„Die Weiterbildungsbeteiligung lag in Deutschland im Jahr 2022 bei 54 Prozent und damit deutlich unter dem selbstgesteckten Ziel der Bundesregierung. Das zeigt der aktuellen nationalen Bildungsberichts des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) mit dem Schwerpunkt berufliche Bildung.
Der Bericht beleuchtet die Entwicklung des Bildungssystems unter anderem unter den Bedingungen von fortschreitender Digitalisierung, Zuwanderung und anhaltendem Fachkräftemangel. Er stellt Transparenz her, informiert über die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, benennt die aktuellen Herausforderungen und bietet eine Diskussionsgrundlage für die Weiterentwicklung des Bildungssystems.
Ziel der Bundesregierung bisher nicht erreicht
Die Weiterbildungsbeteiligung lag in Deutschland im Jahr 2022 bei 54 Prozent und damit deutlich unter dem selbstgesteckten Ziel der Bundesregierung, diese bis 2030 auf 65 Prozent bei den 25- bis unter 65-Jährigen zu erhöhen. Zwar wird der Bildungsbereich in den letzten Jahren durch Gesetzes- und Reforminitiativen wie beispielsweise der Nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung und der Nationalen Weiterbildungsstrategie wieder stärker zum Handlungsfeld von Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik. Diese Aktivitäten sollen unter anderem das Weiterbildungsangebot ausbauen und dessen Transparenz verbessern, die Weiterbildungsbeteiligung fördern und soziale und strukturelle Benachteiligung abbauen.
Weiterbildungsbeteiligung: Es besteht Handlungsbedarf
Dennoch zeigen die Indikatoren und Kennzahlen des Bildungsberichtes: Es besteht weiterhin bildungspolitischer Handlungsbedarf. Denn mit der stärkeren Digitalisierung des Weiterbildungsangebots haben sich die Unterschiede in der Weiterbildungsbeteiligung eher verschärft; diese Diagnose trifft auch auf die berufliche Bildung zu, wo verschiedene Beschäftigtengruppen in sehr unterschiedlichem Maße vom Betrieb durch Weiterbildung gefördert werden.
Fachkräftemangel – eine noch ungelöste Herausforderung
Der Bildungsbereich steht insgesamt vor neuen oder noch ungelösten Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel, den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und dem gestiegen Bedarf an Integrationskursen, insbesondere seit dem Beginn des Ukraine-Krieges. Prof. Dr. Josef Schrader, DIE-Direktor und Mitglied der Gruppe der Autorinnen und Autoren, appelliert: „Der nationale Bildungsbericht bietet eine Fülle von Befunden und Diagnosen, die helfen können, bessere Möglichkeiten für das lebenslange Lernen aller zu schaffen. Die Frage, ob und unter welchen Bedingungen dies gelingt, sollte zukünftig mehr Beachtung finden.“
Nicht-ärztliche Gesundheitsberufe
Laut der nachstehenden Tabelle des DIE stellen nicht-ärztliche Gesundheitsberufe den größten Teil der dualen und schulischen Ausbildungsabschlüsse (umfasst auch Personen, für die keine Zuordnung zu einer Berufsgruppe vorgenommen werden konnte).
Die nach der Klassifizierung der Berufe (KldB 2010) erfassten Berufe werden vier Anforderungsniveaus zugeordnet:
1. Helferinnen- und Helfer- sowie Anlerntätigkeiten
2. fachlich ausgerichtete Tätigkeiten, für die in der Regel eine Berufsausbildung vorausgesetzt wird
3. komplexe Spezialistinnen- und Spezialisten-Tätigkeiten, die üblicherweise einen Tertiärabschluss der ISCED-Stufen 5 oder 6 voraussetzen (in Deutschland zum Beispiel: Meisterabschluss, Bachelor oder FH-Diplom), sowie
4. hochkomplexe Tätigkeiten, die einen universitären Abschluss der ISCED-Stufen 7 und 8 erfordern (in Deutschland: Master-, Diplom- oder Magisterabschluss, Staatsexamen, Promotion).
Wie dieser Tabelle zu entnehmen ist, haben von den nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen 12,6 Prozent eine Weiterbildung auf Niveau 3 und 5,1 Prozent auf Niveau 4 erreicht.
Der Nationale Bildungsbericht „Bildung in Deutschland“ wird alle zwei Jahre auf Basis von amtlichen Statistiken sowie sozialwissenschaftlichen Daten und Studien erstellt. Als systematische Bestandsaufnahme des gesamten Bildungswesens verfolgt er langfristige Entwicklungslinien und macht auf neue Akzentuierungen aufmerksam. Er wird von einer unabhängigen Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Federführung des DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation erarbeitet. Das DIE verantwortet Kapitel G: „Weiterbildung und Lernen im Erwachsenenalter“.