2014 als „kleiner“ Neugründer gestartet, konnte ZTM Philipp von der Osten mit seinem Labor „Dental Design Erlangen“ von Anfang an alle Wünsche der Kunden und Techniken bedienen. Das Zauberwort hierfür lautet partnerschaftliches Netzwerk, denn Dental Design Erlangen war damals Teil einer Laborpartnerschaft. Heute ist ZTM von der Osten zwar wieder hundertprozentiger Eigentümer, das partnerschaftliche Miteinander zu seinen ehemaligen Geschäftspartnern ist jedoch geblieben.
Auf die Frage, warum ZTM Philipp von der Osten das Labor Dental Design in Erlangen 2014 nicht allein gegründet hat, kann er immer wieder nur dasselbe antworten: Wegen des partnerschaftlichen Netzwerks! Denn der Zahntechnikermeister war bei einigen guten Lehrmeistern im Angestelltenverhältnis und hatte es in seiner letzten Anstellung gelernt und genossen, aus dem vollem Portfolio der dort beschäftigen Kollegen zu schöpfen.
So konnte er als Neugründer aufgrund der starken Partner von Anfang an alle Themen der Zahntechnik anbieten. Dies ermöglichte es ihm, schneller und professioneller voranzukommen und Kunden anzusprechen, die er als kleines Labor gar nicht hätte bedienen können.
Heute, nach neun Jahren, hat er die Geschäftsanteile zu 100 % zurück erworben und arbeitet nach wie vor partnerschaftlich mit seinem ehemaligen Geschäftspartner zusammen. Ein Geschäftsmodell, das er jederzeit wieder wählen würde.
Was sind Ihre wichtigsten Eigenschaften für den Beruf des Zahntechnikers?
Philipp von der Osten: Es ist zuerst einmal wichtig, dass man das, was man tut, liebt und es mit Freude tut (Abb. 1 und 2). Das ist im beruflichen wie im privaten Leben so! Die persönlichen Eigenschaften eines Zahntechnikers sollten dann aber schon Sitzfleisch und die Liebe zum Detail sein.
Wie sehen Sie die digitale Entwicklung in der Zahntechnik? Ist sie eine Chance oder ein Fluch?
Philipp von der Osten: Na ja, wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit! Das Beispiel Cerec hat mir bereits in den 90ern gezeigt, wie man mit disruptiven Technologien umzugehen hat. Lehne ich sie ab, also bin ich dagegen und habe Angst, keine Arbeit mehr ins Labor zu bekommen, oder gehe ich offensiv damit um und nutze die Möglichkeit, mit meinem Kunden zu kommunizieren, wie wir die neue Technik einsetzen können, um zu besseren Ergebnissen zu kommen. Ich favorisiere den offenen Weg, weshalb ich damals – da war ich noch im Angestelltenverhältnis – den Zahnarztpraxen einen CAD-Service angeboten und so auch die Produktion der konstruierten Versorgungen übernommen habe.
Aus meiner Sicht ist die digitale Entwicklung definitiv eine große Chance (Abb. 3 bis 5).
Wie wird die Zahntechnik in 20 Jahren aussehen?
Philipp von der Osten: Ich blicke in eine positive zahntechnische Zukunft mit vollen Auftragsbüchern. In der Zahntechnik haben wir ein hausgemachtes Problem, den Facharbeitermangel. Es ist zum einen festzustellen, dass nur ein Drittel der Labore ausbildet und sich dann wundert, warum sie keine Mitarbeiter finden. Zum anderen stelle ich fest, dass ein großer Teil der Zahntechniker in die Dentalindustrie abwandert. Das ist ärgerlich, da die Dentalindustrie teilweise gar nicht ausbildet.
Wir können diesem Facharbeitermangel zwar mit unserem Maschinenpark gegensteuern, am Ende benötigen wir jedoch Fachkräfte, um diese bedienen und die damit gefertigten Arbeiten ästhetisch veredeln zu können.
Welche Konzepte haben Ihrer Ansicht nach vor allem Zukunft?
Philipp von der Osten: Konzepte, die dem Kunden einen Mehrwert und Vereinfachung bieten. Als Chef sehe ich meine Aufgabe darin, mit den Kunden zu kommunizieren und deren Berater zu sein. Dabei haben sich Entwicklungen wie zum Beispiel das „All-on-4/-6“-Konzept oder das Backward-Planning verschiedenster Arbeitsbereiche als hilfreich dargestellt.
Wie stehen Sie zur Ausbildung von jungen Menschen in Ihrem Betrieb?
Philipp von der Osten: Ich bilde seit 2004 aus. Daher sehe ich es als wichtige Aufgabe an, junge Menschen an den Beruf heranzuführen. Als Ausbilder habe ich die Verantwortung, meinen Auszubildenden mit Wissen zur Verfügung zu stehen und mit meiner Vorbildfunktion zu leiten. Mein berufliches Motto lautet daher „fördern und fordern“ (Abb. 6 und 7).
Wie gehen Sie bei der Umstellung von analogen zu digitalen Prozessen vor und wie weit sind Sie in diesem Bereich?
Philipp von der Osten: Analog und digital ist oft ein Miteinander (Abb. 8). In meiner Laborstruktur sind schon viele digitale Prozesse und Gerätschaften etabliert. Die Mitarbeiter wachsen sozusagen schon damit auf. Ich erachte es als sehr wichtig, Mitarbeitern Verantwortung und Ideen zur Weiterentwicklung zu geben (Abb. 9).
Was bieten Sie an, um sich von Mitbewerbern abzuheben?
Philipp von der Osten: Zunächst einmal bieten wir alle das Gleiche oder Ähnliches an. Im Rahmen der Meisterprüfung konnte ich die Erfahrung sammeln, dass sich mit Ablegen der Prüfung jeder im sogenannten High-End-Segment selbstständig machen wollte. Das war aber den meisten gar nicht möglich! Ich erachte High End als eine sehr große Verantwortung und sehe darin einen Vertrauensvorschuss. Denn in diesem Segment ist es am schwersten, die mit High End suggerierten PS auf den Boden zu bekommen und das damit abgegebene Wort auch einzuhalten. Am Ende geht es immer darum, dass eine funktionelle, ästhe-tische, im Ablauf reibungslose und über jeden Zweifel erhabene Arbeit, die zur Patientenzufriedenheit führt, abgegeben wird (Abb. 10).
Daher möchte ich mich gar nicht mit High End profilieren, sondern mit Service und Beratungskompetenz. Wenn alles gut läuft, bin ich als Berater beim Kunden austauschbar. Als Laborchef und Berater bin ich jedoch immer dann gefragt, wenn etwas nicht gut läuft oder kompliziert ist. In solchen Fällen muss ich fachlich dagegensteuern. Meine Kunden wissen es zu schätzen, dass ich dann da bin, wenn es Probleme gibt oder es besondere Schwierigkeiten zu lösen gilt.
Sie haben einen Wunsch an die Industrie frei …
Philipp von der Osten: Ausbildungsstellen für Zahntechniker schaffen.
… und einen an den Behandler!
Philipp von der Osten: Mehr Zeit für gemeinsame Abendessen.
Was sagen Sie jungen Menschen, die Ihren Beruf ergreifen wollen?
Philipp von der Osten: Unbedingt im Vorfeld informieren, was das Zahntechnikerhandwerk 2024 so bietet und ausmacht! Und wer dann noch Bock auf diesen Job hat, der sollte sich in einem modern aufgestellten Labor bewerben.
Welches fachliche Problem haben Sie in der jüngeren Vergangenheit wie gelöst?
Philipp von der Osten: Im Jahr 2010 habe ich die 2in1-Technik für das -Dental -System der Fa. 3Shape (Kopenhagen, -Dänemark) mit erfunden. Diese Technik ist aufgrund meines Versprechens an -Behandler -entstanden, den Patienten die bestmögliche Ästhetik zuteil werden zu lassen. Ich arbeite dabei nach dem klassischen Backward-Planning, das heißt ich greife bei allen Arbeitsschritten auf die eingangs erarbeitete Ästhetik zurück. So stellt man sicher, dass man nie von der Zielvorgabe abweicht (Abb. 11 bis 13).
Das Gespräch führte Dan Krammer.
Dental Design Erlangen
ZTM Philipp von der Osten
Rudeltplatz 4
91054 Erlangen
www.dental-erlangen.de