Denken Sie auch, dass totale Prothesen ein „alter Hut“ sind? Die CAD/CAM-affine Community hat diese bislang wenig im Blick gehabt. Aber das ändert sich. Die Digitalisierung der Totalprothese ist ein sich rasant entwickelndes, höchst spannendes und innovatives Feld mit immensen Marktoptionen.
Die Beiträge der aktuellen Schwerpunktausgabe des International Journal of Computerized Dentistry (IJCD) mit dem Titel „Digital Complete Dentures“ sollen Lust darauf machen, sich auf totale Prothesen ganz neu einzulassen. Eine Übersicht zum State of the Art gibt das Autorenteam aus München – Schweiger, Stumbaum, Güth – mit dem Beitrag „Systematik und Konzepte zur Herstellung der digitalen Totalprothese – Chancen und Risiken“.
Ob Patienten mit totalen Prothesen gut oder schlecht kauen können, hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Ein entscheidender Aspekt ist die „Lagestabilität“ der Prothese bei Kautätigkeit und die Abstimmung von Kaukräften und Kauverhalten. Die okklusalen Kontaktbeziehungen spielen dabei eine Rolle, aber auch die koordinierte Aktivierung der Kaumuskulatur. Ein wissenschaftlicher Beitrag beschäftigt sich deswegen mit der Okklusion künstlicher Zähne bei Totalprothesen auf Grundlage von bevölkerungsbezogenen Auswertungen, ein anderer mit elektromyografischen Messungen der Kaumuskelaktivität.
Mit digitalen Verfahren in der Zahnmedizin befasst sich das International Journal of Computerized Dentistry (IJCD), das bereits im 21. Jahrgang und vier Ausgaben jährlich erscheint. Das Journal ist die offizielle Publikation der International Society of Computerized Dentistry (ISCD), assoziiert ist die Arbeitsgemeinschaft für Röntgenologie (ARö) in der DGZMK. Die Beiträge erscheinen in der Regel in englischer Sprache mit deutschen Abstracts (Science) beziehungsweise in englischer und deutscher Sprache. Weitere Informationen zum Inhalt, zum Abonnement und zum Bestellen eines kostenlosen Probeexemplars finden Sie hier.
Ein weiterer zukünftiger Mehrwert der Digitalisierung deutet sich im Beitrag von Pascale, Ruge, Hauth, Kordaß und Linsen über die „Untersuchungen zur okklusalen Leistungsfähigkeit digitaler Kauflächen durch Kausimulation mit virtuellem Kaugut“ an.
In diesem Schwerpunktheft wird ein weiter Spannungsbogen vom jetzt Machbaren zu den zukünftigen Potenzialen und dem Mehrwert geschlagen, der mit der Digitalisierung verbunden ist. Eine spannende Lektüre wünscht Ihnen
Prof. Dr. Bernd Kordaß, Abteilung für Digitale Zahnmedizin, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, und Mitglied des Editorial Boards IJCD
Prof. Dr. Bernd Kordaß ist nicht nur Mitglied des Editorial Boards des IJCD, sondern auch Autor des „Handbuchs Instrumentelle Funktionsanalyse und funktionelle Okklusion -- Wissenschaftliche Evidenz und klinisches Vorgehen“.