Der Freie Verband Deutscher Zahnärzte fordert jetzt auch einen Krisengipfel für die zahnärztliche Versorgung. Am 9. Januar 2024 hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach niedergelassene Haus- und Fachärzte zum Krisengipfel eingeladen. Diese hatten „zwischen den Jahren“ die Praxen aufgefordert, nicht zu öffnen.
Bei Krisengipfel mit Vertretern der Haus- und Fachärzteverbände und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung wurden Lösungsansätze für die Zukunftsprobleme der ambulanten Versorgung diskutiert – Verbesserungen wie das Aufheben der Budgetierung wurden aber nur für die Hausärzte angekündigt.
„Dass zu diesem Gipfeltreffen Vertreter der Zahnärzteschaft nicht einmal eingeladen waren, ist eine Frechheit“, meint der Bundesvorsitzende des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ), Dr. Christian Öttl. „In den rund 40.000 Zahnarztpraxen in Deutschland findet die komplette ambulante zahnärztlichen Versorgung statt.“ (Vonseiten der Zahnärzteschaft war eine Teilnahme an diesem Gipfel, soweit bekannt, im Vorfeld aber auch nicht offiziell gefordert worden.)
Zahnärzteschaft von Versorgungsproblemen ebenso betroffen
Von den Versorgungsproblemen der Zukunft, ebenso wie die der Gegenwart, seien die rund 70.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte ebenso betroffen wie die ärztlichen Kollegen, betonte Öttl. „Wir bedauern es sehr, dass der Minister offenbar keine Zeit und keine Lust hat, sich über die Probleme zu informieren, die das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz und die damit einhergehende Budgetierung in den Praxen ausgelöst hat. Wir haben erwartet, dass einem Gipfel für Ärzte nun Gespräche mit der Zahnärzteschaft folgen. Deshalb fordern wir Minister Lauterbach zum konstruktiven Dialog auf.“
Leistungen nicht mehr wirtschaftlich zu erbringen
Das Versprechen des Ministers, dass es für Patientinnen und Patienten keine Leistungseinschränkungen geben wird, sei jedoch eine Farce. Jeden Tag müssten sie in den Praxen erleben, dass bestimmte Leistungen einfach nicht mehr wirtschaftlich erbracht werden könnten, weil diese schlicht und ergreifend nicht mehr ausreichend bezahlt würden. Das Paradebeispiel für die katastrophalen Auswirkungen der Budgetierung sei die Parodontitis-Behandlung – eine gerade neu überarbeitete Therapiestrecke bleibe buchstäblich auf halber Strecke stecken, weil es kein ausreichendes Budget für die Leistung gebe. „Da muss der Minister erklären, wie er Leistungseinschränkungen verhindern will“, sagt der FVDZ-Bundesvorsitzende.
Ende der Budgetierung für alle Leistungsgebiete
Der FVDZ fordert das Ende der Budgetierung über alle Leistungsgebiete. Die Frustration der niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte ist hoch, denn eine wirtschaftliche Praxisführung sei unter den gegebenen Umständen immer weniger zu realisieren. „Die Kostenseite explodiert, aber man kann das kaum kompensieren“, sagt Öttl. „Das hat Auswirkungen in zwei Richtungen: Zum einen schließen immer mehr ältere Praxisinhaber vorzeitig ihre Praxen, und zum anderen ist die Niederlassung für jüngere Kolleginnen und Kollegen nicht mehr attraktiv. Die Folge wird ein Praxensterben sein – nicht nur, aber besonders auf dem Land. Damit verbunden wird es einen Versorgungsengpass von noch nie da gewesenem Ausmaß geben.“ Auf die immer schwieriger werdende Situation vor allem in den östlichen Bundesländern wegen aufgegebener Praxen ohne Nachfolge hatten zuletzt die Zahnärzte in Sachsen-Anhalt und Sachsen hingewiesen.
Weitere Praxisschließtagen und eingeschränkte Öffnungszeiten angekündigt
Um genau dies zu verdeutlichen, werde es sicher in den nächsten Monaten zu weiteren flächendeckenden Praxisschließtagen und zu Einschränkungen der Öffnungszeiten der Praxen kommen. „Die Versorgung wird dünner, das müssen wir deutlich machen“, betont Öttl. „Mit eingeschränkten Mitteln kann es auch nur eingeschränkte Leistung geben.“