Rubrik(en): Zahntechnik
Sprache(n): Deutsch
Publikationsjahr: 2009
Video-Quelle: 60 Jahre Quintessenz
Inhalt
Die Tendenz "weisser" Werkstoffe mit nichtmetallischem
Charakter nehmen in der zahntechnischen
Verarbeitung einen immer breiteren Raum ein.
Zirkoniumdioxidkeramiken haben auf Grund ihrer sehr
hohen mechanischen Werte, der vorhandenen
Verarbeitungtechnlogie und der erreichten Ästhetik
von der Kronen-, Brücken- und Kombitechnik bis hin in
die Implantologie ein weites Einsatzgebiet erfahren.
Die Gerüstherstellung differiert jedoch erheblich in
Bezug auf die verwendeten Maschinen, Technologien,
Blankgrössen sowie Materialien und ist mit metallischen
Materialien nur bedingt vergleichbar. Das stoffschlüssige
Fügen von Zirkoniumdioxidkeramik bereitet
nach wie vor Probleme und limitiert die Anwendung.
Praktisch stehen das Kleben und Löten als Methoden
zur Auswahl. Hochleistungskeramiken auf ZrO2-Basis
haben den Nachteil, dass eine bindungsfähige
Glasphase fehlt und die Keramik sehr inert ist, so dass
chemische Modifizierungsprozesse als Grundlage des
Verbundes zumeist fehlschlagen. Das Löten von
Gläsern und Keramiken mit Glasloten und
Lötglaskeramiken ist eine seit langem bekannte und
angewendete Methode in der Industrie. Ähnlich, wie in
der Metalltechnik basiert der Vorgang auf einer
Benetzung und Diffusionsvorgängen. Durch
Entwicklung des HotBond®-Lotsystems für ZrO2 steht
ein Glaslotmaterial zum Verbund und Optimierung von
Keramikgerüsten, bestehend aus 3 Loten, hoch-, mittelund
niedrigschmelzend zur Verfügung. So können z.B.
bei Fräsgeräten mit eingeschränkter Blankgröße (z.B.
Cerec, Cercon) durch die Kombination mehrerer
Segmente, verbunden durch ein speziell entwickeltes
zapfenartiges Kopplungselement als Grundlage der
Lötung trotzdem hochstabile zirkuläre
Gerüststrukturen erstellt werden. Vertikale Erhöhungen
werden nach dem Nut-Feder-Prinzip gestaltet. Dadurch
ergibt sich die Bezeichnung Segment-System-Technik.
Durch eine erhöhte Arbeitstemperatur des Lotes
besteht die Sicherheit und Stabilität bei der späteren
keramischen Verblendung durch Schichten oder
Pressen. Diese keramische Fügetechnik gestattet
sowohl das Verbinden von HIP-ZrO2 wie auch gesintertem
Grünlingsmaterial. Durch den Produktumfang der
HotBond®-Reihe ist eine primäre Fügung sowie
Nacharbeiten und kleine Reparaturen möglich. Mikro-
CT-Untersuchungen haben nachgewiesen, dass es zu
einem fehlerfreien Verbund zwischen den
Fügeelementen bei gleichmäßiger Spaltbreite geführt.
Das HotBond®-Lotmaterial zeigt eine optimale
Benetzung der Zirkoniumdioxid-Oberflächen bei übereinstimmendem
WAK-Wert. Die vor dem Löten durchgeführte
Oberflächenaufrauung führen zu
Mikrokapillareffekten, die die Benetzung unterstützen.
Das Glas beinhaltet und bildet Keramikphasen, die zur
weiteren Stabilisierung beitragen.
Röntgendiffraktometrischen Untersuchung weisen
einen weitgehend amorphen (glasigen) Werkstoff aus,
der jedoch in der Hochtemperaturvariate (HotBond®
high) ein Niedrig-temperatur-Leuzit (KAl(Si2O6)) enthält.
Für den Zahntechniker, den Zahnarzt und
Patienten ist die Frage der Stabilität des Gerüstes und
der Langzeithaltbarkeit von entscheidender
Bedeutung. Untersuchungen haben im 3-Punkt-
Biegetest ergeben, dass Biegekräfte zur Zerstörung der
Brücken zwischen 0,75 bis etwa 1,1 kN liegen. Dies
Ergebnis ist im Vergleich zu im Munde auftretenden
Kräften mehr als ausreichend. Alle untersuchten
Brücken brachen etwa mittig im originären Gerüst,
nicht eine im Fügebereich. Von Vorteil für den
Techniker ist die Verwendung vorhandener Brennöfen
und Geräte im Dentallabor für die Keramiklötung, die
Investition zur Ausführung der Technik ist sehr gering,
die Möglichkeiten aber groß. Die Kosten für eine
Lötstelle liegen bei etwa 7 Euro. Die Technik kann
ebenfalls von Laboren ausgeführt werden, die ihre
ZrO2-Gerüste im Lohnverfahren außer Haus fertigen
lassen.