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Moderne Implantatlinie bietet erweiterte chirurgische Möglichkeiten bei bekanntem Handling
Oralchirurg Dr. Jörg-Martin Ruppin berichtet über seine Erfahrungen mit der Progressive-Line von Camlog
(c) Dr. Jörg-Martin Ruppin
Die Implantatlinie Progressive-Line (Camlog) befindet sich seit dreieinhalb Jahren in der klinischen Anwendung und wurde zur Internationalen Dental-Schau 2019 zum Verkauf freigegeben. Seitdem zeigt die Wachstumskurve stetig nach oben und die Implantatlinie findet im Markt immer mehr Anhänger. Warum dies so ist, dazu gibt Oralchirurg Dr. Jörg-Martin Ruppin aus Penzberg in Interview für Quintessence News Auskunft. Er konnte bereits sehr viel Erfahrungen mit dieser Implantatlinie sammeln und wird darüber auch im Programm der Premium Partner beim diesjährigen Wissenschaftlichen Kongress des Deutschen Zahnärztetags berichten.
Die Progressive-Line findet im Markt immer mehr Anhänger. Auf wie viele Implantate und Patienten blicken Sie bereits zurück?
Dr. Jörg-Martin Ruppin: Wir verwenden die Progressive-Line ergänzend zu den Screw-Line Implantaten und haben seit November 2018 bei ca. 400 Patienten mehr als 1.000 Implantate aus dieser Linie eingesetzt.
Dr. Jörg-Martin Ruppin referiert beim Deutschen Zahnärztetag online am 5. November 2021 über „Behandlungsoptionen bei herausfordernden Situationen in der Implantologie“. Foto: privatSie beobachten die Implantate auch in einer klinischen Studie [1]. Was hat Sie dazu motiviert und was ist Ihre wichtigste Erkenntnis?
Ruppin: Ich wollte die Möglichkeiten, die das neue Implantatdesign bietet, besser verstehen und klinisch evaluieren. Die wichtigste Erkenntnis für mich ist, dass das für mich bis dato ungewohnt hohe erreichbare Drehmoment von bis zu 80 Newtonzentimetern keinerlei negative Auswirkungen wie vermehrter crestaler Knochenabbau mit sich bringt, dafür aber erhebliche Vorteile hinsichtlich einer möglichen Sofortimplantation und/oder Sofortbelastung.
Auf das Drehmoment kommen wir später noch einmal zurück. Zunächst noch zur Studie. Führen Sie diese aktuell fort, so dass wir mit weiteren Erkenntnissen rechnen dürfen?
Ruppin: Ja, ein weiterer Studienabschnitt mit Konzentration auf eine bestimmte Fragestellung hat gerade begonnen und wir werden auch die gesetzten Implantate in Zeiträumen von drei und fünf Jahren nachuntersuchen.
Was ist für Sie das hauptausschlaggebende Argument für das Progressive-Line-Implantat?
Ruppin: Erweiterte chirurgische Möglichkeiten bei bekannter Camlog- beziehungsweise Conelog-Innenverbindung! Für mich als Chirurg bietet das Implantat ein erweitertes Spektrum, ohne dass die Überweiser prothetisch ihren gewohnten Workflow umstellen müssen – für uns als Überweiserpraxis ein ganz wichtiges Argument!
In welchen Indikationen spielt es seine Stärken besonders aus?
Ruppin: Im weichen Knochen – D3 und D4, bei der Sofortimplantation und beim Sinuslift.
Wie verhält sich das Implantat beim Sinuslift?
Ruppin: Hier haben wir durch die sehr gute Schneideleistung der Gewindegeometrie und das crestale Verankerungsgewinde eine hohe Sicherheit und Primärstabilität auch in stark reduziertem Knochenangebot. Ein Beispiel für den Einsatz des Implantats beim Sinuslift zeigt der erste Fall.
Hat die Hardware in irgendeiner Form Einfluss auf Ihre OP-Technik?
Ruppin: Definitiv – ich mache zum Beispiel praktisch keine zweizeitigen externen Sinuslifts mehr, da ich auch bei extrem geringem Restknochenangebot eine vorhersagbare Primärstabilität erreichen kann.
Setzen Sie die Progressive-Line universell ein, also auch in D1- und D2-Knochen?
Ruppin: Im Rahmen der Studie setzen wir das Implantat bewusst universell ein, also in allen Knochenklassen und -Situationen. Die größten Vorteile spielt das Implantatdesign aber in den vorher genannten Indikationen aus.
Was muss bei der Aufbereitung in besonders hartem Knochen beachtet werden? Welches Protokoll wenden Sie dabei an?
Ruppin: Hier muss sichergestellt sein, dass die konische Implantatspitze nicht zu viel Drehmoment aufbaut. Das heißt, die Verwendung des Dense Bone drills ist obligat, und ich empfehle aufgrund der klinischen Erfahrungen die Bohrung in der Tiefe leicht überzupräparieren. Der Dense Bone drill hilft vor allem bei apikal hartem Knochen, wie er im Unterkiefer lingual oft vorkommt. Der Gewindeschneider kommt bei mir zusätzlich zum Einsatz, wenn das gesamte Implantatbett im D1-Knochen liegt, wobei solche Fälle echte Ausnahmen darstellen.
Abb. 1: Ausgangssituation der Sinuslift-OP mit simultaner Implantation bei stark reduzierter Restknochenhöhe von 2,7 Millimetern. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 2: Präparation des lateralen Knochenfensters drucklos mit einem Kugeldiamant bis auf die Schneider´sche Membran Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 3: Das Abheben des lateralen Fensters. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 4: Nach Elevation der Schneider`schen Membran weit nach palatinal erfolgte die Pilotbohrung. Die Knochenwand wurde bereits nach weniger als 3 Millimetern perforiert. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 5: Aufbereitung mit aufsteigenden Durchmessern. Man erkennt den 4,3-Millimeter-Formbohrer im Bereich des Sinus maxillaris. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 6: Insertion des Implantats (D 5.0/L 11) in den vorher mit einer Mischung aus autologen Knochenspänen und porcinem Knochenersatzmaterial aufgefüllten Situs. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 7: OP-Ergebnis des Sinuslifts mit simultaner Implantation. Das Eindrehmoment der Implantate war größer 35 Newtonzentimeter und somit die primäre Insertion des Implantats ohne erhöhtes Risiko. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 8: Nach Freilegung der Implantate nach drei Monaten erfolgte die Rücküberweisung zur prothetischen Versorgung. Das simultane Vorgehen ersparte dem Patienten einen Zweiteingriff und eine Heilungszeit von drei bis sechs Monaten. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Sie hatten vorher erwähnt, auch bei Eindrehmomenten von 80 Newtonzentimetern keine crestale Knochenresorption zu beobachten. Dennoch ist das sicher nicht der Wert, den man per se anstreben sollte.
Ruppin: Richtig, 80 Newtonzentimeter sind ein Maximalwert. Wir geben uns gerne mit gut 50 Newtonzentimetern zufrieden.
Kommt bei Ihnen umgekehrt in weichem oder sehr weichem Knochen die Option der Unterpräparation zur Anwendung?
Ruppin: Ja, im reinen D4-Knochen konnten wir mit der Unterpräparation sehr gute Erfahrungen machen. Ich würde dieses Verfahren aber nur auf extrem weichen Knochen beschränkt empfehlen, wie er ebenfalls eher selten vorkommt.
Teil Ihrer Studie war auch eine direkte Patientenbefragung zu unterschiedlichsten Aspekten. Welche Antworten haben Sie dabei am meisten überrascht?
Ruppin: Dass die Patienten zwar an Sofortimplantations- und Sofortversorgungskonzepten grundsätzlich Interesse haben, aber die überragende Mehrheit nicht bereit ist, dafür erhöhte Kosten oder Komplikationsrisiken in Kauf zu nehmen. Die Patienten sind in erster Linie auf Sicherheit bedacht und würden sich im Zweifelsfall immer für die sicherste Behandlungsoption entscheiden. Die Heilungszeit ist für die Patienten kaum ein Kriterium, wenn sie in der Interimsphase mit ausreichendem Komfort versorgt sind – hier sollte man der Patientenzufriedenheit zuliebe nicht bei der Interimsversorgung sparen.
Finden Sie die derzeitige Präsenz des Themas Sofortimplantation gerechtfertigt, zu prominent oder sogar noch untertrieben? Und welche Bedeutung haben Sofortimplantationen in Ihrer Praxis?
Ruppin: Wir sind, bedingt durch unsere Überweiserstruktur, eher konservativ aufgestellt. Daher erscheint mir das Thema Sofortimplantation zurzeit etwas überbewertet. Wir dürfen die grundsätzliche Problematik der schwer vorhersagbaren Resorptionsprozesse bei der Knochenheilung und Risiken wie Infektionen sowie ästhetische Weichgewebskomplikationen nicht außer Acht lassen und müssen eine sehr genaue Fallselektion vornehmen. Bewusst eingesetzt, bieten diese Techniken aber eine wissenschaftlich gut dokumentierte Behandlungsoption, und neue Forschungsansätze wie die Socket Shield Technique, stellen interessante Ansätze für die Zukunft dar.
Interessanter als die Sofortimplantation finde ich aktuell die erweiterten Möglichkeiten der Sofortversorgung, also sofort, verzögert oder spät inserierte Implantate ohne oder mit verkürzter Heilungszeit prothetisch zu belasten. Die Studienergebnisse hinsichtlich der erreichten Primärstabilitäten – gemessen in Drehmomenten und den Implantat Stability Quotient-Werten, kurz ISQ – sind diesbezüglich sehr vielversprechend.
Abb. 9: Ausgangssituation zur Versorgung des Unterkiefers. Der Oberkiefer war zwölf Jahre zuvor versorgt worden. Nun wünschte sich die Patientin ebenfalls Implantate, nur „schneller“. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 10: Das Design der Bohrschablone nach volldigitaler Planung. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 11: Die Implantatinsertion erfolgte in diesem Fall voll geführt. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 12: Direkt nach der Implantation erfolgte eine Abformung aller sechs Implantate, um das präoperativ erstellte Provisorium laborseitig fertigstellen zu können. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 13: Die am Tag der Implantation eingesetzte, langzeitprovisorische Brücke im Unterkiefer Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 14: Die langzeitprovisorische Brücke nach einer Tragezeit von drei Monaten Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 15: Die finale Versorgung erfolgte wie im Oberkiefer in Segmenten durch vollkeramisch verblendete Brücken. Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Abb. 16: OPG nach finaler Versorgung Foto: Dr. Jörg-Martin Ruppin
Was sind für Sie typische Sofortversorgungsindikationen und wie reagieren Ihre Behandler darauf, wenn Sie Ihre Patienten mit prothetischer Versorgung zurücküberweisen?
Ruppin: Die klassischen Indikationen sind primär verblockte Konstruktionen, wie zum Beispiel Stege oder Brücken. Da kennen wir die wissenschaftlichen Daten seit 25 Jahren – das funktioniert.
Interessanter wird es bei Einzelkronenversorgungen. Hier sehe ich bei den Werten, die wir mit der Progressive-Line zuverlässig erreichen, gute Möglichkeiten, auf eine verzögerte Belastung zu verzichten, und zwar speziell in den Situationen, wo das Implantat nicht nur apikal verankert ist, sondern über eine größere Länge. In diesen Fällen könnte man häufig auch gleich ein Langzeitprovisorium mit reduziertem Okklusionskonzept einsetzen.
Die Akzeptanz bei Überweisern ist natürlich ein Thema, deshalb forcieren wir dieses Vorgehen auch nicht übermäßig. Wenn wir den Weg gehen, dann betreuen wir die Patienten in der Regel auch in der langzeitprovisorischen Phase. Die Rücküberweisung erfolgt dann nach drei Monaten mit entzündungsfreiem und ausgeformten Weichgewebe zur Anfertigung des definitiven Zahnersatzes.
Wie viele Patienten fragen denn in der Beratung aktiv nach implantatgetragenen Sofortversorgungen?
Ruppin: Ich schätze den Anteil in unserer Praxis auf unter 10 Prozent, könnte mir aber vorstellen, dass das Interesse in städtischen Ballungsräumen größer ist.
Nehmen Sie auf Patientenseite eine erhöhte Nachfrage nach verkürzten Behandlungszeiten und weniger Sitzungen wahr?
Ruppin: Nur bei wenigen Patienten, nicht bei der Mehrheit. Einzelne Patienten, die zum Beispiel beruflich stark gebunden sind, haben hier aber schon recht konkrete Wünsche.
Literatur
[1] Ruppin JM. One-year clinical experience with Progressive-Line implants. EDI Journal 2020;16(4):54-63.
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