Die Menschen in Deutschland lernen am häufigsten aus Neugier und Interesse, gefolgt vom Lernen für den Beruf oder das Studium, Schule oder Ausbildung. Dabei wird Künstliche Intelligenz (KI) überwiegend als positiv bewertet. Knapp 60 Prozent der Befragten mit KI-Erfahrung beim Lernen geben zudem an, dass sich ihre Lernergebnisse mithilfe von KI verbessert haben.
Gründe zum Lernen: Neugier, Beruf, Studium
Der „IU Lernreport 2024“ der IU Internationalen Hochschule (IU) untersucht, was Menschen in Deutschland zum Lernen antreibt, wie sie lernen und welche Ziele sie dabei verfolgen. Die repräsentative Studie zeigt: 72,1 Prozent der Menschen in Deutschland lernen aktuell – und das am häufigsten aus Neugier und dem Interesse, Neues zu lernen. Besonders im Fokus stehen praxisnahe und nachhaltige Lernerfolge, während digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz zunehmend an Bedeutung gewinnen: 37,9 Prozent der Befragten geben an, aktuell aus Neugier und Interesse an einem Thema zu lernen, gefolgt von 28,9 Prozent, die für ihren Beruf und 19,3 Prozent, die für ihre Bildung (Studium, Schule, Ausbildung) lernen.
„Neugier und Interesse am Thema“ ist auch der am häufigsten genannte Motivator zum Lernen, während jeweils rund ein Viertel persönliches Wachstum, persönliche Ziele und Visionen sowie persönlichen Erfolg als Motivationsfaktoren nennen. Fast genauso häufig wird der Aspekt genannt, mit Lernen etwas Sinnvolles zu tun.
Menschen lernen nachhaltiger, wenn sie es nicht müssen
Dr. Ulrike Lichtinger, Professorin für Sozialwissenschaften an der IU Internationalen Hochschule und Expertin für Positive Bildung sagt dazu: „Die Ergebnisse bestätigen: Neugier und Liebe zum Lernen sind mächtiger intrinsischer Antrieb des Menschen und echtes Interesse am Thema ist wesentlich für das Dranbleiben. Im Idealfall und besonders nachhaltig lernen Menschen, wenn sie es wollen und nicht, wenn sie es müssen.“
Praxisnah und nachhaltig: Die häufigsten Faktoren für Lernerfolg
Lernerfolg bedeutet für einen großen Teil der Befragten, dass er „praxisnah“ und „nachhaltig“ ist – das bedeutet, dass das Gelernte in der Praxis anwendbar ist (54,3 Prozent), der Lernstoff verstanden wurde (47,1 Prozent) und man sich langfristig an das Gelernte erinnern kann (47,1 Prozent).
„Menschen streben danach, Gelerntes anzuwenden. Oft werden Lerninhalte erst durch die praktische Anwendung zu neuem Wissen, welches sich nachhaltig in unseren Gehirnen verankert und zu neuen Fähigkeiten wächst. Das Gelernte praktisch umzusetzen, stellt dabei ein echtes Erfolgserlebnis dar“, so Lichtinger dazu.
Vielfältige Lernstrategien und Tools – von klassisch bis KI
Wie lernt man richtig? Das kommt laut Lichtinger auf den Lerntyp und die Persönlichkeit an. Strategien gebe es viele – konkret seien das beispielsweise Mindmaps, Lernpläne oder Lernziele. Als sehr oder eher hilfreich für effizientes Lernen wurden in der Umfrage von der großen Mehrheit unter anderem das „Wiederholen des gelernten Materials“, „aktives Lernen“, „Selbstreflexion“ und „multisensorisches Lernen (Hören, Schreiben und Lesen)“ von den Befragten eingeschätzt.
Fast die Hälfte nutzt selbsterstellte Dokumente
Bei den Tools setzen Lernende in Deutschland am häufigsten auf gedruckte Lernmaterialien (59,9 Prozent) wie Bücher oder Skripte. Fast genauso beliebt sind Videos (54,5 Prozent) mit Lerninhalten oder Erklärungen. Interessant: Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland nutzt selbsterstellte Dokumente zum Lernen (45,8 Prozent), zum Beispiel Zusammenfassungen oder Karteikarten. Diese Top-3-Nennungen sind in allen Generationen gleich, von Jung bis Alt.
Digitale Methoden wie beispielsweise Lern-Apps und Künstliche Intelligenz nutzen 42,2 Prozent der Befragten immer oder häufig beim Lernen. Bei den 26- bis 40-Jährigen (Generation Y) sind es sogar 48,7 Prozent. Auch beim Lernen mit Videos, Podcasts, Hörbüchern und ähnlichen Medien hat die Generation Y mit knapp 70 Prozent im Altersvergleich die Nase vorn.
Lernen zwischen Konzentration und Ablenkung
Fast die Hälfte der Menschen in Deutschland kann ein bis zwei Stunden konzentriert lernen (47,3 Prozent), bei 17,2 Prozent ist es etwa eine halbe Stunde und 14,2 Prozent der Befragten schaffen es, drei bis vier Stunden konzertiert zu lernen.
Müdigkeit, Smartphone und private Sorgen und Verpflichtungen sind die Top-3-Konzentrationskiller beim Lernen – mit großen Unterschieden im Generationenvergleich: Die Generationen Z und Y (bis 40 Jahre) nennen am häufigsten das Smartphone als einen Störfaktor beim Lernen, die Generation Z (bis 25 Jahre) wird außerdem häufig von Social Media abgelenkt. Für die Generation X und die Babyboomer (41 bis 65 Jahre) ist Müdigkeit die häufigste Ablenkung.
Konzentrationsfähigkeit und Lernumgebung für junge Menschen verbessern
„Die Ablenkung durch Smartphones und Social Media zeigt, dass wir neue Ansätze entwickeln müssen, um die Konzentrationsfähigkeit und Lernumgebung gerade für junge Menschen zu verbessern. Bildungsprogramme sollten verstärkt auf Medienkompetenz setzen, um die jüngere Generation zu befähigen, Ablenkungen zu minimieren und ihre Lernziele effektiver zu erreichen“, fordert Lichtinger.
Positive Erfahrungen mit KI
35,8 Prozent der Befragten haben bereits bewusst Erfahrung mit KI-Technologien (beispielsweise ChatGPT, DeepL) beim Lernen gemacht. Von diesen Befragten bewerten fast 9 von 10 (87,2 Prozent) ihre Erfahrungen mit KI-Technologien beim Lernen als sehr oder eher positiv.
Dr. Kristina Schaaff, Professorin für Digitale Transformation mit Schwerpunkt KI an der IU Internationalen Hochschule sagt dazu: „Die große Mehrheit der Befragten, die bereits Erfahrungen mit KI-Technologien beim Lernen gemacht haben, bewerten diese über alle Generationen hinweg als positiv. Dies verdeutlicht das große Potenzial, das KI-basierte Lern-Apps, wie beispielsweise auch ein an der IU entwickelter KI-Lernbuddy für Studierende zur Unterstützung des Lernprozesses, bieten.“
Besonders interessant ist auch, dass 57,9 Prozent angeben, dass sich ihre Lern- beziehungsweise Prüfungsergebnisse verbessert haben, seit sie KI-Technologien beim Lernen nutzen.
„Der hohe Anteil an Menschen, die angeben, dass KI-Technologien ihre Lernergebnisse verbessert haben, unterstreicht die enorme Leistungsstärke dieser Technologien, das Lernen effizienter und zugänglicher zu gestalten. Gleichzeitig verdeutlichen die Ergebnisse die Notwendigkeit, Menschen einen reflektierten Umgang mit KI-Technologien beizubringen, damit diese sinnvoll eingesetzt werden können“, so Schaaff.
Über die Studie
Der „IU Lernreport 2024: So lernt Deutschland“ untersucht Fragestellungen rund um Bildung und Lernen. Für die Studie befragte die IU 2.512 Menschen in Deutschland zwischen 16 und 65 Jahren, repräsentativ nach Alter und Geschlecht. Die Befragung wurde im Zeitraum 27. März bis 9. April 2024 durchgeführt. Die vollständige Studie