Wenn bundesweit am 10. März 2021 auf den Equal Pay Day (EPD) aufmerksam gemacht wurde, müssen Zahntechnikerinnen jedoch noch länger arbeiten, bis sie das Jahresgehalt ihrer männlichen Kollegen erreicht haben. Darauf weist der Verband medizinischer Fachberufe e.V. hin.
Während die aktuelle Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern bundesweit durchschnittlich 18 Prozent betrug, verdienen Zahntechnikerinnen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Zahntechniker. Damit wäre der EPD in dieser Branche erst am 25. März. Dem Verband medizinischer Fachberufe e.V., Interessenvertretung für Medizinische, Tiermedizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte, können seit 2010 auch angestellte Zahntechniker*innen beitreten können.
Bruttoverdienst bei 2.628 Euro
Laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit lag der Bruttoverdienst (Median) für vollzeitbeschäftigte Zahntechniker*innen im Jahr 2019 bei 2.628 Euro. Im Vergleich der Geschlechter erhielten Männer in diesem Beruf 3.027 Euro und Frauen 2.332 Euro. Je älter die Beschäftigten werden, desto größer wird die Lücke. Beträgt der Gehaltsunterschied kurz nach der Ausbildung bei unter 25-Jährigen noch 4 Prozent, so liegt er im Alter zwischen 25 und 54 bereits bei 21 Prozent. Bei der Generation 55 plus sind es 26 Prozent, so der Verband
Meisterabschluss mit wenig Effekt
Und auch der Meisterabschluss trägt nur wenig zur Reduzierung der Gehaltslücke bei: Der Bruttoverdienst von Zahntechnikermeisterinnen wird mit 3.332 Euro angegeben, der ihrer männlichen Kollegen mit 4.016 Euro.
Fehlende Tarifverträge, fehlende Transparenz
„Dass die Zahntechnik-Branche bei gleicher Ausbildung den Frauen 23 Prozent weniger bezahlt als den Männern, sollte grundsätzlich zu denken geben“, bemerkt Karola Krell, Referatsleiterin für Zahntechnik im Verband medizinischer Fachberufe e.V. Sie sieht in fehlenden Tarifverträgen und damit fehlender Transparenz einen Grund für diese Entwicklung.
Fortbildung und Weiterqualifikation bevorzugt für Männer?
„Ein anderer Grund könnte sein, dass Arbeitgeber*innen bei Fortbildungsangeboten und Weiterqualifikationen eher Männer bevorzugen, da bei Frauen möglicherweise familienbedingte Ausfallzeiten befürchtet werden. So landen viele Frauen letztlich in Arbeitsbereichen, zum Beispiel in der Kunststoffabteilung, in denen weniger Umsatz generiert werden kann und somit die Position für erfolgreiche Gehaltsverhandlungen geschwächt wird“.
Frauen im Beruf in der Mehrheit
Hier sei auf der Arbeitgeberseite ein Umdenken angebracht und auch die Frauen in diesem Gesundheitshandwerk sollten sich mehr zutrauen, so Krell: „Immerhin sind sie mittlerweile in der Mehrzahl: Von 55.000 Beschäftigten im Bereich Zahntechnik werden laut Gesundheitsberichterstattung des Bundes rund 32.000 als weiblich angegeben.“