Gute Neuigkeiten zum heutigen Weltkrebstag, zumindest bei der Bekämpfung von HPV-bedingten Gebärmutterhalskrebs: Die dreimalige Injektion eines neuen Impfstoffs gegen den Typ 16 des humanen Papillomavirus (HPV) hat in einer Phase-2-Studie bei fast allen Patientinnen zu einem Rückgang der zervikalen intraepithelialen Neoplasien (CIN3) geführt, berichtet Ärzteblatt online in einer Meldung vom 27. Januar 2025. Die Ergebnisse wurden im Januar 2025 in Clinical Cancer Research vorgestellt.
Die bisher zugelassenen Impfstoffe können jüngere Frauen vor einer chronischen Infektion mit humanen Papillomaviren schützen, die die wichtigste – wenn nicht einzige – Ursache für das Zervixkarzinom sind. Das humane Papillomavirus (HPV) verursacht die Hälfte aller virusbedingten bösartigen Tumore und annähernd 100 Prozent des Gebärmutterhalskrebs. Für eine therapeutische Anwendung sind die Impfstoffe jedoch nicht zugelassen. Interessant ist, dass eine neue HPV-Impfung nun sogar vorhandene Läsionen schrumpfen lassen kann und so eine chirurgische Entfernung (Zervix-Konisation) vermeiden könnte.
Bisher wurden Zervix-Läsionen chirurgisch entfernt
Wenn es bei Frauen bereits zu CIN3-Läsionen gekommen ist, die die Entstehung eines Zervixkarzinoms wahrscheinlich machen, besteht die Behandlung meist in einer Konisation, bei der die Schleimhaut der Zervix mit den Läsionen entfernt wird.
Eine Alternative könnte künftig in einer therapeutischen Impfung bestehen, sofern sich die jetzt publizierten Ergebnisse in einer Phase-3-Studie bestätigen sollten. Der Impfstoff des niederländischen Herstellers ViciniVax, ein Spin-off des Universitair Medisch Centrum (UMC) Groningen, besteht aus einem Semliki-Forest-Virus, das bei Nagetieren eine tödliche Enzephalitis auslösen kann, für den Menschen aber ungefährlich ist.
Die niederländischen Forschenden haben außerdem die Gene entfernt, die das Virus für eine Replikation benötigt. Stattdessen wurden die Gene für die Oberflächen-Proteine E6 und E7 von HPV-16 eingebaut. HPV-16 ist für die meisten Zervixkarzinome verantwortlich. Die Viren tragen die beiden Proteine auf ihrer Virushülle.
Verkleinerung der Läsionen nach drei Wochen bei mehr als 90 Prozent der Frauen
In der Phase-1-Studie kam es nach drei intramuskulären Injektionen von VVAX001 bei allen zwölf Teilnehmerinnen zu einer starken Immunreaktion (Molecular Therapy 2021; DOI: 10.1016/j.ymthe.2020.11.002). In der Phase-2-Studie wurden die Auswirkungen auf die CIN 3-Läsionen bei 18 Patientinnen untersucht, bei denen eine Infektion mit dem HPV-Typ 16 nachgewiesen war. Wie das Team um Refika Yigit von UMC-Groningen berichtet, wurde bereits drei Wochen nach der dritten Impfdosis in der Kolposkopie bei 17 der 18 Patienten (94 Prozent) eine Verkleinerung der CIN 3-Läsionen beobachtet.
Bei sechs Patientinnen kam es zu einer Rückbildung der CIN 3 zu einer CIN 1-Läsion und bei drei weiteren Patientinnen sogar zu einer völligen Abheilung der Läsionen. Bei den anderen neun Patientinnen wurde eine Konisation durchgeführt. Bei der Aufarbeitung zeigte sich nach Angabe von Yigit, dass 4 dieser Patientinnen frei von dysplastischen Zellen waren, so dass es auch bei ihnen ohne Konisation vermutlich zur Abheilung gekommen wäre.
HPV-Impfung auch für Jungen und Männer empfehlenswert
Auch Jungen und Männern wird empfohlen, sich gegen HPV-Viren impfen zu lassen. Ungeimpft könnten sie als Überträger zur Verbreitung des Virus beitragen. Durch eine Impfung können auch sie sich vor HPV-bedingten Krebserkrankungen schützen, zum Beispiel vor manchen Kopf-Hals-Tumoren, Peniskarzinomen oder Analkrebs.