Nachhaltigkeit wird in der Zahnmedizin und Zahntechnik immer wichtiger, so auch bei der Entsorgung von 3-D-Druck Modellen. Mit Filament wird bei Bösing Dental seit Jahren ein recyclefähiges BioCompound 3-D-Druckmaterial inhouse verwendet, das zunehmend Anwendung in kieferorthopädischen Praxen und Dentallaboren findet.
„Print, recycle, repeat“
Vorrangig werden hier Aligner- und KFO-Modelle zumeist aus einem Polylactid (PLA) Filament-Material gefertigt. Pro Patient entstehen vor allem bei der Produktion von Aligner-Schienen mehrere Modelle. Doch was geschieht nach dem Tiefziehen und der eigentlichen Schienenproduktion mit den Modellen? Betrachtet man diese Produktion nicht als Weg , sondern als Kreislauf, kommt das Thema Recycling mit den damit verbundenen Fragen auf: Wie muss das Filament geschreddert werden? Welche Granulatgröße darf es haben? Muss es vorgetrocknet werden? Wie wird das recycelte Filament wieder sauber auf eine Spule aufgewickelt, ohne dass es sich durch die Wärme wieder verzieht?
Im Praxisalltag landen die Modelle häufig fälschlicherweise im Restmüll und schlussendlich in einer Müllverbrennungsanlage. PLA ist ein Kunststoff und gehört somit in den gelben Sack beziehungsweise in die gelbe Tonne. Hier stellt sich die Frage der nachhaltigen Entsorgung „Print/Think Green“! Vor diesen Herausforderungen des kosteneffizienten und einfachen Recyclings standen die Zahntechniker von Bösing Dental ebenfalls. Gemeinsam mit dem Start-Up Unternehmen QiTech aus Oppenheim wurde ein Inhouse-Entsorgungskreislauf projektiert, bei dem es vornehmlich um das Schreddern des Filamentmaterials sowie die Rückführung in den additiven Produktionsprozess ging.
Partner ist das Schüler Start up QiTech
Bösing Dental strebte seit geraumer Zeit einen eigenen Inhouse Recyclingkreislauf an und war auf der Suche nach einem Partner mit Know-how und Maschinen, der dieses Vorhaben umsetzen kann und als greifbarer Ansprechpartner im Bereich Recycling und Maschinenbau zur Verfügung steht. Über eine Social Media-Aktion wurde Marc Krumpholtz (B.Sc. Dentaltechnologe) auf die Schülerfirma QiTech aufmerksam. Deren ursprüngliche Geschäftsidee lag in der Herstellung von Handyhüllen mittels 3D Druck. Als den Schülern bewusst wurde, wie viele Prototypen im Müll landen, hat sich das junge Start-Up umentschieden und auf die Herstellung von recycelten 3-D-Druck Filamenten konzentriert.
Zusammen in einem Projekt wurden Dentalmodelle und Prototypen von Bösing Dental seitens QiTech geschreddert und so aufbereitet, dass recyceltes Filament entstand. Bösing Zahntechniker setzten das Filament im additiven Verfahren ein und führten Versuche zur Dimensions-, Druck- und Wärmeformstabilität durch. Die Ergebnisse und Messungen ergaben keinen Unterschied zwischen dem recycelten und neu produzierten Material aus der Rückführung. Nach diesem erfolgreichen Ergebnis soll das Projekt weitergeführt werden mit der Aufgabenstellung, wie viele Recyclingphasen das Bio Filamentmaterial insgesamt durchlaufen kann.
Drei Maschinen zum Schreddern, Extrudieren und Aufwickeln
Spezialisiert hat sich QiTech auf die Sammlung von Produktionsabfällen aus großen Fabriken und das Schreddern zu feinem Granulat. Mittels selbstgebautem Extruder (Plastikschmelze) wird das Granulat in Form eines Fadens extrudiert und dann auf eine Spule aufgewickelt. Das eigene recycelte Material QiTech Filament steht kurz vor dem Vertriebsstart. Garantiert werden seitens des Unternehmens Toleranzen (Filamentstrang-Dicke) unter 0,04 mm.
Unter der Marke Jarvis baut und verkauft das Start-Up Unternehmen serienmäßig zunächst den Jarvis Winder, der zur Aufwicklung von 3-D-Druck Filament dient. Weiterhin folgen der Jarvis Extruder und der Jarvis Schredder, die es jedem 3-D-Druck Nutzer ermöglichen soll, Filament- oder Plastikreste selbst in der eigenen Praxis beziehungsweise im Dentallabor zu schreddern und zu recyceln. Mit ihrer innovativen und umweltschonenden Idee stehen die jungen Unternehmer um Milan von dem Bussche im Bundesfinale des Jugendwettbewerbs „StartUpTeens“.
Mit diesen innovativen Desktop-Lösungen soll es in Zukunft Dentallaboren und Praxen möglich sein, die nicht mehr benötigten Modelle zu recyceln und zu wieder druckfähigem Material zu verarbeiten.