Der Verband Deutscher Dental-Software Unternehmen e.V. (VDDS) ist die Organisation, die seit ihrer Gründung im Jahr 1994 eine zentrale Rolle in der Digitalisierung und Weiterentwicklung der deutschen Zahnmedizin spielt. „Dieser Meilenstein bietet uns die Gelegenheit, auf die beeindruckenden Errungenschaften der vergangenen drei Jahrzehnte zurückzublicken und die Zukunft der dentalen Softwarelandschaft in Deutschland zu beleuchten“, so die langjährige VDDS-Vorsitzende Sabine Zude, anlässlich der Jubiläumsfeier Mitte Oktober in Köln.
Es lag nicht nur an der sportlichen Umgebung, dass Sabine Zude (zugleich Geschäftsführerin von CGM Dentalsysteme) viele Gäste aus so unterschiedlichen und in der Natur der Sache liegend nicht immer einander zugeneigten Bereichen der Softwareindustrie, Standespolitik, Verbände und Zahnärzteschaft im Sport- und Olympiamuseum in Köln begrüßen konnte. Der Abend begann mit einer interessanten Museumsführung, bevor Zude die Gäste auf eine kleine Reise durch die VDDS-Geschichte mitnahm.
Die Gründung und frühe Jahre
Der VDDS wurde 1994 gegründet, um die Interessen der deutschen Dental-Software-Unternehmen zu bündeln und die Zusammenarbeit zwischen Softwareentwicklern, Zahnärzten und anderen Akteuren im Gesundheitswesen zu fördern. In den frühen Jahren bestand die Hauptaufgabe des Verbandes darin, Standards für die Schnittstellen der verschiedenen Softwarelösungen zu entwickeln und zu etablieren. Diese Standards sollten die Interoperabilität und den Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Systemen erleichtern, was letztlich zu einer höheren Effizienz in den Zahnarztpraxen führte. Der Verband konnte bald neue Mitglieder und Partner gewinnen.
Schnittstellen und neue Standards
Ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des VDDS war die Einführung des VDDS-media-Standards im Jahr 2000, der die Grundlage für einen reibungslosen Datenaustausch zwischen Praxisverwaltungssystemen und Diagnosegeräten schuf. Dieses Protokoll ermöglichte es Zahnärzten, patientenbezogene Daten und Bilder nahtlos in ihre digitalen Arbeitsabläufe zu integrieren, was die Qualität der Patientenversorgung erheblich verbesserte.
Neue digitale Anwendungen für die Praxis anbinden
In den folgenden Jahren setzte der VDDS auf die kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung seiner Standards, um den wachsenden Anforderungen der digitalen Zahnmedizin gerecht zu werden. Die Einführung der VDDS-RZ-Schnittstelle (regelt den Datenaustausch zwischen der Praxis und den Rechenzentren/Abrechnungsgesellschaften) und VDDS-transfer Schnittstelle (stellt sicher, dass die wichtigen Patienten- und Leistungsdaten von einer PVS zu einer anderen PVS übertragen werden können) sind nur einige Beispiele für die Innovationskraft des Verbands.
Erfolgsprojekt EBZ
Das zuletzt entwickelte erfolgreiche Projekt mit Vertretern vom VDDS, dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV) und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) ist die Einführung des EBZ (elektronisches Beantragungs- und Genehmigungsverfahren). Es wird von der Zahnärzteschaft hochgelobt und zu Recht von der KZBV als „digitales Leuchtturmprojekt für den Berufsstand“ bezeichnet wird. Der Austausch der Informationen zwischen Praxis und den Krankenkassen erfolgt über KIM (Kommunikation im Medizinwesen). Im Gegensatz zu den Ärzten profitierten die Zahnärzte von KIM diesbezüglich deutlich mehr, so Zude.
Datenschutz und Datensicherheit: Herausforderungen und Lösungen
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens brachte auch Herausforderungen mit sich, insbesondere im Bereich der Datensicherheit und des Datenschutzes. Der VDDS habe sich stets dafür eingesetzt, dass höchste Sicherheitsstandards eingehalten werden, um die sensiblen Daten der Patienten zu schützen.
Erfolgsfaktor ist die enge Zusammenarbeit mit allen Partnern
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor des VDDS war stets die enge Zusammenarbeit mit anderen Organisationen und Institutionen im Gesundheitswesen. Durch Partnerschaften mit zahnärztlichen Berufsverbänden und der guten Kooperation mit der KZBV und der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), mit den Kassenzahnärztlichen Vereinigungen und Landeszahnärztekammern konnte der VDDS sicherstellen, dass seine Standards und Lösungen den aktuellen Erkenntnissen und den praktischen Bedürfnissen der Zahnärzte entsprechen.
Blick in die Zukunft: KI, Telemedizin und personalisierte Medizin
„Während wir das 30-jährige Bestehen des VDDS feiern, richten wir unseren Blick auch auf die Zukunft. Die Digitalisierung der Zahnmedizin ist längst nicht abgeschlossen, und der Verband wird weiterhin eine führende Rolle bei der Entwicklung neuer Technologien und Standards spielen. Künstliche Intelligenz, Telemedizin und personalisierte Zahnmedizin sind nur einige der Bereiche, in denen der VDDS in den kommenden Jahren aktiv sein wird“, so Zude.
Anbindung der Dentallabore nächstes Projekt
Aktuell wurde in einem Arbeitskreis mit Mitgliedern des VDDS, des Verbands Deutscher Zahntechniker-Innungen (VDZI) und der KZBV an einer neuen Schnittstelle für den elektronischen Datenaustausch zwischen Zahnarztpraxis und Dentallaboren, „eLABZ“, gearbeitet. Diese Schnittstelle befindet sich derzeit beim GKV-SV, eine Freigabe für den Einsatz wird in Kürze erwartet.
Im Gegensatz zu den Zahnärzten ist der Einsatz der Telematikinfrastruktur in den Dentallaboren nicht verpflichtend, sondern freiwillig. „Wir glauben jedoch, dass die Nachfrage von der Zahnärzteschaft kommen wird“, betont Sabine Zude. Denn schließlich habe die Einführung von EBZ gezeigt, dass jede Menge Papier, Druckertoner und Porto eingespart werden können, was auch im Sinne des Umweltschutzes ist. Aber auch die automatische Speicherung der elektronischen Daten im PVS sowie eine geringere Fehleranfälligkeit (die beim manuellen Zuordnen entstehen können) seien große Vorteile des elektronischen Verfahrens.
Dank an die Menschen hinter den Projekten
„Das 30-jährige Jubiläum des VDDS ist nicht nur ein Anlass zum Feiern, sondern auch ein Moment, um den vielen Menschen zu danken, die durch ihre Arbeit und ihr Engagement die deutsche Zahnmedizin vorangebracht haben. Wir freuen uns auf die nächsten Jahrzehnte voller Innovationen und Verbesserungen im Dienst der Gesundheit und des Wohlbefindens der Patienten“, so Zude.
Partner des Verbands bedanken sich
Für den VDZI war Vizepräsident Klaus Bartsch gekommen und lenkte in seinem Grußwort den Blick auf die Welt der Zahntechnik. Er habe noch in der analogen Welt begonnen, so Bartsch- Der erste Rechner im Labor verfügte noch über ein 5 ¼-Zoll-Laufwerk, er hatte eine solche „Scheibe“ oder Floppy-Disk auch mitgebracht. Bartsch bedankte sich beim VDDS für die sehr gute Unterstützung bei der Entwicklung der neuen Schnittstelle „eLABZ“. Der VDZI stehe der Einführung sehr positiv gegenüber. Die Dentallabore können schon seit einiger Zeit die Bezuschussungen für die Einführung der Telematikinfrastruktur auf der GKV-SV-Seite beantragen, wie er berichtet.
Enge Zusammenarbeit für Praxen sehr wichtig
Dr. Angelika Brandl-Riedel, Vorsitzende des Vorstands Deutscher Zahnärzte Verband e.V. (DZV), betonte, dass der DZV mit dem VDDS seit vielen Jahren sehr gut vernetzt ist und man von gegenseitiger Unterstützung profitiere. Sie habe als erste Praxis in Düsseldorf mit digitalem Röntgen begonnen und verzichtete dafür erst mal auf die Anschaffung neuer Behandlungsstühle. Sie habe somit vom ersten Tag in der Selbständigkeit von der digitalen Welt profitiert.
In den vergangenen Jahren nehme die Schnelligkeit immens zu, daher freue sie sich als Anwenderin, aber auch als Vorsitzende des DZV über die starken Partner des VDDS. Letztlich benötige man die Unterstützung der Softwarehäuser, um die ganzen Themen gut in den Arbeitsalltag zu integrieren.
Zeitkritische Projekte des Ministeriums belasten alle
Für die KZBV war die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Ute Maier, zuständig unter anderem für die Vertragstelematik, als Gast gekommen. Sie berichtete über die gute Zusammenarbeit mit den VDDS-Mitgliedern in unterschiedlichen Arbeitsgruppen. Nicht nur die VDDS-Hersteller, auch die KZBV würden mit zeitkritischen Projekten seitens des Bundesgesundheitsministeriums überrollt. Daher sei eine gute Zusammenarbeit sehr wichtig. Aktuell investiere die KZBV viel Zeit in die Zertifizierung der Softwarehäuser hinsichtlich der Systemwechselschnittstelle, die ab 2025 vom Kompetenzzentrum für Interoperabilität übernommen wird. Zude dankte für den VDDS für diese von der KZBV geleistete Arbeit.
Mehr Praxisinhaberinnen: Perspektiven der Frauen einbeziehen
Und auch die nächste in der Rednerliste war eine Zahnärztin: Dr. Rebecca Otto, Präsidentin des Verbands der ZahnÄrztinnen (Dentista e.V.). Sie sprach über die Beweggründe für die Gründung des Vereins Dentista. Die Zahnärzteschaft sei in den vergangenen Jahren zunehmend weiblicher geworden. Das verändere auch die Praxisstrukturen und die Ansprüche und die Art der Praxisführung. Daher sei es unerlässlich, auch die Perspektive von Frauen in Fragen der Digitalisierung und Vernetzung einzubeziehen. Otto dankte allen Herstellern von Praxisverwaltungssoftware im VDDS für ihren stetigen Einsatz, denn es sei für alle Beteiligten eine Herausforderung, die vielen neuen Anwendungen und Aufgaben gemeinsam umzusetzen.
Die Gäste nutzten ausgiebig die Gelegenheit, die Themen und das Netzwerken am Abend im festlichen Rahmen fortzusetzen.