Es bewegt sich etwas am Markt der elektronischen Gesundheitsakten: Mehrere Krankenkassen und private Krankenversicherer haben am 5. Juni in Berlin gemeinsam die elektronische Gesundheitsakte „Vivy“ vorgestellt, darunter die Allianz, DAK-Gesundheit, Bahn BKK, IKK classic, Barmenia und Gothaer.
Wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet, könnte die App „Vivy“ nach Angaben der Kassen durch den Zusammenschluss rund 25 Millionen Versicherte erreichen. Die hohe Zahl kommt auch durch die Zusammenarbeit mit dem Krankenkassen-IT-Dienstleisters Bitmarck zustande, der nach eigenen Angaben Krankenkassen aus allen „Kassenfamilien“ als Kunde hat.
Akte nicht gleich Akte
Nach der Techniker-Krankenkasse, die Ende April ihre elektronische Gesundheitsakte der Öffentlichkeit präsentierte, war dies die zweite große Vorstellung am Markt. Eine elektronische Gesundheitsakte (eGA) ist allerdings nicht mit der elektronischen Patientenakte (ePA) im Sinne des E-Health-Gesetzes gleichzusetzen.
In der Akte „Vivy“ sollen Versicherte künftig ihre Befunde wie Laborwerte, Röntgenbilder, Notfalldaten, den Impfpass, Medikamente sowie Vorsorgeuntersuchungen eintragen können. Die App erinnert an Arzttermine sowie die Einnahme von Medikamenten, auch warnt sie vor Wechselwirkungen bei OTC-Präparaten oder Vitamintabletten. Die Notfalldaten sollen über einen Sticker oder einen Schlüsselanhänger, den Krankenkassen ihren Versicherten zur Verfügung stellen, von Krankenhäusern oder Ersthelfern ausgelesen werden können.
Auch Gesundheitsbegleiter
Zusätzlich sei die App als „Gesundheitsbegleiterin“ ausgerichtet. Es werden aus den üblichen Wearables auch Gesundheitsdaten wie Schlafqualität, Anzahl der Schritte, Gewicht, geistige Fitness, Lebensstil und andere Gesundheitsdaten in die App eingespielt. Damit sollen Versicherte eine komplette Begleitung bekommen.
Die Nutzung der App ist freiwillig und für Versicherte kostenfrei, die Daten liegen auf einem Server in Frankfurt am Main. Mit einer mehrstufigen Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, bei der nur der Versicherte den entsprechenden Schlüssel hat, sei die App besonders gesichert. Sie wurde durch den TÜV Rheinland und das Unternehmen ePrivacy entsprechend zertifiziert. „Vivy“ selbst gehört zu 70 Prozent der Allianz SE, dem Mutterkonzern der Allianz Krankenversicherung. 30 Prozent gehören dem Gründer und Geschäftsführer von „Vivy“, Christian Rebernik.
App ab Juli 2018
Auch für Ärzte und Krankenhäuser soll die Akte die Kommunikation verbessern. Die Daten, die ein Arzt seinem Patienten zur Verfügung stellt, sollen dabei nicht veränderbar sein und bleiben in der Originaldatengröße erhalten. Auch der Patient kann einem Arzt Daten über einen Klinikaufenthalt oder von einer Untersuchung bei einem anderen Facharzt senden.
Die App soll ab Juli 2018 schrittweise von den beteiligten Krankenkassen an ihre Versicherten ausgegeben werden.