0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1689 Aufrufe

Vorsorge und rechtzeitige Behandlung von Parodontitis wichtig

(c) VGstockstudio/shutterstock.com

Im Rahmen der Langzeitstudie SHIP (Study of Health in Pomerania/Leben und Gesundheit in Vorpommern) wird seit 1997 der Einfluss von Zahnerkrankungen auf die Allgemeingesundheit der Menschen erforscht. Dabei konnte nachgewiesen werden, dass entzündlicher Zahnfleischschwund aufgrund von Parodontitis, welche altersabhängig 15 bis 45 Prozent der Menschen betrifft, unter anderem das Risiko für einen Herzinfarkt und Demenz erhöht. Jetzt haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätsmedizin Greifswald eine neue Studie im amerikanischen Fachjournal Alzheimer’s & Dementia veröffentlicht, in der die bisherigen Ergebnisse in Bezug auf einen Zusammenhang mit einer Alzheimer-Erkrankung bestätigt werden konnten.

Neue statistische Modelle zur Simulierung kontrollierter klinischer Studien

„Es ist sehr schwierig, methodisch aussagekräftige Studien zu den Auswirkungen von Parodontitis, eine häufige schwere Form der Zahnfleischerkrankung, durchzuführen. Erst kürzlich entwickelte statistische Modelle ermöglichen es, eine kontrollierte klinische Studie zu simulieren, indem verfügbare Daten von behandelten Patienten und unbehandelten Erkrankten zusammengeführt werden“, erläuterte Dr. Christian Schwahn von der Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, Alterszahnheilkunde und medizinische Werkstoffkunde. „So konnte erstmals der Zusammenhang zwischen der Behandlung von Zahnfleischerkrankungen und beginnender Alzheimer-Krankheit in einem quasi-experimentellen Modell von 177 parodontal behandelten Patienten der Greifswalder GANI-MED-Studie (Greifswald Approach to Individualized Medicine) und 409 unbehandelten Teilnehmern aus der SHIP-Studie analysiert werden.“

Moderater bis starker Einfluss deutlich erkennbar

Als Indikator für eine beginnende Alzheimer-Krankheit wurden magnetresonanztomographische (MRT)-Daten verwendet. Diese wurden mit MRT-Daten der US-amerikanischen Alzheimer’s Disease Neuroimaging Initiative abgeglichen, so dass sie als individuelles Maß für den Alzheimer-typischen Verlust an Gehirnsubstanz verwendet werden konnten. Die von einem auf Zahnfleischerkrankungen spezialisierten Zahnarzt vorgenommene Behandlung der Parodontitis zeigte einen positiven Effekt auf den Verlust der Gehirnsubstanz, der als moderat bis stark eingeschätzt werden kann.

Originalpublikation:
Effect of periodontal treatment on preclinical Alzheimer’s disease—Results of a trial emulation approach, Alzheimers Dement, 2021 May 29, DOI: 10.1002/alz.12378, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34050719/

Die beste Vorbeugung von Zahnfleischschwund und möglichen Gefahren einer Alzheimererkrankung durch Parodontitis ist der regelmäßige Kontrollbesuch bei seiner Zahnärztin oder seinem Zahnarzt – hier Oberarzt Dr. Lukasz Jablonowski in der Greifswalder Zahnklinik. Bild: Yvonne Breuhahn
„Diese Ergebnisse sind insofern bemerkenswert, als dass die Parodontitis-Patienten zum Zeitpunkt der MRT-Untersuchung jünger als 60 Jahre waren und die Beobachtungszeit zwischen der zahnärztlichen Behandlung und der MRT-Untersuchung bei den Patienten im Durchschnitt bei 7,3 Jahren lag“, betonten die Co-Autoren Prof. Thomas Kocher, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie, Endodontologie, Kinderzahnheilkunde und Präventive Zahnheilkunde und Prof. Hans J. Grabe, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Universitätsmedizin Greifswald.

„Unser Ansatz liegt klar in der Prävention und rechtzeitigen Behandlung der Zahnfleischerkrankung, die durch eine Vielzahl von Keimen ausgelöst werden kann, um derartige mögliche Folgeschäden im Vornherein zu verhindern“, so Kocher.

Im Gegensatz dazu setzt eine seit Frühjahr 2019 in den USA laufende Studie auf die Erprobung von Medikamenten. Diese sollen bei bereits mit Alzheimer erkrankten, über 55-jährigen Probanden einen Behandlungseffekt erzielen, indem die schädlichen Auswirkungen des parodontalen Leitkeims (P. gingivalis) im Gehirn bekämpft werden.

„Wir werden auch künftig in diesem Bereich auf Beobachtungsstudien, die eine kontrollierte klinische Studie simulieren, setzen müssen“, sagte Dr. Christian Schwahn. „Eine klinische Studie mit einer Placebo-Behandlung in einer Patientengruppe, also mit absichtlich zahnärztlich unbehandelten Patienten, ist aus ethischen und medizinischen Gründen nicht durchführbar.“

 

Quelle: Universität Greifswald Parodontologie Interdisziplinär

Adblocker aktiv! Bitte nehmen Sie sich einen Moment ...

Unser System meldet, dass Sie eine aktive AdBlocker-Software verwenden, die verhindert dass alle Seiteninhalte geladen werden können.

Fair geht vor: Unsere Partner aus der Industrie tragen durch ihre Anzeigen einen maßgeblichen Teil zum Betreiben dieser Newsseite bei. Diese finden Sie in überschaubarer Anzahl auf der Startseite sowie den einzelnen Artikelseiten.

Bitte setzen Sie www.quintessence-publishing.com auf Ihre „AdBlocker Whitelist“ oder deaktivieren Ihre AdBlocker Software. Danke.

Weitere Nachrichten

  
17. Dez. 2024

Bewusstsein schaffen für die Implantatpflege

Dr. Liebe: Praxistipps zur häusliche Implantatpflege – Reduktion von Risikokeimen
13. Dez. 2024

Neue S2k-Leitlinie zu Diabetes und Parodontitis

Zum ersten Mal haben eine medizinische und eine zahnmedizinische Fachgesellschaft eine gemeinsame Leitlinie entwickelt
13. Dez. 2024

Moderne orale Medizin ist präventiv

EMS: Mit der Guided Biofilm Therapy systematisch gesund bleiben – GBT Summit überzeugt mit 400 Teilnehmern
9. Dez. 2024

Kieferorthopädischer Lückenschluss bei Nichtanlage der seitlichen Schneidezähne im Oberkiefer

Fallbeispiele aus dem neuen Buch von Dr. Otto Zuhr und Prof. Dr. Marc Hürzeler „Entscheidungsfindung im Spannungsfeld von Parodontologie und Implantattherapie“ (Teil 2)
26. Nov. 2024

Manuelles Biofilmmanagement im Fokus

Team Journal 5/2024: Methoden und Instrumente nach individuellem parodontalen Gesundheitszustand auswählen
25. Nov. 2024

Mikrochirurgischer Zugangslappen mit intraoperativer Behandlung einer Wurzelresorption in der Oberkieferfront

Fallbeispiele aus dem neuen Buch von Dr. Otto Zuhr und Prof. Dr. Marc Hürzeler „Entscheidungsfindung im Spannungsfeld von Parodontologie und Implantattherapie“ (Teil 1)
20. Nov. 2024

FAQ rund um die Mundhygiene

Listerine gibt Tipps für die optimale Beratung von Patientinnen und Patienten
19. Nov. 2024

Prävention systemischer Gesundheitsprobleme in der Zahnarztpraxis

Sunstar Gum: Parodontalerkrankungen kontrollieren – für ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement