Die wirtschaftliche Stimmung in der ambulanten Versorgung ist auch im 4. Quartal 2022 erneut gesunken – allerdings weniger stark als in den vorherigen Quartalen. „Der freie Fall aus dem dritten Quartal ist deutlich gebremst“, berichtet Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit.
Vor allem die Erwartung für die kommenden sechs Monate hat sich verbessert: Acht von zehn Teilgruppen sind aktuell zuversichtlicher gestimmt als im vorherigen Quartal. „Grund zum Jubel ist das allerdings nicht, denn die Werte bewegen sich trotz des Anstiegs immer noch auf einem sehr pessimistischen Niveau“, so Prof. Dr. Dr. Obermann. Die Heilpraktikerinnen/Heilpraktiker sind aktuell die einzige Gruppe mit einem insgesamt positiven Medizinklima.
Gedämpfte Zufriedenheit bei einigen Teilgruppen
Lichtblicke gibt es bei den Hausärztinnen und -ärzten, Psychologischen Psychotherapeutinnen/-therapeuten und Heilpraktikerinnen/Heilpraktikern: Dort bewerten aktuell mehr Befragte ihre wirtschaftliche Lage mit „gut“ als mit „schlecht“. Dennoch ist ein erheblicher Teil der Ärzte nicht zufrieden – bei den Hausärztinnen und -ärzten beispielsweise ein Fünftel, bei den Fachärztinnen/-ärzten sogar ein Drittel. Bei den nichtärztlichen Heilberuflern sieht es noch schlechter aus: Hier bewerten zwischen rund 25 und 45 Prozent der Befragten ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als schlecht.
Zahnärztinnen und Zahnärzte erwarten schlechtere Situation
Bei den Zahnärztinnen und Zahnärzten hat sich die Stimmung gegenüber dem schon deutlichen Abschwung im 3. Quartal 2022 noch einmal leicht verschlechtert. Lag der Index im 4. Quartal 2021 noch bei positiven 5,9, sacke er von -7,0 im 1. Quartal 2022 auf -14,9 (2. Quartal) und -39,9 (3. Quartal) auf nun -41,3. Noch schlechter ist nur die Stimmung bei den Fachärztinnen/Fachärzten und bei den Apothekern.
Gefragt nach den wirtschaftlichen Erwartungen für 2023 erwarteten nur 3 Prozent der Zahnärzte eine Verbesserung, 27,3 Prozent eine gleichbleibende Lage und 69,7 Prozent eine ungünstigere Entwicklung. Auch die Haus- und Fachärzte erwarten zu mehr als 68 beziehungsweise mehr als 71 Prozent eine ungünstigere Entwicklung. Hintergrund dürfte das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz mit seinen Kürzungen für die ambulante Versorgung sein. Das Gesetz betrifft auch die Apotheker. Sie erwarten zu 93,5 Prozent, das sich ihre wirtschaftliche Lage verschlechtern wird.
Innehalten und über grundlegende Änderungen nachdenken
Angesichts der Entwicklung des Medizinklimas in den vergangenen Quartalen wäre laut Prof. Dr. Dr. Konrad Obermann eine grundlegende Diskussion über das deutsche Gesundheitssystem angebracht: „Die anhaltende schwierige wirtschaftliche Lage der meisten Heilberuflerinnen und Heilberufler ist eine Kombination aus verschiedenen Faktoren. Die klassischen, kleinteiligen und technokratischen Herangehensweisen in der Gesundheitspolitik scheinen an ihre Grenzen zu stoßen. Es ist an der Zeit, tatsächlich über grundlegende Änderungen nachzudenken, wie es viele Experten bereits fordern.“
Den vollständigen Bericht und Kommentar von Prof. Obermann gibt es auf der Internetseite der Stiftung Gesundheit.