnen und Zahnärzte ist rückläufig: In den alten Bundesländern um 2,6 Prozent auf 36.067, in den neuen Bundesländern ist sie sogar um 4,9 Prozent auf 6.985 Vertragszahnärztinnen und Vertragszahnärzte gefallen.
Maßnahmen für zukunftsfeste Strukturen beschlossen
Vor diesem Hintergrund hat die Herbst-Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) Maßnahmen für zukunftsfeste Strukturen in der vertragszahnärztlichen Versorgung beschlossen. Nur mit zielgerichteten Maßnahmen könne es gelingen, den Nachwuchs für eine Niederlassung zu begeistern. Hier seien Selbstverwaltung und die Politik gleichermaßen gefordert, diesen (regionalen) Herausforderungen sachlich und lösungsorientiert zu begegnen.
Umfangreiche Datensammlung
Das von der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) erarbeitete Jahrbuch liefert umfangreiche Informationen zur vertragszahnärztlichen Versorgung und darüber hinaus. Nicht nur für angehende Praxisgründerinnen und -gründer bietet es viele Kennzahlen und Informationen – von Zahnarztdichte über Honorarumsatz pro Stunde, Betriebskosten, Praxislabor und Personalbestand bis zu Medianeinkommen und bereinigtem Einkommen. Auch die durchschnittlichen Investitionskosten sind erfasst. Ebenfalls wertvoll ist die GOZ-Analyse – nach der letzten Analyse 2022 generieren Zahnarztpraxen 47,9 Prozent ihrer Einnahmen nicht über die Kassenzahnärztliche Vereinigung (leicht rückläufig von 48,2 Prozent 2021).
Gestiegene Kosten belasten die finanzielle Situation
Insgesamt sind die Gesamteinnahmen der Praxen gestiegen (um Fremdlaborkosten bereinigt von 514.400 Euro für 2021 auf 528.500 Euro für 2022), die Kosten allerdings auch – von 312.100 (2021) auf 323.900 (2022, jeweils ohne Fremdlaborkosten). Daraus ergibt sich im Durchschnitt ein Rückgang des Einnahmen-Überschusses von 202.300 Euro auf 199.600 Euro (-1,3 Prozent).
Laut KZBV-Statistik, die seit einigen Jahren auf den umfangreichen Daten des Zahnärzte-Praxis-Pannels (ZäPP) beruht und damit noch näher an der Realität der Praxen ist, lagen 60 Prozent der Zahnärztinnen und Zahnärzte mit ihrem Einkommen vor Steuern unter dem Durchschnittswert (arithmetisches Mittel) von 199.600 Euro, 40 Prozent darüber. Der sogenannte Median-Wert (50 Prozent drunter/50 Prozent drüber) liegt für 2022 bei 168.400 Euro. In den neuen Bundesländern liegen diese Werte niedriger bei 168.300 Euro beziehungsweise 135.000 Euro, der Unterschied zwischen Ost und West werde aber geringer und betrage nun noch 17,7 Prozent.
Tatsächlich verfügbares Einkommen und Liquidität
Das tatsächlich verfügbare Einkommen nach Steuern und Aufwendungen für die soziale Sicherung – aus dem dann aber auch noch Rücklagen für Investitionen gebildet werden müssen – lag für einen verheirateten Zahnarzt mit zwei Kindern bei einem Einkommen (Einnahmen-Überschuss) in Höhe des Medianwerts im Bundesdurchschnitt bei 105.200 Euro. In den alten Bundesländern waren es 108.400 Euro, in den östlichen Bundesländern 86.700 Euro. Die gestiegenen Energiekosten, gestiegene Preise und Ausgaben führten bei gleichzeitigen Kürzungen der Einnahmen durch das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz laut KZBV dazu, dass der leichte Aufwärtstrend für die Einkommen der Zahnärzte im Vergleich zu anderen Arztgruppen sich nicht fortsetzte. Bei der nicht kleinen Gruppe der Zahnärztinnen und Zahnärzten mit im Vergleich unterdurchschnittlichen Praxisergebnissen könnten zunehmend Liquiditätsprobleme auftreten, so die KZBV. Die Liquidität der Praxen müsse weiter gestärkt werden.
Praxislabore im Westen häufiger
Stichwort Praxislabor: In den alten Bundesländern haben 38,8 Prozent der Praxen kein Praxislabor, in den neuen sogar 57,2 Prozent. 44,2 Prozent der Praxen im Westen haben ein Eigenlabor ohne Zahntechniker, im Osten sind es 34,6 Prozent. Leicht gesunken ist die Zahl der Praxen mit Eigenlaboren, die Zahntechniker beschäftigen, im Westen vom 17,4 auf 17 Prozent, im Osten von 8,2 Prozent auf 8,1 Prozent. Wie viele Zahntechniker im Praxislabor beschäftigt werden, wird leider seit einigen Jahren nicht mehr differenziert ausgewiesen.
Präventionsorientierte Zahnmedizin weiterhin erfolgreich
Ein gewichtiger Teil des Jahrbuchs befasst sich mit der Entwicklung des Leistungsgeschehens. Die neue Ausgabe des Jahrbuches belegt, dass die präventionsorientierte Ausrichtung der Zahnmedizin nach wie vor ein Erfolgsmodell ist: Bereits seit Jahren sinkt der Anteil an den Gesamtausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung für vertragszahnärztliche Leistungen. Dieser lag im Jahr 2023 bei 6,1 Prozent, zehn Jahre zuvor waren es noch 6,9 Prozent, zwanzig Jahre zuvor sogar noch 8,7 Prozent.
Einbruch bei den Parodontitisbehandlungen
„Angesichts solcher Zahlen treten gesundheitspolitische Fehlentscheidungen wie das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz mit seiner strikten Budgetierung umso deutlicher hervor“, so die KZBV. Sie hat bundesweit einen dramatischen Einbruch bei den Neubehandlungen der Volkskrankheit Parodontitis verursacht: Gab es in 2022 – dem Jahr vor Inkrafttreten des Gesetzes – noch 1,445 Millionen Neubehandlungsfälle, lag ihre Zahl im Jahr 2023 nur noch bei 1,129 Millionen was einem Rückgang von 21,9 Prozent entspricht. Ein positiver Umkehrtrend werde sich nur dann einstellen, wenn der Gesetzgeber unmittelbar adäquate Rahmenbedingungen schafft und eine präventionsorientierte zahnmedizinische Patientenversorgung wieder in den Mittelpunkt politischer Entscheidungen rückt.
Bürokratie bindet wichtige Zeit für Patientenversorgung
Durch Verwaltungsaufgaben aufgrund regulatorischer Vorgaben wird der Alltag in den Zahnarztpraxen und damit letzten Endes die Patientenversorgung heute in großem Maße beeinträchtigt. Wertvolle Zeit, die den Patientinnen und Patienten zugutekommen sollte, geht so verloren: Im Jahr 2022 arbeiteten Praxisinhaberinnen und Praxisinhaber im Durchschnitt 44,1 Stunden, von denen sie lediglich 32,4 Stunden behandelten. Im Vergleich: Im Jahr 2021 waren es noch 32,6 Stunden, die für die Behandlung aufgewendet wurden – von insgesamt 43,7 Arbeitsstunden. Auch hier ist die Politik gefordert, so die KZBV, mit geeigneten Maßnahmen möglichst schnell gegenzusteuern. Überbordende Bürokratie befeuert nicht zuletzt auch den bereits hohen Fachkräftemangel zusätzlich, in dem sie dringend benötigtes Fachpersonal vor einer Tätigkeit in der Zahnarztpraxis abschreckt.
Versorgung von vulnerablen Gruppen erreicht Höchststände
Trotz der schwierigen politischen Rahmenbedingungen seien sich Zahnärztinnen und Zahnärzte ihrer Verantwortung bewusst, heißt es weiter: Die Zahl der Besuche bei Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung hat 2023 mit 1,04 Millionen Besuchen einen neuen Höchststand erreicht, fast zwei Drittel davon entfielen auf die aufsuchende Betreuung in Pflegeeinrichtungen mit Kooperationsvertrag. Ebenfalls angestiegen ist die Zahl der Kooperationsverträge: 2023 lag sie bei 6.904, was einem Zuwachs von 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Das aktuelle Jahrbuch enthält Tabellen, Grafiken, Erläuterungen und Analysen unter anderem aus den Bereichen gesetzliche Krankenversicherung, zahnärztliche Versorgung, Zahnarztzahlen sowie Praxisentwicklung und kann als PDF-Datei unter www.kzbv.de/jahrbuch abgerufen oder direkt am Bildschirm durchgeblättert werden. Für zehn Euro zuzüglich Versandkosten kann ein Print-Exemplar über die Website der KZBV bestellt werden.