0,00 €
Zum Warenkorb
  • Quintessence Publishing Deutschland
Filter
1464 Views

Internationales Team aus Pharmazeuten und Biochemikern erforscht entzündungshemmende Wirkung von Vitamin E und seinen Stoffwechselprodukten

Es soll die Hautalterung bremsen, Gelenkverschließ bei Rheuma und Arthrose lindern und sogar vor Krebs und Herz-Kreislauferkrankungen schützen. Seit fast 100 Jahren erforschen Wissenschaftler die Wirkungen von Vitamin E, fachsprachlich Alpha-Tocopherol, und haben die chemischen Grundlagen weitgehend geklärt, so Wissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena.


PD Dr. Andreas Koeberle von der Uni Jena hat mit einem internationalen Team herausgefunden, dass ein bioaktiver Metabolit für die entzündungshemmende Wirkung von Vitamin E verantwortlich ist. Foto: Anne Günther/ FSU

„Vitamin E ist ein Antioxidans, es neutralisiert zellschädigende freie Radikale“, erläutert PD Dr. Andreas Koeberle von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Doch obwohl dies in Zell- und Tiermodellen unter Laborbedingungen hinreichend belegt ist, überzeugt Vitamin E in klinischen Studien bisher nicht: „Hier finden wir sehr heterogene Ergebnisse“, sagt Koeberle. „Nicht nur, dass die positiven Effekte oft nicht in der erwarteten Stärke auftreten, manchmal zeigt die Gabe von Vitamin E sogar nachteilige Effekte“, so der Biochemiker vom Lehrstuhl für Pharmazeutische Chemie.

Wirkung beruht auf Stoffwechselprodukt von Vitamin E

Eine mögliche Ursache dafür haben Dr. Koeberle und seine Kollegen nun gefunden: Wie das Jenaer Forscherteam in einer breit angelegten interdisziplinären Studie gemeinsam mit Partnern aus Frankreich, Österreich, Italien und Deutschland belegt, beruht die Wirkung von Vitamin E, das als Tablette oder Kapsel eingenommen wird, gar nicht auf dem Vitamin selbst, sondern auf der eines Stoffwechselprodukts. Diese Substanz mit Namen Alpha-Carboxychromanol besitzt unter anderem eine vielversprechende entzündungshemmende Wirkung. Ihre Ergebnisse haben die Forscher in der Fachzeitschrift „Nature Communications“ veröffentlicht [Pein H et al. Endogenous metabolites of vitamin E limit inflammation by targeting 5-lipoxygenase. Nature Communications (2018), volume 9, Article number: 3834, DOI: 10.1038/s41467-018-06158-5].

Bildung in der Leber in individuellem Umfang

Alpha-Carboxychromanol wird in der Leber gebildet. „In welchem Maße das passiert, ist von Patient zu Patient aber sehr verschieden“, berichtet Prof. Dr. Oliver Werz, der die Studie gemeinsam mit Koeberle geleitet hat. Wie die Jenaer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gezeigt haben, weist der Spiegel des Metaboliten im Blut von Versuchspersonen eine sehr große individuelle Spannbreite auf. „Wenn der Effekt von Vitamin E davon abhängt, in welchem Maße der bioaktive Metabolit gebildet wird, dann erklärt das sehr gut, wieso die gleiche Menge Vitamin E bei einer Person eine bestimmte Wirkung zeigt und bei einer anderen Person womöglich eine wesentlich geringere“, macht Werz deutlich. Dies belege, so der Jenaer Pharmazeut weiter, den großen Nutzen, den eine personalisierte Medizin zu bieten hat. „Wenn wir zuvor den Stoffwechsel eines Patienten charakterisieren, lässt sich ein Therapieerfolg – nicht nur für Vitamin E – wesentlich präziser erzielen.“

Schlüsselenzym im Entzündungsprozess wird gehemmt

In der vorliegenden Studie haben die Forschenden das entzündungshemmende Potenzial von Alpha-Carboxychromanol detailliert untersucht. Der bioaktive Metabolit hemmt ein Schlüsselenzym von Entzündungsprozessen (5-Lipoxygenase, kurz 5-LO). Dies sei eine vielversprechende Erkenntnis, sagt Koeberle, denn die 5-LO spiele eine zentrale Rolle bei Entzündungserkrankungen wie Asthma oder Arthritis. „Bislang gibt es aber nur ein einziges zugelassenes Arzneimittel, das die 5-LO hemmt, das aber aufgrund starker Nebenwirkungen nur sehr eingeschränkt eingesetzt werden kann.“ Die Jenaer Forscher wollen ihre Erkenntnisse nutzen, um einen neuen Wirkstoffkandidaten für die Behandlung entzündlicher Erkrankungen zu entwickeln. Ein erster von Alpha-Carboxychromanol abgeleiteter Kandidat sei bereits patentiert, so Koeberle.

Titelbild: Shutterstock/Evan Lorne
Reference: Friedrich-Schiller-Universität Jena Bunte Welt Nachrichten

AdBlocker active! Please take a moment ...

Our systems reports that you are using an active AdBlocker software, which blocks all page content to be loaded.

Fair is fair: Our industry partners provide a major input to the development of this news site with their advertisements. You will find a clear number of these ads at the homepage and on the single article pages.

Please put www.quintessence-publishing.com on your „adblocker whitelist“ or deactivate your ad blocker software. Thanks.

More news

  
24. Apr 2025

LZK Baden-Württemberg feierte 70-jähriges Bestehen

„Ohne Baden-Württemberg stünde die Zahnärzteschaft in Deutschland nicht da, wo sie heute ist“
24. Apr 2025

Wie Ibuprofen den Fettstoffwechsel im Gehirn beeinflusst

Aktuelle Studie zeigt positive Effekte auf Lipidstoffwechsel, aber negative Einflüsse auf Zellgesundheit
23. Apr 2025

Von Unternehmerinnen und Führungsfrauen lernen

„ladies dental talk“ am 25. April in Oldenburg – nächste Termine 7. Mai in Mainz und 9. Mai in Osnabrück
22. Apr 2025

(Arbeits-)Rechtliche Herausforderungen bei der Praxisübernahme

RA Dr. Justin Doppmeier: Transparente Kommunikation und Team-Einbindung sorgen für einen reibungslosen Übergang
15. Apr 2025

Gezielte Ansätze bei Prävention und Behandlung entwickeln

ProDente: Gender Dentistry ist noch in ihren Anfängen, wird aber zunehmend an Bedeutung gewinnen
10. Apr 2025

Ideen für eine Rohstoff-schonende Gesundheitsversorgung gesucht

DBU fördert modellhafte und innovative Leuchtturmprojekte zur Senkung des Ressourcenverbrauchs
10. Apr 2025

Medizin: geschlechterbezogene Aspekte stärker berücksichtigen

„Gender Data Gap“ in der klinischen Forschung verringern – Bildungsministerium unterstützt mit Fördermaßnahmen
8. Apr 2025

Green Dental Award 2025

Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor für Praxis und Labor