Pages 329-341, Language: GermanSculean, Anton / Jepsen, SørenTeil 2: Gesteuerte Geweberegeneration, biologisch aktive Faktoren und KombinationstherapienDas Ziel der vorliegenden Arbeit besteht darin, eine kritische Übersicht über die verschiedenen in der regenerativen Parodontaltherapie angewandten Materialien zu geben. Basierend auf der vorhandenen histologischen und klinischen Evidenz werden die verschiedenen, in der klinischen Praxis routinemäßig angewandten regenerativen Materialien und Techniken dargestellt. Die vorhandene Evidenz aus humanhistologischen Studien zeigt, dass die chirurgische Parodontaltherapie unter Anwendung der gesteuerten Geweberegeneration sowie von Schmelzmatrixproteinen und bestimmten Wachstumsfaktoren in einer parodontalen Regeneration resultieren kann. Inwieweit die Kombination von gesteuerter Geweberegeneration, Schmelzmatrixproteinen, Wachstumsfaktoren und verschiedenen Knochentransplantaten und -ersatzmaterialien zu einer zusätzlichen Verbesserung der histologischen und klinischen Ergebnisse gegenüber den Einzeltherapien führen kann, ist bisher noch nicht geklärt.
Keywords: Parodontale Regeneration, regenerative Materialien, Histologie, kontrollierte klinische Studien, Knochenersatzmaterialien, gesteuerte Geweberegeneration, Schmelzmatrixproteine, Wachstumsfaktoren
Pages 343-353, Language: GermanKasaj, Adrian / Sculean, Anton / Willershausen, BritaIn einer randomisierten klinischen Studie sollte der mögliche Einsatz eines neu entwickelten Systems zur Zahnsteindetektion im Rahmen der Mundhygieneinstruktion überprüft werden. Bei der Initialtherapie von Parodontopathien wurde die Effektivität des Gerätes zur Steigerung der Compliance und Verbesserung der Mundhygiene bei Patienten mit einer plaqueassoziierten Gingivitis untersucht. Einhundert Patienten (53 Männer, 47 Frauen) im Alter zwischen 21 und 65 Jahren (Durchschnittsalter: 43 Jahre) wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen zu je 50 Patienten eingeteilt. Beide Gruppen wiesen zu Beginn der Studie vergleichbare Werte hinsichtlich des Auftretens von Karies (DMF-T), Plaque (API) und Zahnfleischbluten (SBI) auf. Nach der Herstellung der Hygienefähigkeit des Gebisses erfolgte bei beiden Gruppen eine eingehende Instruktion und Motivation zu einer effektiven Mundhygiene. Bei der Testgruppe kam bei der Mundhygieneinstruktion zusätzlich ein neu entwickeltes Gerät zur Zahnsteindetektion (DetecTar®-System) zum Einsatz. Nach der eingehenden Aufklärung erfolgte bei beiden Gruppen eine supragingivale Plaque- und Zahnsteinentfernung. Der Effekt der verschiedenen Instruktionsarten wurde durch die Bestimmung des Approximalraum-Plaqueindex (API) und des Sulkusblutungsindex (SBI) bei der Eingangsuntersuchung und zum Abschluss der Studie nach vier Wochen überprüft. Die Ergebnisse zeigten bei beiden Gruppen eine statistisch signifikante Verbesserung der Plaque- und Blutungswerte im Vergleich zu den Ausgangswerten (p = 0,0001), wobei die Gruppe, in der das DetecTar®-System zum Einsatz kam, bessere Werte im Vergleich zur Kontrollgruppe aufwies (p = 0,0001). So ließ sich durch die Anwendung des DetecTar®-Systems der API-Mittelwert von 57,46 % zu Beginn der Studie auf 27,12 % nach vier Wochen und der SBI-Mittelwert von 19,06 % auf 7,08 % reduzieren. In der Kontrollgruppe hingegen verringerten sich der API-Mittelwert von 60,52 % zu Beginn auf 41,9 % nach vier Wochen und der SBI-Mittelwert von 23,12 % auf 14,5 %. Die Mehrzahl der Probanden (82 %) befürwortete den Einsatz des DetecTar®-Systems bei der Mundhygieneinstruktion. Die Untersuchung zeigte, dass durch den Einsatz eines Zahnsteindetektors im Rahmen der Patientenmotivation und Hygieneinstruktion die Bereitschaft des Patienten zur Befolgung von Mundhygieneinstruktionen stieg und folglich deutlich gründlichere Mundhygienemaßnahmen durchgeführt wurden.
Keywords: Compliance, Motivation, Mundhygieneinstruktion, DetecTar®-System, Zahnsteindetektion, Initialtherapie
Pages 355-369, Language: GermanGonzales, Jose R. / Klimek, Joachim / Meyle, JörgDiese Falldokumentation beschreibt den Behandlungsverlauf einer zum Zeitpunkt der Erstuntersuchung 46-jährigen Patientin mit chronischer Parodontitis (CP) und mehreren Gingivarezessionen sowie erneuerungsbedürftigen Kronen- bzw. Brückenversorgungen in beiden Kiefern. Aufgrund des klinischen Befundes konnten schon kurz nach der antiinfektiösen Therapie und einer Verbesserung der Compliance alle parodontalen Taschen (bis 4 mm plus Sondierungsblutung) mittels Deep Scaling auf physiologische Werte reduziert werden. Danach wurde ein plastisch-ästhetischer parodontalchirurgischer Eingriff vorgenommen, um die gingivalen Rezessionen im Front- und Seitenzahnbereich zu decken und die bestehende Asymmetrie der Gingiva an den Frontzähnen zu korrigieren. Parallel dazu erfolgten eine konservierende und prothetische Rehabilitation. Nach dem Abschlussbefund wurden Sitzungen im Rahmen der unterstützenden Parodontaltherapie durchgeführt.
Keywords: Ästhetik, Gingivarezession, Bindegewebetransplantat, Screeningindex
Pages 371-400, Language: GermanKandylaki, Maria / Lang, Niklaus P.In dieser Fallpräsentation werden Befundaufnahme, Diagnose, Behandlungsplan und Behandlungsablauf bei einem 45-jährigen Patienten mit generalisierten Rezessionen, ästhetischem Anliegen und Zahnhalsüberempfindlichkeit vorgestellt. Das Behandlungsziel bestand darin, den Patienten bezüglich der Mundhygiene zu reinstruieren, gesunde orale Verhältnisse zu schaffen und durch chirurgische Eingriffe die Ästhetik der Gingiva zu verbessern sowie die Überempfindlichkeit der Zähne zu lindern. Nach der Befundaufnahme und der Ausarbeitung des Behandlungsplans folgte die Hygienephase mit Motivation, Instruktion hinsichtlich der Mundhygiene, Scaling und Wurzelglätten. Es schloss sich die chirurgische Phase an. Im ersten und zweiten Quadranten kamen koronal reponierte Verschiebelappen nach Zucchelli und de Sanctis (2000) zur Anwendung. Im dritten und vierten Quadranten wurden Bindegewebetransplantate mit koronal reponierten Lappen kombiniert. Im Unterkieferfrontzahnbereich wurde zusätzlich eine Frenektomie durchgeführt. Begleitend erhielt der Patient eine Erhaltungstherapie. Die Schlussdokumentation zeigt die Reevaluation des Patienten ein Jahr nach der chirurgischen Behandlung des Oberkiefers und zwei bis vier Monate nach der chirurgischen Behandlung des Unterkiefers. Zwölf von 18 Rezessionen wurden durch das Vorgehen zu 100 % gedeckt.
Keywords: Multiple Rezessionen, mukogingivale Chirurgie, Bindegewebetransplantat, koronal reponierte Lappen, Rezessionsdeckung
Pages 401-410, Language: GermanVeihelmann, Simone / Schlagenhauf, UlrichAggressive Verlaufsformen der marginalen Parodontitis beginnen nach der Definition der aktuellen internationalen Klassifikation von 1999 üblicherweise vor dem vierten Lebensjahrzehnt. Sind bei einem Patienten jenseits des 50. Lebensjahrs immer noch keine ausgeprägteren parodontalen Läsionen aufgetreten, ist die parodontale Prognose in aller Regel als günstig einzuschätzen. Die vorliegende Kasuistik präsentiert einen Fall einer aggressiv verlaufenden marginalen Parodontitis, die sich im siebenten Lebensjahrzehnt aus einer bis dahin geringgradigen chronischen Parodontitis entwickelte. Als beteiligte Risikofaktoren konnten die parodontopathogenen Keime A. actinomycetemcomitans, P. gingivalis, B. forsythus und T. denticola identifiziert werden. Die Raucheranamnese war negativ, die Familienanamnese unauffällig. Allgemeinmedizinisch waren eine seit vielen Jahren manifeste geringgradige Herzinsuffizienz und Hypertonie zu beobachten. In zeitlichem Zusammenhang zum Auftreten der aggressiv verlaufenden parodontalen Destruktionen war allerdings eine hohe Stressbelastung der Patientin durch berufliche Probleme mit der Folge einer vorzeitigen Pensionierung festzustellen. Die eingeleitete Therapie bestand in einer vollständigen supra- und subgingivalen Reinigung der Parodontien in Kombination mit einer zeitgleichen systemischen Antibiose (Metronidazol 250 mg, Erythromycin 500 mg jeweils dreimal täglich für sieben Tage), die zur Elimination der parodontalen Entzündung führte. In der darauf folgenden 18-monatigen Erhaltungsphase konnte stellenweise eine spontane Regeneration des Zahnhalteapparates beobachtet werden.
Keywords: Aggressive Progredienz, marginale Parodontitis, chronische Parodontitis, Stressbelastung, systemische Antibiose