„Table Clinics sind ein Veranstaltungsformat, in dem sich die Referentinnen und Referenten bei Fragen nicht wegducken können. Und das ist gut so – insbesondere, wenn kritische Fragen aus dem Praxisalltag zur Empfehlung von passenden Hilfsmitteln für die häusliche Zahnpflege gestellt werden!“ Dieses Fazit zog Prof. Michael Noack nach seiner dritten Diskussionsrunde beim DGPZM-Kongress 2023 in Mainz.
Den ersten Überraschungseffekt erreichte Noack mit einer unerwarteten Aussage zur Auswahl elektrischer Zahnbürsten. Es sei völlig egal, ob sie als Mundhygiene-Profis eine Schallzahnbürste oder oszillierend-rotierend arbeitende Zahnbürste verwenden. Beide Antriebssysteme hätten in Laborstudien ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Als Zahnpflege-Profi sei man vermutlich in der Lage, mit fast jedem Gegenstand den Plaque-Biofilm auf den eigenen Zahnoberflächen zu managen – zum Beispiel auch mit der Handzahnbürste.
Wechsel des Hilfsmittels
Auf die Frage „Bei uns im Team werden verschiedene elektrische Zahnbürsten benutzt – Was sollen wir unseren Patientinnen und Patienten empfehlen?“ gab Noack ebenfalls klar Antwort. Bei den meisten Zahnpflege-Amateuren sehe es anders aus. Die Daten der Deutschen Mundgesundheitsstudie wiesen in allen Altersklassen aus, dass diejenigen, die eine elektrische Zahnbürste benutzen, weniger Karies und Gingivitis aufweisen als Nutzerinnen und Nutzer von Handzahnbürsten.
Bei Handzahnbürsten häufiger keine klare Verbesserung
Und es gibt laut Noack auch eindeutige Hinweise darauf, dass die Praxisteams insbesondere bei Patientinnen und Patienten, die eine Handzahnbürste verwenden, allzu oft keine kontinuierliche Verbesserung der Mundgesundheit erleben. Bei jedem Praxisbesuch erfolgen wieder Instruktion, Demonstration und Motivation und am Ende bleibt Frustration – auf beiden Seiten. „In solchen Fällen ist ein Wechsel des Hilfsmittels oft der einzige Ausweg. Hierdurch können alte Bewegungsmuster aufgebrochen werden“, so Noack. Bei der häuslichen Zahnpflege sei die Lösung ein Wechsel von der Handzahnbürste auf die elektrische Zahnbürste – „im Idealfall auf die Schallzahnbürste.“
Geeignete „Elektrische“ auswählen
Aber warum dann der Wechsel auf die Schallzahnbürste? Noack nannte dafür zwei Gründe. Bauartbedingt könne eine Schallzahnbürste weniger Schaden an den Weichgeweben anrichten. Werde vom Patienten mit zu viel Druck gearbeitet, könne der Bürstenkopf nicht mehr frei schwingen. Damit verliere man zwar die maximale Reinigungsleistung, aber man verletze auch kein Zahnfleisch. Der zweite Grund ist das Bürstenkopf-Design, mit dem die Zahnpflege-Amateure beim Umstieg von Hand- auf elektrische Zahnbürste besser intuitiv umgehen könnten.
Mehr Bewusstsein für Bürstenkopf-Design
Noack warb bei seinen Zuhörerinnen und Zuhöreren dafür, grundsätzlich viel mehr Bewusstsein für das Bürstenkopf-Design, die Filamente, die Anordnung der Filamente zu entwickeln. Beim Auto gebe es den Motor und die Reifen, die die Kraft auf die Straße bringen. „Die Bürstenköpfe sind kleine Meisterwerke. Und es ist wichtig, dass es ein breites Spektrum an Größen, an Designs, an Filamenten gibt.“
Kritischen Blick auf die Studien
Darüber hinaus ermutigte Noack die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu, kritische Beobachter zu sein. Zu lange habe man sich in der Zahnmedizin auf die Frage „Schall oder oszillierend-rotierend“ konzentriert. Es gebe immer wieder Studien, die anträten, um zu beweisen, welches System – Schall, oszillierend-rotierend oder gar Handzahnbürste – am besten geeignet ist. Erst kürzlich habe es eine Studie gegeben, die einen Vergleich der verschiedenen Typen an elektrischen Zahnbürsten nicht möglich mache.
Einfluss der Probanden auf das Studienergebnis bedenken
Der Einfluss der Probandinnen war dabei aber laut Noack möglicherweise größer als die bauartbedingten Unterschiede. Schließlich lassen sich die Resultate von jungen gesunden Zahnmedizinerinnen oder Studierenden ohne Gingivitis, Karies und approximale Füllungen nicht generell auf den Großteil der Bevölkerung übertragen „Ich frage mich aber schon, mit welchem Bürstentyp meine Patientinnen und Patienten am leichtesten klarkommen. Offenbar funktioniert die Biofilmentfernung intuitiv mit einer Schallzahnbürste nachweislich gut, während Patienten mit runden oszillierend-rotierenden Bürstenköpfen, wie die Autoren richtig schreiben, erheblichen Instruktionsbedarf haben.“ so Noack.
Diese Take-Home-Messages hat Noack bei seinen Table Clinics mitgegeben:
- Wer einen Plaque-Biofilm erkennbar managen kann, braucht kein neues Hilfsmittel, sondern kann weiterhin die Handzahnbürste nutzen.
- Wir Profis kommen mit allem klar. Unsere Patientinnen und Patienten – die Zahnputz-Amateure – meistens nicht.
- Für alle, die Plaque-Biofilm nicht souverän beseitigen können, kann eine effektive und gewebeschonende schallgetriebene Zahnbürste helfen.